Das Ende des Bargeldes?
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Um ein Gut, das die Menschheit seit mehr als 2000 Jahren begleitet, ist ein Kampf entbrannt. Soll das Bargeld sukzessive abgeschafft werden und der Mensch nur noch digital bezahlen?
Wissenschaftler, Politiker und Ökonomen reden schon seit Jahren darüber, dass es keine Münzen und Scheine mehr brauche. Schließlich gehe es elektronisch schneller und billiger. Der Internationale Währungsfonds (IWF) gibt in mehreren Studien Tipps, wie man das Bargeld abschaffen kann. Dies sei ein längerer Prozess. Man solle die Banknoten Schritt für Schritt aus dem täglichen Leben verbannen.
So hat der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) am 4. Mai 2016 das Ende der 500 Euro-Banknote beschlossen. Seit April 2019 werden die Banknoten nicht mehr gedruckt, mit der offiziellen Begründung, damit Kriminalität, Terrorfinanzierung und Schwarzarbeit vorzubeugen. Damit aber nicht genug.
Eine Initiative der neuen EU-Kommission unter Ursula von der Leyen hat vorgeschlagen die 1 und 2 Cent Münzen abzuschaffen, und die Beträge auf 5 Cent auf- oder abzurunden. Es gehe darum, das Leben der Bürger in Europa zu vereinfachen. Als Grund wurde angegeben, dass bei den kleinen Münzen die Herstellungs- und Transportkosten so hoch seien!
Höhere Bareinzahlungen bei Banken sind mittlerweile meldepflichtig, und die Grenzen wurden immer weiter nach unten gesetzt.
Um den Bürgern das Bargeld madig zu machen, gab es unlängst vom Internationalen Währungsfonds (IWF) einen “tollen“ Vorschlag. Man solle doch einfach das Bargeld abwerten. So könnten zum Beispiel bei der Abhebung von 100 Euro nur 95 Euro aus dem Automaten kommen, sozusagen als Negativzins auf das Bargeld? Auch könne man es so regeln, dass wer im Einzelhandel mit Bargeld bezahlt, höhere Preise zahlen muss als derjenige, der mit Karte zahlt.
Will die Politik, Wirtschaft und Finanzindustrie mit der Abschaffung des Bargeldes den Bürger vollständig kontrollieren? Auf jeden Fall kann man ohne Bargeld nicht mehr vor dem Finanzsystem fliehen. Man ist den Banken völlig ausgeliefert. Zusätzlich kann jeder Schritt des Bürgers über seine Kontobewegungen rückverfolgt werden.
Eine Vorreiterrolle im bargeldlosen Zahlungsverkehr hat Schweden. Dort wird in vielen Geschäften, Restaurants, Behörden kein Bargeld mehr akzeptiert. Selbst in den Kirchen bezahlt man die Kollekte per Karte. Auf diese Weise entgeht dem Fiskus niemand. Auch in Spanien bekommt man zunehmend Probleme, zum Beispiel kann man in einigen Parkhäusern nicht mehr die Parkgebühr in bar entrichten.
Die Corona-Krise kommt den Befürwortern der Bargeldabschaffung wie gerufen. Wer zurzeit im Supermarkt mit Bargeld bezahlt, zieht sich schon mal die Verachtung der Kassiererin zu, obwohl die Wahrscheinlichkeit, sich über das Bargeld anzustecken, geringer ist als bei vielen anderen Gebrauchsgegenständen.
Laut der Bundesbank haben viele Menschen in der Coronakrise ihr Zahlungsverhalten umgestellt. Am häufigsten wird zurzeit per Karte oder Smartphone bezahlt.
Sollte das Bargeld eines Tages wirklich verschwinden, wird sich wohl gerade auch für den kleinen Mann die älteste Währung der Welt wieder etablieren: der Tauschhandel.
Doch im Moment sieht es noch nicht so aus. Denn die meisten Verbraucher möchten trotz der Digitalisierung auf ihr geliebtes Portemonnaie nicht verzichten.
Von Gaby Goetting
Schlagwörter: Geschichte, Kultur, Moderne Welt