Eine lange Leitung -100 Jahre Telefónica
Im Jahr 1924 beginnt die Geschichte der Telefonica, die damals noch Compañía Telefónica Nacional de España (kurz CTNE) hieß.
Im Gegensatz zur deutschen Telefongesellschaft begann CTNE als privates Unternehmen mit einem aus heutiger Sicht bescheidenen Kapital von einer Million Peseten (das entspricht etwa 6.000 Euro). Die Gesellschaft schloss einen Vertrag mit dem spanischen Staat und garantierte, die Telefone auf das ganze Land auszudehnen und gleichzeitig alle Arbeitsplätze zu erhalten. Neue Leitungen wurden von Stadt zu Stadt verlegt bis hin zum ersten Unterseekabel zwischen Europa und Afrika (von Algeciras nach Ceuta). So konnte der marokkanische König schon 1924 mitten im Krieg in Marokko von seinem Sommersitz im Ort Tetouan aus telefonieren.
1926 gab es dank CTNE bereits 100.000 Telefonanschlüsse und es konnte munter mit verschiedenen Ländern in Europa telefoniert werden. Bereits 3.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen waren in dem jungen Unternehmen beschäftigt. Schnell wuchs das Unternehmen zum unangefochtenen Herrscher über die spanischen Telefonleitungen heran. Im 2.Weltkrieg baute CTNE die Verbindungen nach Übersee aus. Dann 1946 unter Franco wurden 80 Prozent des Unternehmens verstaatlicht.
In den 1980er Jahren nach dem Beitritt Spaniens zur EU begann eine Privatisierungswelle, in deren Verlauf erste Beteiligungen des Unternehmens wieder in private Hände verkauft wurden. Unter José Maria Aznar vollzog sich 1997 die komplette Privatisierung der Telefónica. In dieser Zeit expandierte das Unternehmen stark nach Südamerika, und mit Beginn der Jahrtausendwende begann eine Welle von Übernahmen und auch Veräußerungen.
Besondere Meilensteine waren dabei die Übernahme des britischen Mobilfunkriesen O2 im Jahr 2006 und die Übernahme des deutschen Anbieters E-Plus im Jahr 2014. Heute ist Telefónica ein weltweit operierender Telekommunikationskonzern mit Fokus auf Spanien, Großbritannien, Deutschland sowie Mittel- und Südamerika. Das Unternehmen ist in 12 Ländern aktiv und beschäftigt über 100.000 Mitarbeiter, ein Gigant auf dem globalen Telekommunikationsmarkt.
Es ist übrigens noch keine 90 Jahre her, dass unter Franco im Jahre 1938 verheirateten Frauen die Berufstätigkeit verboten wurde. Ein schwerer Schlag für die Telefónica, denn es mussten Hunderte Telefonistinnen der CTNE ihre Arbeit aufgeben. Das letzte „Frollein“ vom Amt wurde 1988 in einem kleinen Ort bei Granada verabschiedet.
Von Gaby Götting, Mai 2024
Schlagwörter: Frauen, Geschichte, Kultur, Moderne Welt