Eine kleine Postgeschichte
Eigentlich ist es kein grösseres Problem, seine Briefe bei der Post abzugeben. Man geht zum Schalter, legt seine Briefe hin, fragt nach den passenden Briefmarken, zahlt, klebt die Marken auf und ab geht die Post. Aber manchmal entwickeln sich die Dinge etwas komplizierter. Sagen wir mal, man möchte an mehrere Leute den “Taschenspiegel” verschicken. Der ist ja nun ein bisschen grösser als ein normales Briefchen. Also geht man mit einem Musterumschlag zur Post, um einige Informationen einzuholen. So ein grosser Umschlag ist natürlich teurer, als ein Brief. Aber bei hundert Umschlägen bekommt man einen verbilligten Tarif. Die katalanische Post ist sehr informationsfreudig und so kommt noch ein zweiter Angestellter hinzu, um mitzuteilen, dass der Umschlag aber nicht mehr als 95 Gramm wiegen und die Grösse von 32 x 24 cm nicht überschreiten darf. Einer der beiden erklärte noch, dass Katalonien 3 Tarifzonen hat, das heisst, einmal Barcelona, das kostet 55 cent und der Rest Kataloniens aufgeteilt in Ortschaften unter oder über 20.000 Einwohner, da kostet das Verschicken 65 cent. Ein freundliches Lächeln, die Informationen scheinen damit abgeschlossen zu sein. Hiess es gerade nicht noch 3 Tarifzonen? Was ist mit der dritten? Aber Glücklicherweise taucht gerade die Chefin auf, um sehr verbindlich zu fragen, um was es hier geht. Sie wiederholt nochmal die bereits gegebenen Informationen, liefert aber darüber hinaus durchaus noch Wissenswertes zum Abschicken von 100 Umschlägen dazu. Es darf auf keinen Fall der Aufdruck “Publicorreo óptimo” fehlen und der Umschlag muss offen bleiben. “ Naja, Sie können ein kleines Stückchen Tesafilm verwenden”. War es das jetzt oder kommt gleich noch jemand, der einen wichtigen Zusatz kennt, der von den anderen vergessen wurde? Vielleicht das mit dem dritten Tarif?
Das Eintüten, Adressenschreiben und mit Aufdruck versehen dauert eine Weile, dann sind 60 Exemplare für Barcelona und 40 für die Provinz sendebereit. Bei der Post muss man diesmal leider etwas Schlange stehen, aber dann liegen die 2 dicken Stapel auf dem Tresen. Der Postbeamte (offensichtlich ein neuer Kollege) schaut etwas verwirrt auf die Sendung, holt einen dicken Wälzer aus der Schublade und fängt an, die Bedingungen für “publicorreo óptimo” laut vorzulesen. Mit den Provinzen scheint es einige Schwierigkeiten zu geben. “Escoltá” ruft er einem Kollegen zu “Granollers té més o menys de vint mil habitants”? (Hat Granollers mehr oder weniger als 20000 Einwohner?) “ I jo que sé” (was weiss ich) ist die Antwort. “ Wieviel Einwohner hat Gavá, weniger als 20000? Hat Terrassa mehr? oder Manresa? Und Valldoreix “? Weder die anderen Mitarbeiter noch der dicke Wälzer scheinen irgendwie eine befriedigende Antwort zu wissen.”Gavá, Sitges, Sant Cugat es Barcelona o no?” “Pot sé”. Geduld, Geduld, er wird es schon noch herausfinden. Aus der Schlange hinter dem Schalter sind inzwischen genervte Seufzer zu hören. Der Beamte konzentriert sich noch einmal auf sein dickes Buch, klappt es dann entschlossen zu , schaut nochmal schnell zu seinen beschäftigten Kollegen, zuckt mit der Schulter und meint dann: Wissen Sie was, ist alles Barcelona, 55 cent pro Stück ¡
Dixi Greiner
Schlagwörter: Moderne Welt