Kratz mich mal, sagt der Himmel über Barcelona II
Der älteste
Der erste Wolkenkratzer in Barcelona, der diesen Namen verdient, misst 110 Meter und wurde 1970 eingeweiht. Das als Edificio Colón oder auch Torre Marítima bekannte Gebäude liegt im Raval nahe dem Hafen und der Kolumbusstatue, denen es wahlweise seinen Namen verdankt.
Der Architekt Josep Ribas González entwarf den 28-geschossigen Bürokomplex, der aus einer dreistöckigen Basis, einem 22-stöckigen Mittelbau und einer dreigeschossigen Krone besteht, die Küche, Restaurant und eine Terrasse beherbergt. Die Krone ist hexagonal versetzt und bildet mit einem konvexen Mittelteil eine Zisterne, die Regenwasser für mögliche Löschzwecke auffängt. Man kann dies allerdings nur vom Hubschrauber aus oder wahlweise auf Google Maps erkennen.
Bei der Fassade wurde auf eine Außenhaut aus Glas und Betonpanelen eine Metallstruktur gesetzt, die die leichte Eindrehung der Außenwände zum Parabol unterstützt. Auch diese erkennt man nur, wenn man genau hinschaut. Hierbei ist eine Anlehnung an Mies van der Rohes Lake Shore Drive-Gebäude in Chicago nicht von der Hand zu weisen.
Mit seinen 110m Höhe war das Edificio Colón lange Zeit das höchste in Barcelona und damit auch das umstrittenste. Architekten kritisierten, dass es mit seiner Wuchtigkeit und Höhe die Kolumbusstatue in den Schatten stelle und sich nicht in die Hafenoptik einfüge. Sie wurden alsbald von der Mehrheit der Besucher und Einwohner überstimmt, die das Edificio Colón längst zu ihrem Symbol für innovative Architektur im Hafengebiet erklärt hatten.
Kati Niermann, Februar 2022