100 Jahre „Goldrausch“ von Charlie Chaplin

Der Tramp verspeist einen Leckerbissen
Dossier Besondere Tage: Ein Meilenstein der Filmgeschichte
Es war der Traum vieler Amerikaner. Um reich zu werden, machten sich wenige Jahre vor der Jahrhundertwende rund 100.000 Abenteurer auf den Weg nach Alaska. Der Goldrausch am Klondike-Fluss im Grenzgebiet gehört zu den dramatischsten Episoden in der Geschichte Kanadas. Nur jeder Vierte erreichte überhaupt die Goldfelder, wenige davon hatten das Glück, sich einen der begehrten Nuggets sichern zu können.
Eine Fotografie aus der Zeit des großen Goldrauschs, die eine endlose Schlange von Goldsuchern zeigt, die sich mühevoll einen tief verschneiten Pass hinauf windet, lieferte dem Filmemacher Chaplin die Idee, einen Film über den Kampf und das Elend der Goldsucher zu drehen.
Es sollte der beste und populärste Film des großen Schauspielers und Regisseurs werden. Der Film balanciert auf unnachahmliche Weise zwischen Tragik und Komik, zwischen Lachen und Entsetzen.
In dem Film verkörpert Charlie Chaplin als Tramp (Landstreicher) einen der zahllosen armen und hungernden Glücksritter auf der Suche nach Gold und Reichtum. Er erlebt haarsträubende Abenteuer in eisiger Kälte am Rande des Verhungerns – unvergesslich die Szene, in der er im Hungerwahn seine Schuhe verspeist oder der berühmte Brötchentanz – und er findet schließlich tatsächlich Gold und seine große Liebe.
Als Tramp wurde Chaplin zur Film-Ikone. Der von ihm erfundene arme Landstreicher wurde durch sein unverkennbares Auftreten weltweit zu seinem Markenzeichen. Die zu kleine Melone, die weite Hose, eine zu enge Jacke, der Spazierstock, Schnurrbart, und die überdimensionierten Schuhe machten Chaplin zur Kultfigur. Mit seinem typischen Wackelgang brachte er Millionen von Menschen in aller Welt zum Lachen.
Die Dreharbeiten zu „Goldrausch“ dauerten 15 Monate, doch wirklich gefilmt wurde höchstens in einem Drittel der Zeit. Wie üblich entstanden die Szenen ohne Drehbuch, allein durch Improvisation am Set. Kam es zu keinem befriedigenden Ergebnis, zog Chaplin sich zurück, um allein eine Lösung zu erarbeiten.
Eine nette Episode von den Dreharbeiten: Chaplin war ein Perfektionist und die Szene mit dem Schuh, der aus Lakritz bestand, musste sehr oft wiederholt werden, so dass sein Schauspielkollege Mack Swain schließlich über starke Magenprobleme klagte. Der leidende Ausdruck mit dem Swain, alias Big Jim, die Zubereitung und das Verzehren des „Lakritzschuhs“ begleitet, dürfte echt gewesen sein.
Nach einer Vorpremiere in Los Angeles trat „Goldrausch“ am 16. August 1925 mit einer Mitternachtsaufführung in New York seinen weltweiten Siegeszug an. Die Ton-Fassung aus dem Jahr 1942 wurde von Chaplin selbst vertont, wobei er einige Szenen leicht änderte und auch das Ende kürzte.
Chaplin selbst maß diesem Film eine besondere Bedeutung bei. „Das ist der Film, mit dem ich meinen Namen für immer verknüpft sehen möchte“.
Völlig zu Recht wurde „Goldrausch“ 1998 von Filmexperten und Kritikern in die Liste der 100 besten Filme des American Film Instituts gewählt. In den Jahrzehnten nach seiner Veröffentlichung bleibt dieser Film herausragend in der Filmgeschichte. „Goldrausch“ bietet auch heutzutage noch Lehrmaterial für Regisseure und Drehbuchautoren welche Komik mit Ernsthaftigkeit kombinieren möchten!
Von Gaby Götting, August 2025
Schlagwörter: Kultur