Mar, Munt y Selva
Eine Panoramatour rund um Tossa de Mar
Nein, das ist kein reiner Ausflugstipp – eher ein Plädoyer fürs Radfahren mit dem E-Bike.
Vor nicht allzu langer Zeit galt das Fahren mit dem E-Bike als etwas für ältere oder gar unsportliche Menschen. Weit gefehlt! Der Trend zum E-Bike setzt sich immer mehr durch und begeis-tert zunehmend ganz unterschiedliche Bevölkerungsschichten.
Warum? Ganz einfach – es macht körperliche Bewegung leicht und eröffnet beschwerdefrei ganz neue Freizeitgenüsse. Einen davon will ich Ihnen mit der folgenden Rundtour näherbringen.
Startpunkt ist Tossa de Mar, von wo es los geht Richtung Sant Feliu de Guixols auf der wenig befahrenen Küstenstraße. Kur-vig mit moderaten Anstiegen und dazwischen geschalteten erholsamen Abfahrten führt uns die Route entlang eines der schönsten Abschnitte der Costa Brava und gewährt fantasti-sche Ausblicke auf die bizarre felsige Küste und das Meer. Dank des nahezu immer blauen Himmels erstrahlt die Land-schaft in gleißendem Licht. Genuss pur! Nach circa neun Kilo-metern nehmen wir den Abzweig zur Ermita de Sant Grau und verlassen die Küstenroute. Nach weiteren fünf Kilometern bei moderater Steigung ist ein Zwischenziel erreicht: die Kapelle Sant Grau. Dort lohnt eine erste Rast.
An Wochenenden lädt eine Bar im romantischen Vorhof der Kapelle zu einem kühlen Getränk. Wer die Tour mit dem Auto fährt, kann vom Parkplatz vor der Ermita einen der auf einer Tafel ausgeschilderten Wanderwege nutzen. Der Megalithenweg scheint besonders interessant zu sein. Für uns geht es weiter und das heißt in diesem Fall in Serpentinen nach oben. Belohnt wird die An-strengung mit dem einmaligen Blick auf die pittoreske Küsten-landschaft. Der Pinienwald ist inzwischen mehr und mehr durch Kork- und Steineichen ersetzt. Nach rund vier Kilome-tern Aufstieg erreicht man den höchsten Punkt der Rundfahrt bei etwa 450 m über dem Meeresspiegel. Nun geht es in sanf-ten Kurven abwärts. Man kann das Rad rollen lassen und den Muskeln eine Verschnaufpause gönnen. War man schon gesät-tigt vom unglaublichen Panorama der Küstenseite, wird man überrascht von der Aussicht, die sich nun dem Auge bietet: Eingebettet in die Ebene erhebt sich malerisch das mittelalter-liche Städtchen Llagostera vor der Bergkulisse der Pyrenäen. Der Tacho zeigt 30 km beim Erreichen von Llagostera. Ein Ab-stecher in den casc antic lohnt, insbesondere die gotische Kirche Sant Feliu und die Burg- und Stadtmauerreste, die dort zu sehen sind. Wir treten das letzte Teilstück der Rundtour an und fädeln auf die GI-681 ein, um uns nach einem kurzen An-stieg dann abwärts nach Tossa rollen zu lassen. Hier kommt nun das Thema Selva zum Tragen. Einerseits ist das die Bezeichnung der Comarca anderseits lässt sich hier beiderseits der Straße urwüchsige Vegetation bestaunen, die die Namensgebung Selva (zu übersetzen mit Urwald) nachvollziehen lässt. Man bekommt eine ungefähre Vorstellung davon, wie dicht und artenreich die einstige Vegetation Catalunyas in weiten Teilen gewesen sein muss.
Dazu muss man wohl 3000 Jahre zurück-gehen, bevor in der Antike viele Wälder rücksichtslos für den Schiffbau, die Brennholzgewinnung, den Hausbau usw. gerodet wurden. Waldweidewirtschaft und nachfolgender Ackerbau sorgten dann endgültig für den Verlust des Wurzelwerks, das zuvor die Bodenkrume zusammenhielt. Bodenerosion mit den dazugehörenden Schlammlawinen waren die Folge. Zurück blieb oft nur Gestein und Geröll, Wiederaufforstung mit dem fehlenden Oberboden war nicht mehr möglich. Als Sekun-därvegetation gelang es dann nur genügsamen Sträuchern, bekannt als Macchie, unter diesen Bedingungen zu überleben. Vor diesem Hintergrund schaut man dankbar in das üppige fast undurchdringliche Grün zu beiden Seiten der Straße. Nach etwa 16 Kilometern von Llagostera aus erreicht man wieder den Ausgangspunkt der Tour und kann den Tag mit einem Bummel durch die Altstadtgassen von Tossa ausklingen lassen.
Wer nun meint, dass der Elektroantrieb die sportliche Leistung gegenüber dem normalen Fahrrad schmälert, darf gerne ein-mal die neueste Studie der medizinischen Hochschule Hanno-ver unter Studienleiter Uwe Tegtbur lesen. Hier wurden die Daten von über 1000 E-Bikefahrern mit denen von Fahrradfah-rern verglichen. Das Ergebnis war wohl eine große Überra-schung für die medizinischen Forscher: E-Bike fahren trainiert die Grundausdauer mit dem damit verbundenen positiven Effekt für Herz und Kreislauf in besonderem Maß. Mein Fazit: E-biken macht nicht nur glücklich, sondern ist auch sehr ge-sund.
Die vorgestellte Panorama Route ist bestens geeignet, um den Fahrer mit der Ausschüttung einer besonderen Menge an Glückshormon Serotonin zu belohnen. Nachahmung dringend empfohlen!
Von Uta Illing, Juni 2023
Schlagwörter: Ausflüge, Katalonien