Lola Montez
Die Irin, die als Spanierin triumphierte
Lola Montez, deren Geburtstag sich am 17. Februar zum 200. Mal jährte, war eine Frau, die von der konservativen Gesellschaft gehasst, von liberalen Studenten bewundert, von Männern der höchsten Kreise geliebt wurde und heute als eine der Vorläuferinnen des Feminismus gilt.
Lola Montez wurde 1821 als Elizabeth (Liza) Rosanna Gilbert in Irland geboren. Sie wuchs in Indien und Schottland auf. Um einer Vernunftehe mit einem wesentlich älteren Mann zu entgehen, ließ sie sich von dem englischen Offizier Thomas James entführen und ging mit ihm 1838 nach Indien. Die Ehe hielt nur kurz. Ein Jahr später kehrte Elizabeth Gilbert nach London zurück, lernte spanische Tänze, die sie ebenso wie die spanische Sprache bei einer kurzen Reise nach Spanien weiter vertiefte.
Sie kehrte zurück nach England als angebliche Witwe eines erschossenen Putschisten aus Sevilla und nannte sich nun „Maria de los Dolores Porrys y Montez“ kurz: “Lola Montez“ und trat fortan als Tänzerin aus Sevilla auf. Da sie jedoch nur schlecht Spanisch sprach, wurde sie schnell als Hochstaplerin entlarvt und musste aus England fliehen.
Als Lola Montez trat sie dann überwiegend in Paris auf und verursachte durch ihre Affären immer wieder Skandale. Mit ihrem hocherotischen „Spinnentanz“ brachte sie zahlreiche Männer um den Verstand. Der Komponist Franz Liszt teilte das Bett ebenso mit ihr wie der Romancier Alexandre Dumas d. Ä. oder der Thüringer Fürst Heinrich von Reuß-Ebersdorf. Als sie auf einer Pariser Bühne ohne Trikot auftrat, erzürnte sie die Gemüter. Zudem war gerade einer ihrer Liebhaber im Duell gestorben, so dass sie daraufhin nach München entfloh.
Dort gelang es Lola Montez bereits nach drei Tagen, am 7. Oktober 1845, eine Audienz bei König Ludwig I. zu ergattern, und schon war es um den 60-jährigen König geschehen. Er verliebte sich hemmungslos in sie. Schon im November garantierte der König seiner 25-jährigen Geliebten eine Leibrente von 10.000 Gulden jährlich und änderte sein Testament. Darin wurde Lola Montez eine Auszahlung von 100.000 Gulden zugesagt, falls sie bei seinem Ableben weder verheiratet noch Witwe wäre. Darüber hinaus schenkte ihr der König ein Palais in der Barer Straße Nr. 7 in München, das ihnen als Liebesnest diente.
Die Münchner waren entsetzt, dass Ludwig seine „Querida“ mit Geld und Geschenken überhäufte, sie einbürgern ließ und sogar in den Adelsstand erhob. Die frischgebackene „Gräfin von Landsfeld“, die auch politisch Einfluss zu nehmen versuchte, löste wiederholt Skandale aus. Schon wenn sie Zigarre rauchend mit ihrer Dogge Turk durch München zog, erregte es die Gemüter. Selbst in den Kirchen wurde gebetet, dass der König sich doch von dieser Dämonin lösen möge.
Die Beziehung des Königs zu Lola Montez, verbunden mit den Märzunruhen in München, führte schließlich dazu, dass der König zugunsten seines Sohnes abdankte und seine Geliebte im Februar 1848 die Stadt verlassen musste. Sie ging nach Genf, blieb jedoch mit dem König in Briefkontakt, wobei sie ihn immer wieder um Geldzuwendungen bat. Sie ließ sich mit dem Hochstapler Auguste Papon ein, der versuchte, Ludwig I. zu erpressen. Als der König auch noch von weiteren Affären Lolas erfuhr, kühlte sich das Verhältnis ab. Ein Jahr später kehrte Lola Montez nach London zurück und trat wieder als Tänzerin auf, u.a. auch im Covent Garden. Nach ihrer dortigen Heirat mit einem britischen Offizier brach Ludwig I. die Beziehung zu ihr gänzlich ab.
Lola Montez setzte ihr abenteuerliches Leben fort und ging 1851 in die USA. Dort präsentierte sie mit großem Erfolg am New Yorker Broadway Szenen aus ihrem Leben samt „Spinnentanz“. 1855 brach sie zu einer Tournee durch Australien auf und tanzte hauptsächlich vor Goldgräbern. Durch ihr frivoles Auftreten und ungezügeltes Temperament verursachte sie erneut etliche Skandale und kehrte 1857 in die USA zurück. Sie versuchte, an ihre Theaterkarriere anzuknüpfen, was ihr jedoch misslang. Lola Montez heiratete noch ein weiteres Mal, schrieb Schönheitsratgeber, engagierte sich für „gefallene Mädchen“, hielt Lesungen und wurde schließlich bekennende Christin. Im Sommer 1860 erkrankte sie. Die Rede war von einem Schlaganfall und den Auswirkungen der Syphilis. Sie verfiel zusehends und starb mit knapp 40 Jahren am 17. Januar 1861 an einer Lungenentzündung in New York.
Lola Montez war kein einfacher Charakter. Sie war eine Hochstaplerin, Lügnerin, pfiff auf Konventionen, nahm sich, was sie wollte, und ließ auch schon mal die Reitgerte sausen. Sie schrieb einmal: “Ich verlange, dass eine Frau nach denselben Maßstäben betrachtet wird wie ein Mann. Wenn die Herren der Schöpfung dies ablehnen, dann werde ich fragen, nach welchem göttlichen Recht ihnen ein Leben der Vergnügungen zusteht, das den Frauen untersagt ist.“
Bis heute sind zahlreiche Bücher und Filme sowie Stücke für Ballett und Theater über das Leben der Lola Montez erschienen. Diese Femme fatal fasziniert die Menschen bis heute.
Von Gaby Götting, Mai 2021
Schlagwörter: Frauen