Deutsch – eine lohnende Investition?
Seit 1999 wird am 21. Februar der Internationale Tag der Muttersprache gefeiert. Für den TaschenSpiegel als deutschsprachiges Magazin wollen wir uns aus diesem Anlass die deutsche Sprache einmal genauer ansehen. Wie wichtig ist Deutsch überhaupt? Lohnt es sich, diese Sprache zu lernen und wie sieht die Situation in Spanien aus?
Deutsch ist in Europa die Sprache mit den meisten Muttersprachler*innen. Die Zahlen gehen etwas auseinander, aber schätzungsweise sprechen gut 100 Millionen Menschen Deutsch als ihre Muttersprache. Nicht verwunderlich, dass mit etwa 75 Millionen die meisten von ihnen in Deutschland wohnen. Aber auch in Österreich, der Schweiz, in Liechtenstein, in Belgien und in Luxemburg ist Deutsch eine Amtssprache.
Gut 200 Millionen Menschen sprechen Deutsch
Nach Schätzungen sprechen noch einmal ungefähr 100 Millionen Menschen Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache. Damit liegt die deutsche Sprache auf Rang Zwölf der meistgesprochenen Sprachen der Welt. Auf den Plätzen Eins bis Fünf finden sich in absteigender Reihenfolge Englisch, Mandarin, Hindi, Spanisch und Französisch (als Muttersprache und Fremdsprache zusammen).
Alle fünf Jahre erheben das Goethe-Institut, die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen und der Deutsche Akademische Auslandsdienst Daten, die Aufschluss über Deutsch als Fremdsprache in allen Teilen der Welt geben. Die aktuellsten Zahlen stammen aus der Datenerhebung 2020. Demnach lernen weltweit 15,45 Millionen Menschen Deutsch als Fremdsprache. Mit über 11 Millionen Menschen gibt es die meisten Lernenden in Europa. In Asien und Ozeanien lernen knapp 1,8 Millionen Menschen Deutsch, in Afrika gibt es 1,64 Millionen und in Amerika etwas mehr als 800.000 Deutschlernende.
Deutsch lohnt sich beruflich
Laut der Erhebung lernen in Spanien etwa 200.000 Menschen Deutsch als Fremdsprache. Das kann sich vor allem beruflich lohnen. Nach Angaben der Deutsch-Spanischen Auslandshandelskammer sind knapp 1.700 deutsche Unternehmen mit Niederlassungen in Spanien vertreten. 45% von ihnen in Katalonien, 30% in Madrid, die restlichen 25% verteilen sich über die anderen Regionen des Landes. Diese Unternehmen stellen über 280.000 Arbeitsplätze zur Verfügung und haben nach den aktuellsten vorliegenden Zahlen 2022 einen Umsatz von 101,8 Milliarden Euro generiert.
„Esplugisch“ im Umfeld der Deutschen Schule
Sprachen sind nie starr, sondern entwickeln sich dynamisch immer weiter. Durch Globalisierung und Migration nehmen sie neue Wörter auf, vergessen alte, bekommen neue Strukturen und manchmal verändert sich auch die Grammatik. Längst hat der Döner eine eigene Deklinationstabelle im Duden, und die meisten jugendlichen Deutschsprechenden kommen heute ohne Genitiv aus, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Besonders interessant ist es zu beobachten, wie sich zwei Sprachen mischen, werden sie in einem besonderen Umfeld parallel gesprochen. In Reichweite der Deutschen Schule Barcelona kann man vor allem die Mischung von Spanisch und Deutsch gut beobachten. Unter Ortsansässigen ist diese Sprache – mit einem Augenzwinkern – als „Esplugisch“ oder „Esplugabisch“ bekannt. Die Kommunikation in „Esplugisch“ stellt einen Mix aus Spanisch und Deutsch dar. Zum Beispiel werden spanische Wörter mit einer deutschen Grammatik benutzt: „Ich acompaniere dich noch nach Hause.“ Oder: „Wann wollen wir uns quedieren?“
Nach der linguistischen Literatur könnte man dieses Phänomen wohl im weitesten Sinne als eine beginnende Pidgin-Sprache bezeichnen, die oft entsteht, wenn mindestens zwei nicht näher verwandte Sprachen aufeinandertreffen. Pidgin-Sprachen bilden sich vor allem im Kontext von Handelsbeziehungen. Alles, was Sprache kompliziert macht, wird weggelassen. Es geht in erster Linie um Verständigung. Wird dauerhaft in einer Pidgin-Sprache kommuniziert und entwickelt sich daraus eine eigene Sprache mit eigener Grammatik, wird dies als Kreolsprache bezeichnet. Die Kreolsprache kann für nachfolgende Generationen sogar zur Muttersprache werden. Infolge von Sklavenhandel und Kolonialisierung sind viele dieser Kreolsprachen entstanden.
Wer sich für dieses Thema interessiert, bekommt einen guten ersten Einblick bei: Dieter E. Zimmer: So kommt der Mensch zur Sprache. Heyne 2008 (leider nur noch gebraucht zu haben).
Von Verena Striebinger, März 2025
Schon gewusst?
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