Strandkrise – wenn der Sand plötzlich weg ist
Immer mehr Strände in Katalonien schrumpfen durch enormen Sandschwund und das macht die Menschen betroffen – emotional, aber auch ökonomisch, denn für den Tourismus sind die weiten Sandstrände essentiell.
Die verfrühten sehr warmen Sonnentage im April dieses Jahres lockten die ersten Badegäste an die Strände – so wie auch mich. Voll Vorfreude wurde die Badetasche gepackt, Strandstühle und Sonnenschirm geschultert und auf ging es an den Strand nach Altafulla. Der kilometerlange breite Sandstrand lädt nicht nur zum Sonnenbaden und Schwimmen ein, sondern auch zu wunderbaren Strandspaziergängen. Aber kaum angekommen, kam auch schon die Ernüchterung. Vor der Promenade war gerade mal ein schmaler Streifen Sand zu sehen und Richtung Tamarit war der sonst so breite Strand um gut zwei Drittel geschrumpft. Mein erster Gedanke zur Erklärung dieser starken Veränderung war: Ist der Meeresspiegel angestiegen? Waren Winterstürme für den Schwund verantwortlich? Bis dann doch der Verdacht aufkeimte: Ist das wiederum ein menschengemachtes Problem? Meine Recherche bestätigte leider diese Vermutung. Denn eigentlich können Strände dem Meeresspiegelanstieg und Unwettern standhalten, wenn sie genug Platz haben. Klingt erst einmal unverständlich, aber dadurch, dass die ursprünglichen Dünen oft zu Promenaden umgewandelt wurden, fehlt dieser Platz und behindert die natürliche Sandablagerung. Was im Winter erodiert ist, könnte ansonsten im Sommer wieder angespült werden. Einerseits fehlen durch das Zube-tonieren der Küste die erwähnten Dünen als Sandlieferanten und andererseits bringen die Flüsse kaum mehr Sedimente mit, da diese in den zahllosen Staudämmen im Hinterland hängen bleiben.
Renaturierung ist hier das Zauberwort und wohl die einzige nachhaltige Lösung. Kurzfristig versucht man das Problem mit sehr teuren Sandaufschüttungen zu beheben. Letzteres konnte ich dann im Juni in Altafulla beobach-ten. Kaum am Strand angekommen, musste ich frustriert feststellen, dass das Betreten des Strandes verboten war. Warum wurde schnell augenscheinlich. Jede Menge riesige Lastwagen transportierten beziehungsweise luden tonnenweise Sand am Strand ab, um diesen für den Sommer und die Badegäste wiederherzustellen. Eine Sisyphusarbeit, wenn man keine dauerhafte Lösung findet. Anders als bei anderen Umweltsünden habe ich dennoch Hoffnung auf Abhilfe, denn ausnahmsweise sind hier die ökonomischen Interessen des Tourismus im Einklang mit dem Naturerhalt. Es lebe der Sand-strand!
Von Uta Illing, OKtober 2024
Schlagwörter: Katalonien, Umwelt, Unterwegs