Schlaf, Kindchen, schlaf…
Dossier Träumen, Edition Nr 167.
Und dann heißt es weiter, dass der Vater die Schafe hütet und die Mutter das Bäumelein schüttelt, damit ein Träumelein herabfällt und schon schläft das Kind-lein selig ein.
Später ist das mit dem Einschlafen und dem Träumen nicht mehr ganz so einfach. Gute Nacht, schlaf schön und träum was schönes und zack ist die Tür zu. Da liegt man nun im Dun-keln, hofft, dass man schnell einschläft und bloß nicht wieder so was Schreckliches träumt wie letzte Nacht, wo ein Bär hinter einem her war und man wie gelähmt einfach nicht vom Fleck kam. Es gibt Leute, die sagen, sie hätten noch nie geträumt. Das stimmt aber nicht ganz, denn erwiesenerweise träumen wir alle in der so genannten REM-Phase. Nur, nach dem Aufwachen ist alles weg. Träume sind halt Schäume, sagt man. Bei manchen bleibt aber so ein Traum hängen. Und erstaunlicherweise träumen viele Menschen oft das gleiche. Zum Beispiel von Flugzeugen, die abstürzen oder brennen, oder von Verfolgern, denen man bewegungslos ausgeliefert scheint, ein Schrei, der einfach stumm bleibt, oder dass man fliegen könnte. Schon mal sowas geträumt? Ich träumte mal, dass ich fliegen könnte. Das war unheimlich real. Musste mich nur ein bisschen vom Boden abstoßen und schon schwebte ich durch die Gegend, umrundete den Schulhof und landete irgendwann irgendwo. Ich spürte diesen Flug so deutlich, dass ich glaubte, es wäre echt und ich könnte es am morgen meinen Schulkameraden vormachen. Klappte leider nicht. Aber so real können auch Alpträume sein und die Angst, die man dabei hat, ist echt und quälend. Es ist eine wahre Befreiung, danach aufzuwachen: ein Glück, es war nur ein Traum!
Kein Wunder, dass der Neurologe Sigmund Freud versuchte, Träume zu deuten. Vor allem, als er merkte, dass sehr viele gleiche Motive bei mehreren seiner Patienten in ihren Träumen auftauchten. Dass sie aus Trieben und geheimen Wünschen entstehen, wie er glaubte, ist heute überholt. Aber seine Arbeit sorgte dafür, dass nun auch weitere Wis-senschaftler sich für die Traumdeutung interessierten und zu forschen begannen. Sie fanden heraus, dass Träume eher aus Alltagsgeschehen entstehen. Unser Hirn verarbeitet dabei Dinge, die wir erlebt, gehört oder gelesen haben. Wenn man träumt, man würde durch tiefen Schnee laufen, kann es sein, dass die Füße unter der Bettdecke hervorschauen und ihnen etwas kalt geworden ist. Auch Gerüche oder Geräusche kön-nen seltsame Träume erzeugen. Stress oder Ängste vor Exa-men quälen so manchen Schläfer ebenfalls mit wilden Traumbildern. Angeblich helfen Träume aber auch dabei, uns unseren Problemen leichter stellen zu können. So manch einer hat vor einer Klassenarbeit sein Schulbuch vor dem Einschlafen unter sein Kopfkissen gelegt, voller Hoffnung, dass das Gehirn beim Schlafen viel Wissenswertes aus dem Buch aufnehmen würde. Nur ein schöner Traum? Manchen hat es tatsächlich geholfen.
Wenn wir genüsslich durchschlafen, bleiben Träume kaum in Erinnerung. Menschen, die nachts öfter aufwachen, können sich meist besser an Traumfetzen erinnern. Will man beim Wiedereinschlafen gerne einen schönen Traum weiterträu-men, klappt das aber leider kaum. Warum wir träumen, kann uns noch keiner so recht erklären und es bleibt weiterhin ein Rätsel. Vielleicht dient ein Traum nur als kleine Abwechslung, damit Schlafen nicht so langweilig ist. Wie auch immer: gute Nacht, schlafen Sie schön und träumen was Angenehmes.
Von Dixi Greiner, Dezember 2024
Schlagwörter: Gesundheit, Kultur