Krypta zum Klingen gebracht
Wenn drei außergewöhnliche Symbole zusammenkommen, dann fallen schnell die Superlative: die Sagrada Familia, das Goethe-Institut und ein genialer Künstler.
Im April hatte das Goethe Institut zu einem besonderen Oh-renschmaus in die Krypta der Sagrada Familia geladen. In Zusammenarbeit mit der ESMUC (Escola Superior de Música Catalana), der Parroquía de la Sagrada Familia und verschie-denen Künstlern war ein in Gaudi inspiriertes Klangmosaik mit Orgeln und Percussions entstanden.
Wie bringt man eine Krypta zum Klingen? Der Perkussionist Christian Benning gab darauf in Barcelona eine Antwort, als er hier mit seinem Ensemble ein einzigartiges Konzert in der Krypta der Sagrada Familia gab. Nach der montäglichen Mes-se sollte es losgehen. Wir warteten gespannt darauf, dass die Messebesucher die Halle für uns leerten, aber diesen Hoch-genuss wollten sich weder Jung noch Alt entgehen lassen. Sicher waren zum ersten Mal mehr Junge als Ältere in der Messe, denn die Bänke waren voll besetzt, sodass wir außer-häusigen Gäste uns einen Platz suchen mussten. Und schon ging es los. Auf einer Reihe von fast 150 Schlaginstrumenten verschiedener Größe und Herkunft, die optisch passend zur Architektur Gaudis ausgerichtet waren, brachten die sechs Musiker die ganze Krypta zum Klingen. Werke von Steve Reich, Iannis Xenakis und Enjott Schneider wurden präsen-tiert, ebenso wie eine außergewöhnliche Interpretation von Beethovens Mondscheinsonate allein auf Schlaginstrumen-ten. Wow! Lauschen konnten wir dem Ganzen nicht, denn es war volle Power im Raum. Die Zuhörer klatschten stehend hingerissen, ob dieses akustischen und optischen Vergnügens der Extraklasse und riefen begeistert Bravo. Und als Sahne-häubchen obendrauf gab es dann noch unter Einbindung der beiden Orgeln und einer Trompete eine Uraufführung eines Werks des Komonisten Enjott Schneider, der persönlich an-wesend war. Der Gesang der Vögel, Els Cants de los Ocells, eine Hommage an die Schar der Vögel, die uns in allen Kultu-ren begleitet. Aber auch an das gleichnamige katalanische Volkslied, das zum Friedenslied der Geflüchteten des Bürger-kriegs wurde und das von dem katalanischen Cellisten Pau Casals am Ende jedes seiner Konzerte gespielt wurde.
Sie würden gern von Christian Benning noch mehr erfahren? Kein Problem. In der kommenden Ausgabe des Taschen-Spiegels haben wir ihn im Interview.
Von Ina Laiadhi, Mai2023
Schlagwörter: Barcelona, Musik