Joaquin Sorolla in Barcelona:
Kunst und Unterhaltung
Barcelona hat den spanischen Impressionisten Joaquin Sorolla (27.2.1863 – 10.8.1923) mit einer großen Ausstellung zum 100. Todestag gewürdigt.
Der in Valencia geborene Künstler ist besonders durch seine mediterranen Strandbilder berühmt geworden. Er hat durch innovative Nutzung von Licht und Farbe seinen eigenen Stil geprägt. Licht wird bei ihm zu Kunst. Nach einer ersten Ausbildung in Valencia geht er nach Madrid. Dort lernt er die alten Meister im Prado kennen. Besonders nach dem intensiven Studium von Diego Velazquez verfeinert er seinen Porträtstil. Bald erhält er bis in die höchsten Kreise Porträtaufträge, auch vom spanischen König Alfonso XIII. Zu Ruhm und Geld gekommen erwirbt er ein Ferienhaus in Cercedilla in Zentralspanien.
Sorolla, der schon sehr früh seine Eltern verloren hat, ist mit seiner Frau und den drei Kindern ein überzeugter Familienmensch. Die ganze Familie steht immer wieder Modell für seine Bilder. Sorolla ist viel gereist, er hatte auch dank der Hispanic Society of America eine Einladung nach New York bekommen, wo er unter anderem den amerikanischen Präsidenten Wilhelm Howard Taft porträtierte. In Deutschland wurde er einem breiten Publikum erst 2016 bekannt, als er in der Kunsthalle München seine erste Einzelausstellung in Deutschland hatte.
Wie also soll man einen Künstler würdigen, der schon lange kein Geheimtipp mehr ist und mit Dauerausstellungen in seiner Geburtsstadt Valencia und Madrid, hier wurde sein Wohnhaus zum Museum umgebaut, gewürdigt wird. Im Prado gibt es 23 Werke von ihm, wobei hier der Schwerpunkt mit 18 Werken eindeutig bei den Porträts liegt.
Barcelona besitzt keine permanente Sammlung, hatte aber bis zum 15. September eine Schau mit seinen Werken präsentiert. Im Centre d’Art Amatller fand mit ‚Eine neue Dimension‘ eine immersive Ausstellung zum Leben und Werk Sorolla‘s statt. Immersive Ausstellungen werden bei einem breiten Publikum immer beliebter; klassische Ausstellungen mit Original- werken der Künstler erreichen in der Regel weniger Aufmerksamkeit. Was aber ist der Unterschied, was macht den Reiz und die große Attraktivität immersiver Ausstellungen aus?
Immersion bedeutet Eintauchen in virtuelle Realitäten. Bei ‚Eine neue Dimension‘ konnte der Besucher mit der Hilfe von Videoinstallationen und 3D Brillen Teil des täglichen Leben Sorollas, genauso wie seines Werkes werden. Bei immersiven Ausstellungen kann man entweder in Form von projizierten und animierten Werken oder physisch, indem man die Werke anfassen und betreten kann, Teil der Schau sein. Partizipative Ausstellungen erschließen den Museen eine neue und meist jüngere Klientel. Es gibt immer neue Konzepte, die ein möglichst breites Publikum ansprechen sollen. Kunst als Wellnesskonzept und das Museum als Wohlfühlort verbunden mit Musik und Kunsttherapie. Heute müssen Ausstellungen ‚instagrammable‘ und ‚tiktokable‘ sein. Die Besucher liegen und sitzen in den Ausstellungen und verschmelzen mit den Werken.
Sind diese multimedialen Ausstellungen nun das Ende der herkömmlichen Ausstellungen, in denen man Originalwerke bewundern kann. Sicher gibt es zwei Lager, einmal die Befürworter der klassischen und die der immersiven Ausstellungen. Beide Formen haben ihre Berechtigung. Klassische Ausstellungen wird es wohl immer geben. Immersive Ausstellungen werden sicher einem größeren Wandel unterliegen. Welchen Kunstgenuss man bevorzugt muss jeder für sich entscheiden. Ist es nicht ein wenig wie in der Musik? Auch hier gibt es ein breites Spektrum, vom Liederabend bis hin zu den Megaevents von Superstars wie Adele oder Tayler Swift, vom klassischen Konzert zum immersiven Event.
Alle Kunstformen haben ihre Berechtigung. Am wichtigsten ist es, dass man frei entscheiden kann, welche Ausstellung, welches Konzert oder welchen Event man besuchen möchte.
Von Gabriele Jahreiß, Kunsthistorikerin, Oktober 2024
Schlagwörter: Katalonien, Kultur, Museen und Sehenswürdigkeiten