Die neue Grünanlage Parc Can Batlló

Can Batlló ist nach allen Seiten offen zugänglich. Die Spazierwege, Sportgeräte und die Cantina laden zu einem Besuch ein. Fotos E. Patz Sievers
Im Taschenspiegel Nr. 151 vom April-Mai 2022 schilderten wir bereits die bewegte Familien- und Industriegeschichte der 1878 von Joan Batlló Barreras gegründeten Textilfabrik Can Batlló im Stadtviertel La Bordeta des Bezirks Sants-Montjuïc. Kürzlich ist eine sehenswerte Neuheit hinzugekommen. Doch der Reihe nach.
Seit der Einstellung der industriellen Textilproduktion 1964 in Can Batlló, die zur Blütezeit etwa 5000 Menschen beschäftigte, war das weiträumige Fabrikareal sukzessiven Veränderungen unterworfen. Einzelne Werkstätten und Kleinbetriebe zogen in die halbverfallenen Industriehallen, Bürgerinitiativen kämpften um Selbstverwaltung. Ab 1976 war im Pla General Metropolità der Stadt Barcelona geplant, nicht nur Kleinbetrieben Raum zu geben, sondern den ehemaligen Komplex schrittweise in einen großen Erholungspark umzuwandeln und durch Sport- und Freizeitzonen für die Stadtbewohner attraktiv zu machen.
Der erste Teil eines Großprojekts, das das Leben in der Nachbarschaft und den Sport in diesem Viertel beleben, den Klimawandel bekämpfen und die Lebensqualität der Bürger verbessern soll, ist nun vollendet. Eine neue „grüne Lunge“ der Metropole Barcelona ist entstanden! Nach 3-jähriger Bauzeit wurde am 23.11.2024 der neue 29.000 m² große Parc Can Batlló im Herzen von Sants dem Publikum eröffnet. Can Batlló ist das beste Beispiel für die allmähliche Umwandlung eines stillgelegten Industriekomplexes in weitläufige Grünanlagen. Somit ist die dicht bebaute Metropole Barcelona um 487 Bäume und 9.000 Pflanzen bereichert. Die Anwohner und Besucher freuen sich über neue Sport- und Kinderspielplätze und Wege für erholsame Spaziergänge.
Klimabewusst werden die gewonnenen 10.000 m² mit Bäumen, Büschen und Blumen bepflanzten Grünflächen mit Grundwasser bewässert, das in einem auf dem Gelände speziell gebauten Reservoir gespeichert wird. Ebenso sorgen die für den Bau der Sport- und Ruhebereiche verwendeten Materialien SUDS (Sustainable Urban Drainage Systems) dafür, dass der Regen dem natürlichen Kreislauf des Wassers folgt.
Insgesamt sind im Parc Can Batlló 731 m² Sportflächen angelegt, d.h. sechs Basketballplätze, ein großer Bereich für Gymnastik und vier Tischtennisplatten. Der 2. Teil des Projekts umfasst den Bau eines Skateparks und eines Platzes mit einem Amphitheater und einem Zierbrunnen sowie mehr als 3.000 m² Fotovoltaikplatten. Für die Zukunft ist auch die Installation von Fotovoltaikanlagen auf den Sportanlagen des Parks geplant, die mit Polycarbonat hergestellt werden.
Für uns liegt Can Batlló in Reichweite. Hautnah haben wir die schrittweisen Verbesserungen des Areals erlebt. Lange Zeit waren Teile der Zone hinter hohen Bauzäunen versperrt. Kürzlich ist eine der Fabrikhallen nahe der Escola de Mitjans Audiovisuals als Gemeindezentrum für kulturelle Aktivitäten umgebaut und eingerichtet worden. Alte marode Fabrikmauern sind gefallen. Nur das übrig gebliebene Fabriktor an der Gran Vía mit Blick auf den hohen Fabrikschlot erinnert noch – wie ein doppeltes Denkmal – an den früheren Eingang für die Fabrikarbeiter/innen zur täglichen Arbeitsschicht.
Das Fabrikgelände ist heute nach allen Seiten offen zugänglich und vermittelt durch breite geschlungene Spazierwege einen weithin sichtbaren Raum im städtischen Häusermeer. Innerhalb einer anderen Fabrikhalle – nur die Außenmauern stehen noch als Gerüst – können die Kinder auf dem Spielplatz eine Riesenröhre herunterrutschen und auf vielen Turngeräten ihre Gelenke trainieren. Im Park erfreuen neben den „locker hingestreuten“ Sportgeräten, Tischtennis- und Picknickplätzen mehrere Blumenbeete und frischgepflanzte junge Bäume das Auge.
Im Hintergrund stehen die Fabrikhallen efeubewachsen und mit teilweise künstlerischen Graffiti-Malereien ausgeschmückt als stumme Zeugen der produktiven Vergangenheit und der modernen, freizeitorientierten Gegenwart zugleich. Das Zusammenspiel zwischen stillgelegter Fabrik und moderner Parkanlage ist sehenswert. Ein Sonntagsausflug in die neue „grüne Lunge“ Barcelonas sollte deshalb unbedingt auf dem familiären Wochenendprogramm stehen! Nicht zuletzt, weil auch die Cantina auf ihrer Terrasse bei einem Aperitif, Tellergerichten, Kaffee und Kuchen zur Entspannung einlädt, vorausgesetzt man kann einen Platz in der Sonne ergattern! Falls alles besetzt ist, legt man auf einer der Parkbänke eine Pause ein und erholt sich inmitten der Pflanzenvielfalt des neuen Parks.
Von Dr. Phil. Evelyn Patz Sievers, Januar 2025
Schlagwörter: Ausflüge, Barcelona, Familie, Sehenswert, Unterwegs