Unser blauer Planet
Vom Weltraum aus gesehen sieht die Erde blau aus, da die riesigen Wasserflächen der Ozeane 71% der Erdoberfläche bedecken und damit dieses einzigartige Bild bestimmen.
Der Mangel und die ungleiche Verteilung an Trinkwasser ist ein globales Problem, denn von den großen Wassermengen sind 97% Salzwasser und nur 3% Süßwasser, das sich überwiegend gefroren in Gletschern, im Grundwasser sowie in Flüssen und Seen befindet.
Jeder Mensch hat ein Anrecht auf Wasser
Wasser bedeutet Leben: Menschen und Tiere brauchen Wasser zum Trinken, Pflanzen benötigen Wasser zum Wachsen. Ohne Wasser können wir nicht überleben und daher wurde das Recht jedes Menschen auf Wasser in internationalen Verträgen festgelegt:
- 2010 wurde es von der Vollversammlung der Vereinten Nationen als Menschenrecht anerkannt.
- 2015 verabschiedeten 193 Staats- und Regierungschefs auf dem Gipfeltreffen der Vereinten Nationen die Agenda 2030. Um die Armut zu beenden, den Frieden zu sichern und Ungleichheiten zu beseitigen wurden 17 Ziele festgelegt. Das Recht auf Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen ist das Ziel Nr. 6.
Die internationale Wasserversorgung
Bei den vereinbarten Bestrebungen, alle Menschen bis 2030 mit Wasser zu versorgen, sind Erfolge zu verzeichnen: der Anteil der Weltbevölkerung der eine sicher verwaltete Trinkwasserversorgung nutzt, stieg zwischen 2000 und 2017 von 61 auf 71 % und bei der Sanitärversorgung stieg der Anteil von 28 auf 45%.
Die UN führen in ihrem „Bericht 2020 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung“ aus, dass der Umsetzung Wasserknappheit und -verunreinigung, geschädigte Wasserökosysteme, mangelnde Zusammenarbeit in grenzüberschreitenden Wassereinzugsgebieten sowie erhebliche Finanzierungslücken entgegenstehen. Weiter heißt es, dass ohne eine erhebliche Steigerung des Fortschrittstempos das Ziel bis 2030 nicht erreicht werden kann.Aber es muss noch mehr getan werden, denn nach wie vor haben 2,2 Mrd. Menschen keinen regelmäßigen Zugang zu Trinkwasser und 4,2 Mrd. Menschen entbehren weiterhin eine Sanitärversorgung.
Wassermangel in Zeiten der Pandemie
In der Zeit der Corona-Pandemie werden die Auswirkungen des Wassermangels besonders deutlich. So gilt Händewaschen als eine der einfachsten und billigsten Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus. Jedoch hatten (Stand 2017) 3 Mrd. Menschen nicht die Möglichkeit, ihre Hände zu Hause mit Wasser und Seife zu waschen und somit sich und ihre Familien zu schützen.
Sogar ein Viertel der weltweiten Gesundheitseinrichtungen hatten 2016 in ihren Behandlungsräumen keine einfache Wasserversorgung, ein Fünftel keine Sanitärversorgung und zwei Fünftel weder Wasser und Seife noch Händedesinfektionsmittel auf Alkoholbasis. Auch in 47 % aller Schulen fehlten Gelegenheiten zum Händewaschen mit Wasser und Seife. Die Schließung dieser Lücken ist für eine wirksame Gesundheitsversorgung und die Eindämmung von COVID-19 und anderen Pandemien jedoch entscheidend.
Wasser und Klimawandel
All unsere Lebensbereiche: Ernährung, Gesundheit, Haushalt, Energie, Industrie und Ökosystem sind von der Verfügbarkeit von Wasser abhängig. Aufgrund von Bevölkerungswachstum, wirtschaftlicher Entwicklung und Konsum steigt der Verbrauch jedes Jahr um 1%. In den letzten 100 Jahren hat sich der weltweite Wasserverbrauch versechsfacht.
Der Wassermangel wird durch den Klimawandel mit häufigeren und extremeren Wetterereignissen wie Hitzewellen oder Starkregenfällen noch dramatischer werden. Kapstadt stand im April 2018 kurz vor dem „Day Zero“, das ist der Tag, an dem kein Wasser mehr aus der Leitung kommt.
Um zu sehen, wie es um die weltweiten Wasserressourcen steht, hat das “World Resource Institute” (WIR) in 189 Staaten Daten aus den Jahren 1960 bis 2014 ausgewertet und 2019 in einem Weltrisikoatlas veröffentlicht. Insgesamt leiden 17 Länder an extrem hohem Wasserstress. Das heißt, sie verbrauchen bereits in normalen Zeiten mehr als 80% ihrer Wasserressourcen. Dies sind vor allem Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas, aber auch Indien, Pakistan und San Marino. In der Kategorie der Länder mit hohem Wasserstress – Ränge 18 bis 44 auf der Liste – sind weitere europäische Länder vertreten. Sie schöpfen im Schnitt rund 40 Prozent ihrer verfügbaren Wasserressourcen aus. Unter ihnen sind viele Mittelmeerländer wie Spanien, Italien, Portugal, und Griechenland. Aber auch einige Balkanstaaten und Belgien.
