Neustart in Barcelona

Parc Güell mal ganz leer, Foto: Verena Striebinger
Dossier Anfänge:
Wie es wirklich war, mit drei Kindern während der Pandemie von Norddeutschland nach Katalonien zu ziehen.
„Morgen erreicht uns das X-te Tief des Jahres.“ So lautete Anfang Februar 2020 die Wettervorhersage im Regionalfernsehen des Norddeutschen Rundfunks. Wir wollten nur noch weg aus dem kalten, nassen Grau. Wann kam endlich die definitive Zusage aus Spanien?
Am 18. Februar hatten wir es dann schriftlich: Ab August 2020 sollte mein Mann an der Deutschen Schule Barcelona anfangen. Ich erinnere mich genau, wie wir alle in unserer Küche gejubelt haben, meine kleine Tochter passenderweise in einem Trikot des FC Barcelona.
Flüge buchen, Termine ausmachen, auf Idealista nach Häusern und Wohnungen schauen. Das waren die ersten Dinge, die wir nun anpacken mussten. Am 29. März wollten wir nach Barcelona fliegen, um uns einen Eindruck zu verschaffen. Aber dann kam alles anders: Am 14. März verhängte Spanien den Alarmzustand, wenige Tage später zog Deutschland nach. Die Welt schien stillzustehen, unser Umzug war in ganz weite Ferne gerückt…
Völlig „bekloppte“ Idee
Hatten Freunde, Nachbarn und Familie uns schon vorher für ein bisschen verrückt erklärt, taten sie es jetzt erst recht. Die Idee, für ein paar Jahre nach Spanien zu gehen, war nun nicht mehr nur „mutig“, sondern total „bekloppt“.
Nach einer mehrwöchigen Schockstarre fasste ich Anfang Mai neuen Mut, dachte über die Beschaffung von Transitpapieren für die Fahrt durch Frankreich nach und schrieb das spanische Generalkonsulat in Hamburg an (zu diesem Zeitpunkt durften gar keine Ausländer nach Spanien einreisen, wenn sie keinen Wohnsitz dort hatten) und bekam Hilfe von der Sekretärin der Deutschen Schule. Sie half uns, ein Haus zu finden, das wir dann ungesehen gemietet haben (und sind zum Glück bis heute sehr zufrieden damit). Außerdem gab sie uns den Tipp, schon vorab in Deutschland eine N.I.E. zu beantragen (was wirklich Gold wert war). Parallel lief die Suche nach einem Umzugsunternehmen, das auch anbot, im Falle eines erneuten Lockdowns die Sachen einzulagern.

Kontaktverbote, Foto: Verena Striebinger
Von Anfang an wohlgefühlt
Kaum zu glauben, aber Anfang August kamen wir nach einer turbulenten Fahrt (Autopanne, Abschleppen und mehrtägiger Zwischenstopp inklusive) tatsächlich in unserer neuen Heimat an. Noch bevor der erste Umzugskarton ausgepackt war, spielten unsere Kinder bereits im Pool mit den Nachbarskindern – wir wurden unglaublich nett aufgenommen. Was für eine Erleichterung!
Der Start war ansonsten zwar etwas holperig: Keine richtige Einschulung für die Kleine, keine Restaurantbesuche, viele Wochen nur auf die eigene Gemeinde oder Comarca beschränkt bleiben, mehrere Male Quarantäne wegen positiver Fälle in einer der Klassen meiner Kinder. Trotz dieser Einschränkungen konnten wir jedoch vom ersten Tag an das Leben in Spanien genießen, wozu das schöne Wetter, das leckere Essen und die tolle Umgebung auch ihren Teil beigetragen haben.
Durch die vielen Beschränkungen waren wir gezwungen, in unserem kleinen Ort einkaufen zu gehen. Das war zunächst ohne Sprachkenntnisse eine echte Herausforderung, nun kennen wir aber alle Geschäfte, werden an jeder Ecke gegrüßt und für unsere Fortschritte in der Sprache gelobt. Als sich meine Tochter letztens nicht für und nicht gegen die neuen Schuhe entscheiden konnte, durften wir sie einfach erstmal mit nach Hause nehmen. „Wenn ihr sie behalten wollt, kommst du einfach die Tage vorbei und bezahlst.“ Wer weiß, ob wir in ganz normalen Zeiten so gut angekommen wären.

Maske zur Einschulung, Foto: Verena Striebinger
Die Idee, während der Pandemie nach Spanien zu ziehen, war natürlich ein bisschen „bekloppt“. Für uns hat es sich aber auf jeden Fall gelohnt.
Würden wir es wieder so machen? Na, klar!
Von Verena Striebinger, Februar 2025
Schlagwörter: Barcelona, Frauen, Geschichte, Moderne Welt, Networking