MANIFESTA 15 in Barcelona
Manifesta, die Europäische Nomadenbiennale, kommt in die Metropolregion Barcelona. Vom 8. September bis zum 24. November ist sie einer der wichtigsten Termine für alle, die sich für zeitgenössische Kunst und kritisches Denken interessieren.
Durch künstlerische Interventionen an bedeutenden historischen Stätten und Industriegebäuden, die noch nie zuvor für die Öffentlichkeit zugänglich waren, wird versucht, die kulturelle Infrastruktur Barcelonas und seiner umliegenden Städte zu dezentralisieren.
Diese 15. Ausgabe ist die größte in der Geschichte der Manifesta (erstmals 1996 in Rotterdam). Sie erstreckt sich über eine Fläche von 3.000 km2 mit einer Bevölkerung von 5,1 Millionen Einwohnern von insgesamt 8 Millionen in Katalonien, und wird zum ersten Mal von 12 Städten gleichzeitig ausgerichtet: Badalona, Barcelona, Cornellà de Llobregat, El Prat de Llobregat, Granollers, L’Hospitalet de Llobregat, Mataró, Sabadell, Santa Coloma de Gramenet, Sant Adrià del Besòs, Sant Cugat del Vallès, Terrassa.
Manifesta wurde Anfang der neunziger Jahre als Biennale zeitgenössischer Kunst konzipiert, als Reaktion auf die neue soziale, kulturelle und politische Realität, die nach dem Kalten Krieg entstand.
Durch eine gemeinsame kritische Forschung, an der lokale und internationale Künstler, Architekturteams und Denker beteiligt sind, wurden im Vorbiennale-Prozess unter der Leitung des Manifesta 15 Teams zusammen mit dem ersten kreativen Vermittler Sergio Pardo und der Direktorin der Manifesta Hedwig Fijen die konzeptionellen Grundlagen geschaffen. Es entstanden 3 Cluster, die Projekte in verschiedenen Städten rund um die drei Hauptthemen der Biennale vereinen: „Equilibrant conflictes“, „Cuidar i Cuidar-nos“, „Imaginant Futurs“ (Konflikte ausgleichen, Fürsorge und Selbstfürsorge und Zukunftsvorstellungen).
Manifesta soll nützlich sein. Die Einwohner sollten das Event als etwas Positives für die eigene persönliche Entwicklung betrachten, aber auch für die Entwicklung der Region.
Laut der Leiterin von Manifesta Hedwig Fijen besteht das Ziel nicht nur darin, kulturelle Ideologien zu visualisieren, sondern auch als Katalysator für konkrete Maßnahmen zu dienen, um die Zukunft der Metropolregion zu gestalten, wie zum Beispiel:
• Langfristige Investitionen in den Kultursektor, damit die Kunst als möglicher Wirtschaftsfaktor erkannt wird.
• Investitionen in eine grüne und vernetzte Mobilitätsinfrastruktur in der gesamten Region.
• Initiativen entwickeln, die es den Bewohnern ermöglichen, die Weite ihrer Städte zu genießen, wie das Projekt, die beiden Flüsse Besòs und Llobregat zu verbinden. In den kommenden Monaten wird eine „Bicicletada“ (Fluss zu Fluss Radtour) organisiert.
• Sichere Räume schaffen, die Vielfalt feiern und Verbindungen fördern, in kulturellen Räumen und im öffentlichen Leben, mit besonderem Fokus auf marginalisierte Gruppen.
• Bildungsprojekte stärken, die die Wertschätzung unserer natürlichen Umwelt fördern.
• Unterstützung verschiedener kultureller Aktivitäten und Institutionen, um unsere Flüsse, Meere, Berge, Bäume und Tierwelt als juristische Personen anzuerkennen und ihnen Rechte zu gewähren.
Manifesta bietet verschiedene Arten von Tickets an: ein allgemeines, mit dem Sie unbegrenzt alle Standorte besuchen können, wie Les Tres Xemeneies, el Monestir de Sant Cugat i la Casa Gomis (Dienstag bis Sonntag 10:00 – 20:00 Uhr); und eine andere Art Ticket für „Visites Mediades“ (vermittelte Besuche), bei denen das Vermittlungsteam durch aufmerksames und aktives Zuhören einen offenen Dialog mit dem Besucherpublikum fördert und sich auf deren Interessen, Erfahrungen und Herkunft fokussiert. Es handelt sich also um eine kollektive Begegnung, statt bloßer Weitergabe von Wissen von einem informierten Guide-Team an ein Publikum.
Teil des Bereichs, der den Konflikten gewidmet ist, werden die künstlerischen Interventionen in der Casa Gomis (in El Prat de Llobregat) sein, einem architektonischen Wunderwerk im Eigentum einer Familie der katalanischen Bourgeoisie im Herzen des Llobregats-Deltas, zwei Schritte vom Flughafen El Prat entfernt. Wer dieses Hauptquartier besucht, hört jede Minute ein Flugzeug über sich, das auf dem Flughafen landet oder startet, dessen Erweiterung Thema heftiger politischer Debatten ist. Im Garten wird es Performances und drinnen wird es Werke mit Bezug zu Umweltherausforderungen geben.
Im anderen Extrem und dank der Biennale wird die Turbinenhalle des Tres Xemeneies, des alten Wärmekraftwerks von Sant Adrià del Besòs, das mehr als zwei Jahrzehnte lang geschlossen war, zum ersten Mal für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der riesige Raum wurde in den letzten Monaten umgestaltet, um Kunst und Publikum unter drei kolossalen Türmen willkommen zu heißen.
Von Sara Oro; September 2024
Infos:
https://www.manifesta15.org
Schlagwörter: Architektur, Barcelona, Europa, Moderne Welt, Sehenswert