Die Wissenschaftlerin Elena Garcia Armada
Die spanische Ingenieurin für Robotik, Elena Garcia Armada träumt davon, 17 Millionen Kindern weltweit zum ersten Mal in ihrem Leben das Laufen zu ermöglichen.
Viele Ingenieurinnen haben herausragendes geleistet. Dinge, die aus unserem Leben kaum noch wegzudenken sind, wurden von Frauen entwickelt wie 1903 die Scheibenwischer von Mary Anderson und 1886 der erste Geschirrspüler von Josephine Cochrane. Ist das nicht aufregend genug? Wie ist es dann mit Emily Roebling, die ihren Mann vertrat und verantwortlich für den Bau der 1883 fertiggestellten Brooklyn Bridge war? Oder Mária Telkes (1901-1996), sie entwickelte ein Solar-Destilliergerät, um Meerwasser in Trinkwasser umzuwandeln und entwickelte das erste solarbeheizte Haus. Es gibt viele weitere Beispiele, doch waren die Wissenschaftlerinnen immer die Ausnahme. Und wie sieht es heute in der europäischen Union (EU) aus?
Wissenschaftlerinnen und Ingenieurinnen in der EU
In der EU arbeiteten 2019 nach Daten von Eurostat mehr als 6,3 Millionen Wissenschaftlerinnen und Ingenieurinnen. Das sind 41% der Angestellten in diesem Sektor. In den einzelnen EU Staaten gab es jedoch große Unterschiede. In Spanien war der Frauenanteil mit 49,3% recht hoch und wurde nur von Norwegen: 55,1%, Litauen: 55% und Dänemark: 51,7% übertroffen. Deutschland gehörte mit einem Frauenanteil von lediglich 33,3% zu den Schlusslichtern.
Elena García Armada: eine der zehn besten Wissenschaftler*innen Spaniens.
Eine der wichtigsten Ingenieurinnen auf dem Gebiet der Robotik ist Elena García Armada (Valladolid, 1971) Sie gehört zu den zehn besten Wissenschaftler*innen Spaniens und hält sieben Patente, davon drei internationale. Bisher hat sie mehr als 35 Auszeichnungen für ihre hervorragende Arbeit in Wissenschaft und Forschung erhalten und ist Mitglied in wichtigen internationalen Gremien. Besondere Anerkennung erhielt die Ingenieurin, für ihre bahnbrechenden Ergebnisse bei der Entwicklung bionischer Exoskelette als Rehabilitations- und Mobilitätsinstrument für Kinder mit neuromuskulären Erkrankungen.
Garcia promovierte 2009 in Industrierobotik an der Polytechnischen Universität Madrid und arbeitet seitdem in der Forschung im Centro de Automática y Robótica (CSIC-UPM). Nach einer bedeutsamen Begegnung veränderte sie ihren Schwerpunkt. Sie hatte Daniela, die seit einem Unfall unter Tetraplegie (komplette Lähmung aller vier Extremitäten) litt, und ihre Eltern kennengelernt. Sie waren auf der Suche nach einem Exoskelett, das es bis dahin nur für Erwachsene gab. Von nun an konzentrierte sich Elena Garcia Armada auf die Entwicklung und Konstruktion von Exoskeletten für Kinder. Am CSIC arbeitete sie mit einem multidisziplinären Team aus Ingenieur*innen und Mediziner*innen an dessen Entwicklung und gründete 2013 das Unternehmen Marsi Bionics.
Robotik revolutioniert die Rehabilitation von neuromuskulären Erkrankungen
Drei Jahre später, Daniela war damals neun Jahre alt, gab es den ersten Prototypen des Exoskeletts ATLAS. Das Ziel, dass Daniela mit Hilfe des Roboters aufstehen und laufen kann, wurde erfüllt. Die Entwicklung wurde fortgeführt und 2016 konnte mit den klinischen Studien begonnen werden.
Neben Daniela war der damals 5-jährige Alvaro eines der Kinder, die an dieser Untersuchung mitgewirkt haben und das 12 kg schwere Exoskelett aus Titan und Aluminium erprobten.
Elena Garcia Armada sagte in einem Interview über seinen Beitrag: „Der Erfolg, dass das Exoskelett so gut funktioniert, ist all dem zu verdanken, was er erlitten hat. Er ist der Superheld für alle anderen Kinder, die in seiner Situation sind und von seiner Hilfe profitieren werden.“
Weltweit 17 Millionen Kindern das Laufen ermöglichen
Im Mai 2021 erfolgte ein weiterer wichtiger Schritt: die Agencia Española de Medicamentos y Productos Sanitarios gab das Exoskelett Atlas 2030 zur Vermarktung in Spanien und anderen europäischen Ländern frei.
García Armada hob die historische Bedeutung der Zulassung für ihr Unternehmen und für die Familien mit Kindern mit neuromuskulären Pathologien hervor und formulierte damit auch ganz klar eines ihrer nächsten Ziele: „Wir sprechen nicht nur über den Meilenstein, Pioniere in der Anwendung der Robotertechnologie bei Kindern zu sein, sondern auch über unseren Erfolg grundsätzlich, weil wir in der Lage sein werden, nützlich zu sein und dazu beizutragen, dass 17 Millionen Kinder auf der Welt ein besseres Leben haben”.
Dieser Erfolg zeigt aufs Neue wie bedeutend das Wirken von Frauen in Ingenieurberufen ist.
Von Elisa Heinrich, März 2022