Editorial 159
In der Zwickmühle der Mühlen
Unsere Redaktion hat sich für diese Ausgabe das Dossier Mühlen ausgesucht. Sicher auch, weil wir im Land der Windmühlen leben, in dem Cervantes ihnen mit seinem Held Don Quijote ein Denkmal gesetzt hat. Seine Windmühlen sind in unser aller Gedächtnis. Wer hat nicht schon mal einen Kampf gegen Windmühlen, gegen unbesiegbare Giganten gekämpft! Die Ursprünge der Windmühlen sind historisch wegen unklarer Quellenlage nicht ganz geklärt. Es gibt verschiedene Erklärungen, wo sie zuerst eingesetzt wurden. Vor 4000 Jahren im Orient? In Ägypten? Kannten die Römer und Griechen Windmühlen? In Al Andalus gab es die ersten Windmühlen auf der iberischen Halbinsel. In Nordeuropa entstanden Windmühlen im 12. Jahrhundert in besonderer Technik, wo nicht nur die Flügel, sondern gleich die ganze Mühle oder die Kappe rotierte. Windmühlen waren neben Wassermühlen die wichtigsten Kraftmaschinen vor der Entwicklung der Dampfmaschine. Sie standen immer für Reichtum, Einfluss und wirtschaftliche Macht. Carlos III baute Mühlen ab 1188 in Molins de Rei. Der Preußenkönig Friedrich II ging Ende des 18. Jahrhunderts mit einer Legende um einen Mühlenstreit im Park von Sanssouci in die Geschichte ein: sie steht für die Gerechtigkeit ohne Ansinnen der Person. Eine Legende eben. Mühlen gehören heute zum Weltkulturerbe der Menschheit. In vielen Ländern können sie von Interessierten besucht werden. Die eben genannte Mühle von Sanssouci, Don Quijotes Windmühlen in Castilla y la Mancha wie die Molinos de Consuegra oder die Windmühlen von Kinderdijk in Holland und viele andere. Windmühlen wurden inzwischen durch modernere Kraftmaschinen ersetzt, wie z.B. die zahlreichen Windräder. Einige Menschen halten diese für eine neue, saubere Energiequelle, andere finden, sie verschandeln Landschaft oder Meere und sind absolut ineffizient. Ein Dilemma. Lesen Sie zum Thema Dilemma auch Dixi Greiner auf S. 19. Ich möchte mit einer eher unbekannten Mühle schließen: Churchills Mühle. Er sagte immer: „Jeden Morgen bringe ich meiner Frau den Kaffee ans Bett, sie muss ihn nur noch mahlen!“ Welche Liebe! In diesem Sinne wünschen wir unseren Leserinnen und Lesern erholsame Ferien!
Von Ina Laiadhi, Chefredakteurin, August 2023
Schlagwörter: Kultur, TaschenSpiegel