Vichy catalán
„Nein danke, für mich bitte kein Vichy Catalán!“ Na sowas, da lehnt jemand eine der europaweit bekanntesten spanischen Mineralwassermarken ab? Eine Marke, die dieses Jahr ihre 140-Jahrfeier erlebt? Die 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona als „olympisches Wasser“ ausgezeichnet wurde? Die nicht nur in Spanien ihre Liebhaber gefunden hat? Aber Mineralwasser schmecken nun mal nicht allen gleich und den leicht salzigen Geschmack von Vichy Catalán empfindet wohl doch nicht jeder als angenehm. Aber die meisten lieben es und genießen es, eiskalt getrunken, als das beste Erfrischungsgetränk überhaupt. Sonst wäre es wohl auch kaum so erfolgreich.
Aber wo kommt es überhaupt her, ist es ein Heil- oder ein Quellwasser oder ein Mineralwasser, dem man Kohlensäure zusetzt, wer hat es entdeckt, wieso salzig, warum heißt es Vichy Catalán? Langsam, eins nach dem anderen.
Vichy Catalán ist ein feinperliges Mineralwasser, das einer 60 Grad heißen Quelle bei Caldes de Malavella , nicht sehr weit von Barcelona, entspringt und natürliche Kohlensäure enthält. Schon die Römer genossen die heilsamen Thermalquellen, die in großer Vielzahl dort vorkommen. Die Quelle erregte das Interesse eines jungen Arztes, Dr Furest Roca, der das Wasser genauer untersuchen ließ. Dabei wurden die gesundheitlichen Vorzüge des Wassers entdeckt und er erwarb die Quelle und das Land drumherum mit weiteren Quellen. Natürliches Mineralwasser kommt aus Tiefenwasser, das heißt, aus bis zu 800m Tiefe und besitzt eine ursprüngliche Reinheit. Inhaltsstoffe sind verschiedene Mineralien und Spurenelemente. Der Mineralstoffgehalt in Vichy Catalán ist extrem hoch. Der außergewöhnliche, leicht salzige Geschmack resultiert aus seinem Natriumgehalt von über 1000. Das deutsche Gerolsteiner, ein natriumarmes Mineralwasser, hat im Vergleich dazu einen Gehalt von 11. Aus diesem Grund sollte man Vichy Catalán nicht als Tafelwasser verwenden, lieber als Aperitif, denn nicht jeder Blutdruck reagiert bei zu viel Natrium begeistert. Auch bei Kleinkindern ist das Getränk nicht zu empfehlen, aber die mögen meistens sowieso kein „Bitzelwasser“. Doch bei Sportlern oder großer Hitze ist es angebracht, da es auch den Wasserhaushalt reguliert. Außerdem enthält Vichy Catalán große Mengen an Hydrogencarbonat, das säureneutralisierend wirkt und bei Sodbrennen hilft. Auch enthält es viel Kalzium, Lithium und wichtige Spurenelemente. Da das Quellwasser seine eigene Kohlensäure enthält, wird beides getrennt entnommen und die natürliche Kohlensäure aus geschmacklichen Gründen mit weiterer Kohlensäure im rechten Verhältnis dem Wasser dann wieder zugesetzt. Mineralwasser wird im Wesentlichen kaum behandelt und wird direkt vor Ort abgefüllt.
Also ließ Dr. Roca 1890 eine Abfüllstation bei Caldes de Maravella errichten und nannte die Marke Vichy Catalán. Offensichtlich begeisterten ihn die berühmten Thermalquellen und das bekannte Thermalbad von Vichy in Frankreich. Der Name wurde laut königlichem Dekret erlaubt und eingetragen. 2 Jahre später begann jedoch ein Streit über dieses Dekret und es sollte wieder aufgehoben werden. Lange Jahre dauerten diese Streitigkeiten, die erst 1908 durch den Entscheid des Obersten Gerichtshofs von Spanien zu Gunsten von Dr. Roca beendet wurden. Beendet war 1904 inzwischen auch der Bau des Kurbades Vichy Catalán, mit dem man 1891 begonnen hatte.
Anfänglich wurde Vichy Catalán nur in Apotheken und Drogerien praktisch als Allheilmittel bei Verdauungsstörungen, Nierenleiden, Rheuma, Bronchitis, zu hohem Cholesterin und vielem mehr verkauft. Sicher waren Studien darüber auch damals schon mit Vorsicht zu genießen. Dann begann man mit dem kommerziellen Betrieb. 1959 entstand eine moderne Abfüllanlage, die 6.000 Viertelliterflaschen in einer Stunde füllen konnte. Das war eine große Neuerung und notwendig, denn die Nachfrage stieg stetig an. Einige Jahre später wurde eine weitere Maschine entwickelt, die in einer Stunde 20.000 Literflaschen füllte. Und Flaschen bedeuteten fast immer Glasflaschen. Sie haben ein leichtes Reliefmuster, das Gaudí Trencadís nachempfunden wurde. Plastikflaschen werden seltener verwendet; gut für den Transport, aber der Geschmack kann leicht darunter leiden. Inzwischen gibt es Vichy Catalán auch in Dosen, auch mit verschiedenen Geschmackszutaten. Neu im Sortiment ist heute auch Vichy Catalán Tonicwasser.
Das Spa Vichy Catalán in Caldes de Malavella wurde im Lauf der Jahre immer wieder erneuert. Zum Teil im Jugendstil erbaut, wurden auch bei der Modernisierung die schönen Elemente beibehalten. Heute gehört das Spa zu den drei besten im Lande. Nach der Coronapandemie wäre das bestimmt ein herrlicher Ort zur Erholung. Und das Vichy Catalán Mineralwasser schmeckt dort sicher jedem.
Von Dixi Greiner, Mai 2021