Wo die wilde Küste sanft wird
Sant Feliu de Guixols ist ein kleiner Ort an der Costa Brava, der sich um eine Bucht mit schönem Sandstrand schmiegt. Bis in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde der Ort von der Korkindustrie getragen. Nach dem spanischen Bürgerkrieg stellte sich der Ort ganz auf Tourismus um. Dabei liegt das Augenmerk nicht auf Massentourismus, es wird viel mehr ein familiärer Charakter gepflegt. Die meisten Touristen sind Spanier oder, wegen der nahen Grenze, Franzosen, die hier ein Feriendomizil besitzen.
Die Kleinstadt, die ihren Namen dem Heiligen Felix von Afrika verdankt, bietet alles, was man sich für einen Wochenendausflug oder einen kurzen Ferientrip wünscht. Es gibt einen für ein bis zwei Tage kostenfreien Campingstellplatz und mit der Busstation eine gute Anbindung an Barcelona und Gi-rona. Wer sich etwas Luxus gönnen möchte, nimmt sich im Spa-Hotel Eden Roc ein Zimmer mit Meerblick und lässt sich ayurvedisch verwöhnen.
In Sant Feliu hat man Berge, Meer und Kultur eng beieinan-derliegend, so dass jedes Familienmitglied auf seine Kosten kommt. Der Strand lädt im Sommer zum Baden ein, doch man kann auch einen Segelkurs machen oder ein Segelboot oder Kajak mieten und aufs Meer hinausfahren. Die Bucht wird zum Meer hin durch eine begehbare Hafenmole mit einem kleinen Leuchtturm befriedet. So kann man quasi um die gesamte Bucht herumlaufen, was insbesondere in der Dämmerung mit den Spiegelungen der Hafenbeleuchtung im Wasser unbeschreiblich aussieht.
In der Steilküste gibt es einen Kletterweg, die Via Ferrada, die einzigartig in Europa ist. Hier kann man geführt eine schöne Klettererfahrung machen, die nicht allzu zeitintensiv ist, aber einige tolle Ausblicke erlaubt, denn man klettert direkt über dem Meer.
Man kann aber auch auf dem Camino de Ronda wandern, den wir schon einmal im TaschenSpiegel vorgestellt hatten. Eine interessante Teilstrecke führt direkt von Sant Feliu in ca. einer Stunde hinüber nach Sant Pol, wo man direkt am Strand in einem Restaurant einkehren und ausruhen kann, bevor man den Rückweg antritt. Für diesen Weg sollte man gutes Schuhwerk einplanen, denn er ist sehr unterschiedlich beschaffen, verläuft mal über steile Treppen, mal zwischen Baumwurzeln und Felsen, aber auch mal auf einer gut ausgebauten geraden Strecke entlang der Steilküste. Der Pfad ist extrem abwechslungsreich, führt zum Schluss sogar durch einen Tunnel. Man kann allerdings überall eine Verschnaufpause einlegen und die herrliche Aussicht auf das Meer genießen. Die Strecke heißt auch die Ruta dels Miradors. An ausgewählten Aussichtspunkten gibt es kleine Infotafeln zu verschiedenen althergebrachten Berufen, die traditionell von Frauen ausgeübt wurden. Sie sollen an die vielen anonymen Frauen und ihren Kampf um die Gleichberechtigung erinnern. Für den Rückweg ist es schön, wenn man in den Sonnenuntergang hineinläuft. Dann begrüßt ein Sant Feliu in einer ganz besonderen Atmosphäre. Extrazeit für Fotoshooting sollte auf jeden Fall eingeplant werden.
In die andere Richtung kann man hinauf zur Ermita de Sant Elm spazieren. Im 15. Jahrhundert errichtet, wurde sie von den Franzosen Ende des 18. Jahrhunderts geschleift, jedoch 1923 wieder aufgerichtet. Sie ist eingerahmt von einem Mirador, der einen Panoramablick über die Küste von Palamos bis Tossa de Mar bietet. Kulturelles Erbe hat Sant Feliu zum einen durch sein Romanisches Benediktinerkloster zu bieten, dessen Porta Ferrada aus dem 10. Jahrhundert das Wahrzeichen des Ortes ist.
Privatsammlung Rat Penat
Mein persönliches Highlight ist allerdings die Privatsammlung Rat Penat. Sie ist der Geheimtipp von Sant Feliu de Guixols. Etwa 600 Meter ins Hinterland hinein zwischen einigen landwirtschaftlichen Gehöften hat sich ein Mosaikkünstler über Jahrzehnte an einem Haus verewigt und es über und über mit Blumen, Drachen und kleinen Gestalten verziert. Er nennt sich selbst Rat Penat, die Fledermaus (die ja auch das Wappentier von Barcelona ist) und arbeitet tagein tagaus in seiner Werkstatt. Im Inneren des Hauses gibt es ein Museum, das uns den Alltag der Fischer in den letzten Jahrhunderten näherbringt. Hier finden sich unzählige liebevoll gearbeitete Miniaturboote und -schiffe, eine nachgestellte Stube einer Fischerfamilie und vieles mehr, was der Entdeckung harrt. Das Museum öffnet unregelmäßig. Am besten folgt man Rat Penat auf Facebook, um zu erfahren, wann es wieder einen Termin gibt. Im Facebook lebt er noch eine andere künstlerische Ader aus, indem er kleine Geschichten schreibt. Die Außenfassade des Hauses mit seinen Mosaiken kann man jedoch jederzeit bewundern. Am besten, wenn die Sonne bereits tief steht, denn dann scheint sie durch die verschiedenen Glaselemente und lässt sie märchenhaft aufleuchten. Dann spürt man den sanften Zauber, den der Künstler eingefangen hat, um ihn uns zu zeigen.
Von Kati Niermann, Februar 2023
Schlagwörter: Katalonien, Unterwegs