Deutschland landet mit der Nutzung von 20 bis 40 Prozent der Wasserreserven in der mittleren Kategorie auf Platz 62. Das Risiko wird als „eher hoch“ eingeschätzt. Dies betrifft besonders einen breiten Streifen, der sich von Ostfriesland über Bremen, Hannover und Stuttgart nach Süden zieht sowie große Gebiete in Ostdeutschland.
Die Forscher des WIR und auch der Weltwasserbericht der UNESCO haben im Wesentlichen drei Strategien vorgeschlagen, um dem Wassermangel etwas entgegenzusetzen:
- Verbesserung der Wasserinfrastruktur durch Verlegung von Wasserleitungen um trockene Gegenden zu versorgen.
- Anpassung der Wassernutzung an den Klimawandel z.B. durch Senkung des Wasserverbrauchs und der Wasserverluste.
- Nachhaltiges Wassermanagement zum Beispiel Nutzung und Reinigung von Abwässern.
Lichtblicke aus Spanien und Deutschland
Zwei positive Beispiele hierzu aus Andalusien, der Region, in der Obst und Gemüse für ganz Europa angebaut wird. Weltweit ist die Landwirtschaft mit 70% der größte Wasserverbraucher so auch hier, die Grundwasservorräte sind fast erschöpft.
Daher haben Landwirte mit der Modernisierung ihrer Bewässerungsanlagen begonnen. Sie fluten die Felder nicht mehr, sondern setzen moderner Pumpanlagen ein, mit denen sie ihre Pflanzen tröpfchenweise und nach Bedarf versorgen können. Durch solche Modernisierungsmaßnahmen ist der Wasserverbrauch in der Landwirtschaft Andalusiens in den letzten 5 Jahren um 10% gesunken.
Außerdem konnte das Grundwasser durch den Einsatz einer großen Meerwasserentsalzungsanlage, mit der ein Viertel der Anbaufläche bewässert werden kann, entlastet werden. Die Anlage hat jedoch einen Nachteil, sie benötigt Energie aus fossilen Brennstoffen die wiederum das Klima belasten. Doch seit einigen Jahren arbeiten Wissenschaftler*innen in einem Solarforschungszentrum in der nahe gelegenen Tabernaswüste daran, für die Entsalzung Sonnenenergie einzusetzen. In einem Interview sagt der Physiker Guillermo Zaragoza, dass es in einigen Jahren in Almeria eine nachhaltige Entsalzung von Meerwasser geben wird und man dann kein Grundwasser mehr benutzen muss.
Seine Kollegin, die Physikerin Pilar Fernández arbeitet daran, Abwasser mit Hilfe von Sonnenenergie zu desinfizieren und nutzbar zu machen. In ihrer Forschung benutzt sie Wasser aus Kläranlagen, das noch schädliche Keime enthält. Normalerweise wird Chlor benutzt, um Wasser keimfrei zu machen, doch nach Aussagen der Forscherin ist das für die großen Wassermengen, die in der Landwirtschaft gebraucht werden, nicht möglich. Das Verfahren funktioniert und könnte auch die Wasserprobleme in anderen Ländern lösen, in denen mit Abwasser bewässert werden muss wie zum Beispiel in Nepal, Vietnam und Ghana.
Auch in Deutschland schreiten Klimawandel und Dürre voran, z. B. im regenarmen Franken. Der Klimaforscher und Geologe Prof. Heiko Paeth von der Universität Würzburg beobachtet dies mit Sorge. Er sagt, dass die globale Erwärmung seit der Industrialisierung im Mittel 0,9 bis 0,95 Grad beträgt. In Franken ist es jedoch um 1,7 Grad wärmer geworden und der Regen fällt seltener. Dies führt zu Problemen in der Landwirtschaft, da die Grundwasserspiegel gesunken sind. Die Auseinandersetzungen um Wasserrechte nehmen zu.
Der Biolandwirt Thomas Schwab aus Remmlingen aus dem unterfränkischen Landkreis Würzburg baut Gemüse an. Er vermarktet aus eigenem Anbau und von anderen Landwirten und musste aufgrund des Wassermangels Strategien entwickeln, um seinen Wasserverbrauch zu senken. So baut er kein Gemüse mehr an, welches viel Wasser verbraucht, zum Beispiel Blumenkohl und Süßkartoffeln. Ebenso wie sein Kollege aus Andalusien setzt er die wassersparende Tröpfchenbewässerung ein. Zusätzlich hat er ein Verfahren entwickelt, das ihm erlaubt, gleich bei der Aussaat die Bewässerungsschläuche unter der Erde zu verlegen. So entfällt der Wasserverbrauch durch Verdunstung. Inspiriert haben ihn hierzu Projekte aus Israel und Kalifornien. Nach seiner Auffassung ist die Entwicklung und Erprobung solcher neuen Bewässerungssysteme die Aufgabe von Versuchsanstalten und Ministerien, diese zeigten jedoch trotz der Senkung des Wasserverbrauchs um 50% kein Interesse.
So wie in diesen Beispielen setzen sich weltweit engagierte Menschen für die Senkung des Wasserverbrauchs und eine friedliche Verteilung der Ressourcen ein.
Von Elisa Heinrich, Dipl. Politologin, Mai 2021
Infos
Dokumentarfilm: „Gute Nachrichten vom Planeten: Wasser“, Arte, 22.3.2020
Mehr zu der Wassersituation in Franken im Dokumentarfilm: „Jeder Tropfen zählt: Lernen von Dürre und Trockenheit in der Landwirtschaft“ BR.