Ein Hoch auf die Artischocke
Es ist wieder Saison und aufgetürmte Berge von Artischocken auf den Märkten verlocken zum Einkauf. Ein älterer Herr reibt gerade 2 Artischocken aneinander und hält sie dabei ans Ohr. Aha, offensichtlich ein Kenner! Er erwartet natürlich keine Musik, sondern ein leises Quietschen, das ihm die Frische der Artischocken bestätigt. Denn wenn sie zu lange lagert, trocknet sie aus und bekommt ein bitteres Aroma.
Die Artischocke ist eine Distelpflanze mit einem auf langen festen Stängeln sitzenden faustgroßen Blütenköpfen voller dachziegelartig angeordneter Blätter. Sie sind unten fleischig und der Blütenstandboden, das sogenannte Herz, ist es ganz besonders und eine wahre Delikatesse. Ihr Ursprungsland ist Nordafrika, aber seit dem 16./ 17. Jahrhundert wird sie im ganzen Mittelmeerraum kultiviert, hauptsächlich in Frankreich, Spanien und Italien.
In Katalonien existieren große Anbaugebiete unter anderen im Gebiet des Prat de Llobegat. Angeblich fand man aber auf Wandmalereien der alten Ägypter schon Abbildungen der Artischocke. Vielleicht wurde sie von ihnen schon zu medizinischen Zwecken verwendet, denn sie ist offensichtlich für die Gesundheit ein wahres Wundermittel. 2003 wurde sie zur Arzneipflanze des Jahres gekürt. So hilft sie mit ihren vielen Vitaminen und Mineralstoffen und weiteren wichtigen Stoffen, die sie besitzt , angeblich bei Sodbrennen, Schmerzen, Darmbeschwerden, Bluthochdruck, zur Entwässerung und bei einigen Krebsarten. Sie quillt im Magen auf und regt die Magensäure an, was appetithemmend wirkt. Deshalb ist sie bei allen Diäten so beliebt. Belegt wird das alles durch jede Menge „Studien“.
Aber man isst sie auch einfach, weil sie lecker schmeckt. Und als Beweis gibt es jede Menge Rezepte. Mal gefüllt mit Semmelbröseln, Knoblauch und Olivenöl, oder mit weißer Soße und Käse gratiniert, oder in Weinsud mit Zitrone und Olivenöl gegart und mit einer Vinaigrette oder einer Knoblauchsoße, in die man die abgezogenen Blätter mit dem fleischigen Ende taucht und das ganze mit den Zähnen abzieht. Man kann sie panieren, grillen, das fleischige Herz in Salaten verwenden, sie backen oder braten. Auch die Blütenblätter werden, knusprig gebraten, gern geknabbert. Und hier das einfachste Rezept: Einen großen Topf mit Salzwasser füllen, Zitrone dazu, den Blütenstiel und die Spitzen der oberen Blätter abschneiden und die Artischocken ca.40 Minuten in dem Sud kochen. Jetzt kommt das Gemüse mit einer leckeren Soße auf den Tisch und vor allem Kindern macht es einen Heidenspaß, die abgezogenen Blätter in die Soße zu tauchen und die fleischigen Enden abzunagen. Um dabei an das delikate Herz zu gelangen, muss man allerdings die ungeöffneten Blüten, das sogenannte ungenießbare „Heu“ entfernen. Lecker, gesund und vielseitig; man sollte viel öfter mal Artischocken auftischen.
Von Dixi Greiner