Port Olímpic – aufgehübscht
Im April 2020 gab das Ayuntamiento von Barcelona die Um-gestaltung des Port Olímpic in Auftrag. Zu isoliert, zu wenig genutzt, zu uninteressant war er in den 30 Jahren seit seiner Erbauung 1990 für die Olympischen Spiele geworden. Jetzt sollte das Objekt wieder ein zentraler Punkt in Barcelona werden. Ein urbaner Platz für Nautik und Gastronomie und „ökonomisch blau“ sollte er werden.
20.000 m² wurden dafür renoviert. Es wurde ein neuer Zugang von der Stadtseite geschaffen, der den Olympiahafen mit den Olympischen Dorf verbindet. Außerdem gibt es eine direkte Verbindung zur Playa Nova Icària. Von nunmehr drei Seiten begehbar wurde die Isolation aufgebrochen, die bis-her den Port Olímpic kennzeichnete.
Der Moll de Mestral, der nach dem Wind benannte Kai, ist jetzt ein 8.000 m² großer Platz, der durch kleine Ruheinseln unterbrochen wird. Er verleiht dem Ort Weite und Luftigkeit. Der Moll de Gregal, der im rechten Winkel abgeht, wurde wortwörtlich in einen gastronomischen Balkon verwandelt. Hier sollen im Verlauf der nächsten Wochen nach und nach 11 Restaurants eröffnet werden. Das „Superlocal“, dessen Name hoffentlich hält, was er verspricht, und das „Casa Car-men“ waren schon Anfang September geöffnet. Für den kleinen Hunger gibt es dazwischen sogenannte „tiendas gastronomicas“, wie eine Eisdiele und eine Empanaderia. Wohl-positionierten Treppen und Aufzüge machen den schnellen Wechsel zwischen den Ebenen möglich. Das emblematische Centro Municipal de Vela, das auch nach Effizienz- und Nachhaltigkeitsgesichtspunkten renoviert wurde, ist dadurch auch leicht zugänglich. Es hat sich in den wenigen Wochen seit seiner Neugestaltung bereits zu einem Selfiespot entwickelt.
Der Dic de Recer, eigentlich ein künstlich angelegter Schutz-deich für den Hafen, wurde in eine 500 m lange Flaniermeile mit Ausblick auf die zahlreichen Regatten, die derzeit in Barcelona stattfinden, umgewandelt. Hier kann man zum Beispiel ganz kostenlos den „America’s Cup“ verfolgen und hat fast den selben Blick wie aus der VIP-Lounge nebenan.
Gerade jetzt im Herbst, wo die Sonne nicht mehr so brennend vom Himmel scheint, lohnt sich ein Familienausflug zum Port Olímpic. Doch nicht nur als Ausflugsziel wurde der Hafen neu eingerichtet. Die untere Ebene des Dic de Recer und der Moll de Mestral wurden so neu konzipiert, dass sie bis zu 50 Ladenlokale bereitstellen. Knapp 20 Firmen sind schon eingezogen. Das Augenmerk liegt auf dem nautischen Gewerbe, für das hier ein Zentrum entstehen soll. Ziel ist es, zum einen ein reichhaltiges Angebot an Aktivitäten zu gerieren, das für jeden erschwinglich ist und damit die nautischen Sportarten insbesondere für junge Menschen wieder attraktiv macht. Zum anderen wird auf die „Economia azul“ gesetzt, Nachhaltigkeit mit Bezug zum Meer, grün eben, nur blau?!? Innovation, neue Technologien und Kreislaufwirtschaft sollen junge dynamische Unternehmen anlocken, die wiederum diese drei Merkmale mit dem maritimen Sektor verknüpfen.
Der Hafen wurde so angelegt, dass er durch die vier photovoltaischen Pergolas des Gastrobereiches den Eigenbedarf an Strom selbst generiert. Entsprechend liefern die 2 Schnellladestationen für Elektroboote grünen (blauen) Strom. Für die Klimatisierung wurde auf ein innovatives System auf Meerwasserbasis gesetzt. Außerdem nimmt der Hafen nicht nur, was die Natur ihm gibt, er gibt auch zurück. Die Betonverstärkung, die den Dic de Recer und damit den gesamten Olympiahafen vor Unwettern schützt, wurde in ein biogeneratives Riff verwandelt. Hierdurch wird die Artenvielfalt im Meer gefördert und die Wasserqualität verbessert. Was oberirdisch nur ein Stapel Betonblöcke ist, ist unter Wasser ein submarines Biotop, das in Zusammenarbeit mit dem Zoo von Barcelona gestaltet wurde.
Seine neuen Werte machen den Port Olímpic zum idealen Standort für die 12 Mannschaften des „UniCredit Youth Ame-rica’s Cup“ und des „Puig Women’s America’s Cup“.
Der Bürgermeister von Barcelona Jaume Collboni nannte als großes Ziel, die „Nautik in einen für alle zugänglichen Sport“ zu verwandeln und den Olympiahafen nicht nur zu einer „Referenz für internationale Wettkämpfe“ zu machen, son-dern auch zu einer Referenz „für unsere Leute“. Sogar der König nahm die Umbauten zum Anlass für eine Besichtigung und traf hier zum ersten Mal auf Salvador Illa in seiner Position als President de la Generalitat.
Eröffnungsfeiern, America’s Cup, Regata Cultural, Bluejazz Festival, hoher Besuch und die Einbeziehung des Standortes in die Festivitäten der Mercé geben dem Gelände bis Mitte Oktober einen Push, seine Anziehungskraft für Besucher zu entfalten. Dann muss sich der Hafen als neues urbanes Zentrum freischwimmen. Mit dem richtigen Kultur- und Sportangebot könnte das gelingen.
Von Kati Niermann, Oktober 2024
Schlagwörter: Barcelona, Katalonien, Sehenswert, Sport