Streetart: Kamil Escruela und die Energie der Straße –

Kamil Escruela Bilder sind farbenfrohe Zeugnisse ihrer Zeit, Foto Escruela
Vom Zug zur Leinwand
Kamil Escruela hat nicht geplant, Künstler zu werden. Doch als er mit 16 Jahren in den Straßen Poblenous Menschen beim Sprühen beobachtete, war es um ihn geschehen. „Ich habe dort Leute Graffiti malen sehen, das hat meine Aufmerksamkeit gewonnen, und ich wollte es auch machen“, erinnert er sich. Was damals aus purer Neugier begann, wurde zu einer Leidenschaft, die sein ganzes Leben bestimmen sollte.
Zehn Jahre lang war Escruela Teil der Graffiti-Szene. Er sprühte an Wände, auf Züge, auf alles, was Raum für Farbe bot. „Es war nie meine Idee, Künstler zu werden“, sagt er heute. „Dieser Weg hat mich einfach zur Kunst gebracht. Durchs Graffiti bin ich zu meiner heutigen Arbeit gekommen.“ Graffiti war seine Schule, seine Akademie, seine Sprache. Er war nie an einer Kunstakademie. Stattdessen lernte er auf der Straße, durch Beobachtung, durch Wiederholung.
Den Wendepunkt brachte seine damalige Freundin, die Kunst studierte. „Durch sie habe ich die Kunst entdeckt und ich habe die Techniken, die ich durchs Graffiti gelernt habe, in meine Kunst übertragen.“ Heute bezeichnet Escruela seinen Stil als naiv, ehrlich, spontan und spielerisch. Er malt Figuren und Szenen, die in kräftigen Farben und klaren Konturen entstehen mit einer Energie, die das Leben selbst zu feiern scheint.
„Wenn ich male, weiß ich nicht, was passiert. Ich spiele mit den Farben, improvisiere, habe einfach Spaß“, beschreibt er seinen Schaffensprozess. Für ihn ist Kunst vor allem eines: ein Spiel. „Meine Kunst hat keine tiefere Bedeutung. Es geht ums Spielen, ums Glücklichsein.“
Doch seine Leichtigkeit täuscht nicht über die Ernsthaftigkeit hinweg, mit der Escruela seine Arbeit betrachtet. „Meine Kunst ist meine Form zu leben. Sie ist der Grund, jeden Tag aufzustehen. Ich habe das Glück, genau das machen zu dürfen, was mich glücklich macht.“ Heute versteht sich der Künstler als Straßenkünstler und nicht mehr als Graffitero, aber er ist der Szene weiterhin verbunden. „Der Unterschied ist klar: Graffiti beschäftigt sich mit Schriften und passiert illegal. Street Art kann auch illegal sein, aber sie will etwas ausdrücken. Graffiti ist pures Bedürfnis, ein Ausdruck des Ichs. Für die Gesellschaft ist es oft eine Verschmutzung, für die Graffiteros ist es überlebenswichtig.“ Für Escruela sind beide Ausdrucksformen wichtig und beide verdienen Respekt.
Gerade diese doppelte Perspektive – aus der Szene kommend, aber inzwischen fest im Kunstbetrieb angekommen – macht Escruela zu einer wichtigen Stimme seiner Generation. Er arbeitet heute für Firmen, verkauft Leinwände, gestaltet Wände und bemalt öffentliche Räume. Trotzdem sagt er: „Ich habe großen Respekt vor allen, die Graffiti machen. Ich komme aus dieser Welt, und deswegen werde ich auch von ihr respektiert.“
Seine Karriere entwickelt sich stetig weiter: Im November zeigte er seine Werke auf einer Kunstmesse in Los Angeles, im Dezember bemalt er mit einem Freund am Río Besòs eine Wand, und im kommenden Jahr steht eine Soloausstellung bei Artquemy in Barcelona an. „Ich merke einfach, dass jedes Jahr ein bisschen mehr passiert. Es kommen neue Projekte, neue Orte, neue Menschen“, sagt er mit einem Lächeln. Wer seine Bilder sieht, erkennt sie sofort. Sie sind farbenfrohe, ehrliche, lebendige Zeugnisse einer Kunst, die aus der Straße kommt und doch weit darüber hinausgeht. Graffiti war für Kamil Escruela nicht nur Anfang, sondern Inspiration: ein Sprungbrett, um den eigenen Ausdruck spielerisch und farbenfroh in die Welt zu bringen.
von Yasmina Abd Elrahman, November 2025
Kontaktinformationen:
Instagram: @camilescruela
Artquemy Gallerie Barcelona:
https://artquemy.com/artists/camil-escruela/
Schlagwörter: Malerei
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