Barcelona wie nie zuvor
Seit langem ist es in aller Munde, dass sich am Tourismus in Barcelona etwas ändern muss. Rekordzahlen wie 12 Millionen Besucher insgesamt im Jahr 2019, davon sieben Millionen internationale Touristen, lassen erahnen, dass nicht nur wirtschaftlicher Vorteil dabei herausspringt. Fünf Millionen Menschen allein in den Sommermonaten bringen die Stadt und ihre Bevölkerung an den Rand des Kollapses.
Besonders die Kreuzfahrttouristen sind bei den Einheimischen unbeliebt, da sie kaum Konsumkraft mitbringen, mit Vollverpflegung und Übernachtung an Bord und wenig Zeit zum Shopping. Stattdessen lassen die Emissionen der Riesenschiffe unsere Klimabilanz ins Unendliche schnellen. Seit 2016 verzichtet Barcelona deswegen auf touristische Werbung.
Dann kam der Einbruch durch die Pandemie. Besucher blieben aus, Hotels und Gastronomie mussten schließen, viele für immer. Events und Konzerte wurden abgesagt, Museen und Galerien blieben leer, Workshops wurden gecancelt. Wer durchgehalten hat, lechzt nach den Sommertouristen, um das Minus in der Kasse auszugleichen. Den Tourismus mehr als durch gesundheitliche Risiken bedingt zu drosseln, ist keine Option. Doch eine andere Richtung könnte man ihm geben, hin zu Nachhaltigkeit, Kultur, Kreativität, Erholung, weg von Party- und Massentourismus.
Einen Anfangspunkt dafür setzt das Konsortium Turisme de Barcelona mit seinem neuen Werbefilm „Barcelona como nunca antes“. Der kurze Clip zeigt Barcelona von einer Seite, die auch wir Einheimischen schätzen. Sehenswürdigkeiten, Geschichte, Tapas, Kultur, Boquería, Strand, verschiedene Musikstile, Radwege, Parks, Moderne, reine Luft werden in Bildern aneinandergereiht. Alle Mitwirkenden sind zu Fuß, auf dem Rad oder Skateboard unterwegs, allein oder zu zweit. Das zeigt, welchen Tourismus Barcelona sich erhofft: Individualtourismus mit Umweltbewusstsein und Zeit, um die Stadt zu entdecken, Qualitätstourismus.
Untermalt wird das Video vom Wortakrobaten Dani Orviz. Der in Barcelona lebende Poetry Slam-Weltmeister 2020 gehört zu den wenigen Slammern, die mittlerweile von ihrer Kunst leben können. Und er ist sein Geld wert. Seine einzigartige Akzentuierung mit Klicks, Zischen, verschiedenen Modulationen und dem in schneller Abfolge variierendem Timbre, die wir aus seinen Bühnenauftritten kennen, gibt dem Video seinen Drive. Es zeigt die Stadt, wie wir sie mögen, jung, frisch und erlebenswert. Es soll 470.000€ gekostet haben, hoffentlich bringt es uns die Besucher, die wir uns wünschen und die zu unserer Stadt passen.
Von Kati Niermann, Mai 2021
Info: #barcelonacomonuncaantes
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