Museen in Barcelona – eine Entdeckungsreise
Die Kunst- und Kulturszene hat in den letzten zwei Jahren stark unter den Folgen der Pandemie gelitten. Besonders betroffen sind auch die Museen, dabei ist es unerheblich, ob es große staatlich geförderte Häuser oder kleine private Einrichtungen sind. Die Kosten blieben und bleiben, auch bei wegfallenden Einnahmen. Trotz Lockerungen und Wiedereröffnungen bleiben die Museumsbesucher zurückhaltend. Dabei kann man gerade jetzt viele Ausstellungen in Ruhe und ohne großen Andrang besuchen. Bei den zumeist sehr gut ausgearbeiteten Hygienemaßnahmen sind Museen ein bestimmt sichererer Ort als Fußballstadien, Supermärkte oder der öffentliche Nahverkehr.
In Barcelona gibt es weit über 50 Museen. Es gibt nur wenige Städte dieser Größenordnung, die eine derartige Museumsdichte aufweisen können. Kunst-, Kultur- und Wissenschaftsgüter beanspruchen dabei den größten Anteil der ausgestellten Museumsobjekte. Dazu kommen aber auch historische Zeugnisse und Gegenstände, die mit einem gewissen Augenzwinkern entdeckt werden können. Barcelonas Museen bieten für jedermanns Geschmack etwas, von der gehobenen Kunst, interessanter Historie, Technik und Wissenschaft bis hin zu Schokolade, Erotik und Marihuana.
Das Museum ist der Ort, an dem sich Mensch und Kunst treffen. Barcelona besitzt aus kunsthistorischer Sicht bedeutende Museen, aber keine Sammlungen von Weltniveau, wie den Prado, den Louvre, die National Gallery, das Metropolitan Museum, die Uffizien oder die Pinakotheken. Die Besucherzahlen der Kunstmuseen und Kunstaustellungen in Barcelona können aber mit diesen großen Museen verglichen werden, was nicht nur auf das Marketing der Stadt zurückzuführen ist. Barcelona kann gleich mit vier Künstlermagneten aufwarten. An der Spitze steht Antoni Gaudí mit der Sagrada Familia, seinen Villen, Gärten und Denkmälern. Eigentlich kann man die ganze Stadt mit ihren modernistischen Bauten als großes Freiluftmuseum bezeichnen. Das Museu Modernisme ist weniger bekannt, aber unbedingt einen Besuch wert.
Neben Gaudí gibt es noch drei weitere Künstlerpersönlichkeiten, die eigene Museen und Stiftungen in der Stadt haben. Pablo Picasso hat 5 alte Paläste in der Altstadt erworben, um nicht nur sein Frühwerk präsentieren zu können. Joan Mirò hat einen Neubau im Parc de Montjuic beauftragt, um seinem Lebenswerk einen adäquaten Rahmen zu geben. Antoni Tapiès hat für sein künstlerisches Vermächtnis ein altes Fabrikgebäude in Eixample erworben. Alle drei Künstlerpersönlichkeiten haben bei der Planung ihrer Museen bestimmend mitgewirkt.
Einen breiten Überblick über die Kunst in Katalonien erhält man im Museu Nacional d’Art de Catalunya. Dies ist das einzige Museum in Barcelona, in dem Kunst und Künstler aus verschiedenen Epochen, von der Romanik über Gotik, Barock, Modernismus bis zur Gegenwart gezeigt werden. Großen Wert legt die Stadt auch auf die Präsentation zeitgenössischer Kunst, die man im MACBA, dem prägnanten weißen Museumsbau im Raval studieren kann. Wechselnde Ausstellung mit internationaler Kunst zeigt das Caixa Forum am Fuße des Montjuic. Auch hier wurde eine modernistische Fabrik umgebaut und bietet heute neben Ausstellungs- und Vortragsräumen ein Kino, ein Restaurant und den obligatorischen Museumsladen. Die Fundación Mapfre, die Kunststiftung der großen spanischen Versicherungsgesellschaft, zeigt in einer modernistischen
Villa im Eixample kleinere Ausstellungen von bekannten und weniger bekannten internationalen Künstlern und Fotografen, die die Möglichkeit bieten, sie zu entdecken oder wieder zu entdecken. Es gibt noch viele sehenswerte Kunstmuseen in Barcelona. Unter anderen das Designmuseum am neu gestalteten Plaça de les Glòries, das kleine, aber feine Museu Frederic Mares neben der Kathedrale von Barcelona oder den Pavillon von Mies van der Rohe, gegenüber dem Caixa Forum.
Barcelona investiert gerne und viel in spektakuläre Museumsbauten. Als herausragendes Beispiel kann hierfür das Naturhistorische Museum im Parc del Forum angeführt werden. Das auch als Museum Blau bekannte Gebäude, wurde von den beiden Architekturstars Herzog & de Meuron aus der Schweiz gebaut. Hier überzeugt auch die museumspädagogisch hervorragend bearbeitete imposante Sammlung naturhistorischer Zeugnisse. Noch größer und wohl auch noch teurer ist das 2005 eröffnete Cosmo Caixa Museum der Wissenschaften. Auf über 30.000 qm kann man interaktiv Wissenschaft und Technik erleben und erlernen. Ebenso familientauglich ist das Poble Espanyol, das 1929 anlässlich der Weltausstellung gegründet wurde und zum Flanieren durch die unterschiedlichen Kulturregionen Spaniens einlädt.
Nicht unerwähnt darf das Museum der Geschichte Kataloniens bleiben. Am Hafen der Stadt gelegen bringt es dem Besucher die abwechslungsreiche Geschichte des Landes näher und man erhält gute Informationen zu dem nicht immer unproblematischen Verhältnis zu Spanien.
Es gibt noch viel mehr interessante Ausstellungsorte, kleine Museen und versteckte kulturelle Schätze in Barcelona zu entdecken. Zum Schluss soll aber das Museu Maritim von Barcelona erwähnt werden. Es befindet sich in der ehemaligen königlichen Werft in Les Drassanes. Hier wird deutlich, wie eng die Geschichte und die Entwicklung der Stadt mit der Seefahrt und dem Meer verbunden ist.
Barcelona bietet mit seinen Museen für jede Altersgruppe und für die unterschiedlichsten Interessen einen Ort, an dem man etwas lernen, entdecken oder sich einfach nur erfreuen kann. Es sind ideale Orte, um in fremde Welten einzutauchen, den eigenen Horizont zu erweitern und Teil eines großen Ganzen zu werden.
Gabriele Jahreiß, Februar 2022