El Carmel: Stadtviertel und Park
Dossier Nr. 170: Parks und Gärten
Wie Rom soll Barcelona auf sieben Hügeln erbaut sein. So scheint es, denn auf der Aussichtsplattform des Hausbergs Montjuïc ins Hinterland Barcelonas schauend entdeckt das bloße Auge eine dicht bewaldete von Siedlungen durchsetzte Hügellandschaft. Der 265,5 m hohe Mont Carmel bildet neben Barcelonas höchstem Berg Tibidabo (516 m) einen Teil der Bergkette Collserola und ist einer dieser sie-ben Hügel. Im Distrikt Horta-Guinardo gelegen grenzt er direkt an den Parc Guëll, der zum Stadtviertel Gra-cia gehört.
Die Wallfahrtskirche Nuestra Señora del Monte Carmelo, an der Westseite des früheren Turó d’en Moia 1864 erbaut, ist die Namensgeberin des Stadtviertels. Carmel, abgeleitet aus dem hebräischen Wort Karmel, bedeutet etwa „Gottes Garten“. Die üppige Vegetation des Hügels mag ausschlaggebend für diesen Namen gewesen sein.
El Carmel war im Hinterland der Stadt Barcelona eine ländliche Gegend. Vereinzelte Masias lagen verstreut in der hügeligen Landschaft. Einwanderer aus Andalusien ließen sich auf unbe-wohnten Grundstücken in ärmlichen Behausungen nieder. Enge Gassen mit Baracken bebaut schlängelten sich den Hang hinauf. Heute sind die Straßen gepflastert, durch die reger Verkehr rauscht. Die städtischen Busse V19, 22 und 24 zirkulieren durch das mit etlichen Wohnblöcken bebaute Viertel. Wenige villenartige Häuser sind Reste einer vergangenen Zeit.
Der Wegweiser Parc del Carmel befindet sich direkt gegenüber der volkstümlichen Bar „Las Delicias“, die berühmt ist für ihre typischen Gerichte patatas bravas und pulpo a la gallega. Wir haben dort an einem der schlichten roten Tische bei einer Tapa gesessen und dem lebhaften Treiben zugeschaut. Es lohnt sich, den ebenerdigen Weg durch den Parc del Carmel zu spazieren, der in den Eingang zum Park Guëll mündet. Vorbei an einem Kulturzentrum der Caixabank säumen Pinien den Hang, links zum Meer von steilen Bergpfaden durchzogen. Rechts führen weitere Wanderwege den Berg hinauf. Durch die Pinien hin-durch wird der Blick auf die zu Füßen liegende Metropole und das Mittelmeer gelenkt. An sonnigen Tagen erfreut die wunder-schöne Sicht auf das Häusermeer Barcelonas und die Sagrada Familia, die Torre Agbar und andere bekannte Gebäude.

Herrliche Aussichten bei den Bunquers del Carmel, Fotos: Patz Sievers
Ist der Panoramablick auf die Metropole Barcelona noch zu steigern? Aber ja! Dieses unvergleichliche Erlebnis bietet der 261,8 m hohe Turó de la Rovira (Eichenhügel) .Die Bunkers del Carmel sind längst kein Geheimtipp mehr. Dort tummeln sich junge Leute und Touristen, sitzen auf Felsen und genießen den Sonnenuntergang. Die ehemaligen Verteidigungsanlagen dien-ten während des spanischen Bürgerkrieges (1936-1939) mit Abwehrgeschützen gegen Kampfflugzeuge dem Schutz der Stadt. Nach jahrelangem Verfall sind die Betonreste teilweise restauriert und heute mit Graffitis bemalt. Das Areal ist Bürger-kriegsdenkmal im Eigentum des MUHBA (Museu de Historia de Barcelona).
Von Evelyn Patz Sievers, Mai 2025
Schlagwörter: Barcelona