Türen öffnen den Weg
Vom deutschen Vize-Konsul Patrick Heinz bekam der TaschenSpiegel den Tipp, Yasmina Abd Elrahman vorzustellen, eine junge Künstlerin, die sich vor zwei Jahren auf den Weg nach Barcelona gemacht hat, um hier ihr Glück zu finden.
Sie wurde in Aachen geboren, ging nach dem Studium in den Lehrdienst, um in München sieben Jahre als Sonderschullehrerin zu arbeiten. Besonders begeistert unterrichtete sie Kunst. Kinder und Jugendliche mit Kreativität vertraut zu machen, sich selbst kennenzulernen und dem eigenen Herzen zu folgen, war ihr Kompass. Auch im privaten widmete sie sich, soweit es ihre Zeit zuließ, der Malerei. Bald wurde ihr die Unterrichtstätigkeit zu eintönig, weil sich jedes Schuljahr das gleiche Prozedere im Schulalltag abzeichnete. So entschied sie sich, die sichere Beamtenstelle mit ihren Vergünstigungen aufzugeben.
Was konnte sie Neues starten? Barcelona rief mit seinen vielen kulturellen Angeboten. Ins Ausland gehen, Spanisch lernen, ein Traum. Würde sie dort freier leben können und wieder mehr mit ihrer eigenen Seele in Kontakt treten können!? In ihrem deutschen Leben fehlte doch etwas. Also die Wohnung aufgelöst und dann mit dem Hund nach Barcelona gefahren. Erste Absicherung war erstmal ein Job an der DSB, wo sie mit ihrer Box zum Unterrichten und den Kunstsachen aufschlug. Auch hier war das gleiche Problem die Zeit. Neben der Arbeit war nie genug Zeit, sich intensiv um ihre Kunst zu kümmern. Und sie sprang ins kalte Wasser, um sich voll und ganz ihrer Kunst zu widmen.
Sie erzählte uns, dass sie die Fragen umtrieben: Wer bist du, wenn du frei von allem bist? Wer bist du, wenn du dich wirklich so zeigst, wie du bist, ohne etwas zu beschönigen oder zu verstecken, wer bist du, wenn du dich mit deinem wahren inneren Licht verbindest und deine ganze Leuchtkraft zum Ausdruck bringst? Authentisch. Sie hatte das Gefühl, mit sich eins zu sein und besser mit ihrer Seele in Kontakt zu treten. Die Kunst ist für sie ein Spiegelbild der Seele und dessen, was gesehen werden will.
Mit Mitte zwanzig malte sie ihre ersten nackten Frauen. Das ergab Sinn für sie, denn „das, was du bist, bist du, wenn du nackt bist“. Und diese Nacktheit, Reinheit, Wahrheit malt sie seitdem immer wieder. Der Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist vor allem die Frau; unterstützt durch den Kubismus von Picasso, der einen großen Einfluss auf ihr künstlerisches Denken hatte, da er ihr die Möglichkeit gibt, freier von Vorstellungen auszudrücken, was ist.
Im Laufe ihrer Ausbildung im Kundalini Yoga wurden diese Seelenarbeit und die Kunst für sie immer stärker miteinander verbunden. Es ging mehr und mehr um die eigenen inneren Energien und wie man seinen eigenen Fluss und seine eigene Wahrheit finden kann. Sie empfängt die Ideen für viele Bilder während der Meditationen.
Aber aller Anfang ist schwer, man kann es nicht besser sagen. Eine Galerie zu finden, ist nicht einfach. Künstlerkollegen helfen ihr in Barcelona, wo es geht. Also folgte sie ihrem Gespür und fing an, auf der Straße zu malen. Klar war, dass so ihre Kunst allen Menschen zugänglich gemacht werden kann. Vielleicht werden die Menschen angeregt, sich mehr mit ihren Gefühlen und ihrer Seele auseinanderzusetzen, statt immer nur zu hetzen. Aber statt irgendwie einen Abdruck auf der Straße zu hinterlassen wie so viele, begann sie, Eigentümer von Häusern anzusprechen. In Barcelona sind viele Türen mit Stiften vollgekritzelt. Viele Eigentümer zeigten sich sehr offen, da das ständige Überstreichen nichts gebracht hat. Und so konnte sie inzwischen 12 Türen im Born bemalen. Noch malt sie mit Acrylfarben, aber übt auch sprayen, um die ersten Rollläden bemalen zu können.
Und sie sucht natürlich auch Interessierte, die ihre Haustüren künstlerisch neu gestalten möchten. Melden Sie sich gern bei ihr.
Von Ina Laiadhi, Juli 2024
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Schlagwörter: Frauen, Kultur, Sehenswert