Weltklimagipfel in Glasgow
Die UN-Klimakonferenz in Glasgow (United Nations Framework Convention on Climate Change, 26th Conference of the Parties– COP26) ist vorbei. Was bleibt, ist die Frage, ob und wie wir die Erderwärmung bändigen können.
Das Feilschen um Formulierungen, die heißen Verhandlungen um Nachkommastellen und auch der geballte CO2-Ausstoß bei An- und Abreise sind bereits Tradition. Hardliner auf allen Seiten sind enttäuscht, auch das gehört zu jeder größeren, politischen Verhandlung. Dennoch haben rund 200 Regierungen auf dem Weltklimagipfel in Glasgow beschlossen, dass Kohleverbrennung und Subventionen für ineffiziente (sic) fossile Energien -sprich Öl, Gas, Kohle- reduziert werden sollen. Wie und was genau bleibt schwammig. Dennoch ist dieser Konsens ein Schritt nach vorn, weil es einen Konsens der Regierungen darüber darstellt, was überhaupt klimaschädlich ist.
Es reicht nämlich nicht, dass die Wissenschaft das weiß und regelmäßig nachweist. Es muss auch politisch anerkannt und umgesetzt werden. Und zwar von nationalen Regierungen. Denjenigen also, die die Entscheidungsmacht in der Hand haben. Zuletzt hatte der Weltklimarat der Vereinten Nationen (International Panel of Climate Change, IPCC) im August 2021 auf die brenzliche Lage unseres Planeten hingewiesen. Nur mit sofortigen und drastischen Reduzierungen der Treibhausgasemissionen soll eine Erderwärmung bis 2100 um maximal 1,5 bis 2 Grad überhaupt noch im Rahmen des Möglichen liegen. Konkret ging dies aus Ergebnissen einer der Arbeitsgruppen des ausführlicheren 6. Klimasachstandsberichts (2022) hervor.
Am Ziel der Erderwärmung um maximal 1,5 Grad soll festgehalten werden, so ist man in Glasgow verblieben. Außerdem fordert der Abschlussbericht die reichen Staaten dazu auf, bedeutend mehr Mittel zur Finanzierung für Klimaschutz und -anpassung im Rest der Welt bereitzustellen. Es geht um Geld und auch darum, wer die Verantwortung für die Erderwärmung trägt. Oder darum, wer wirklich helfen und etwas bewirken kann. Der steigende Meeresspiegel nagt seit Jahren an pazifischen Inselstaaten wie Fidschi, Tonga, Samoa, etc., und die Bevölkerung vieler Atoll-Nationen wie den Marshallinseln wird voraussichtlich komplett evakuiert werden müssen. Ohne, dass diese Länder nennenswert zur Erderwärmung beigetragen hätten.
Alle sitzen im selben Boot
Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Jung, Alt, Arm, Reich: an verhärteten Fronten, Enttäuschungen und verbitterten Fingerzeigen mangelt es in der Debatte über unsere klimatische Zukunft sicher nicht. Ob pessimistisch oder optimistisch, eine starke Zusammenarbeit ist jetzt zielführend -Lösungsfindung qua Schwarmintelligenz. Die globalen Forschungserfolge bei SARS-CoV-2 spenden Hoffnung und weisen eventuell einen Weg, um beispielsweise technologische Innovationen und Energiequellen noch forcierter zu erforschen.
„MINT-Frühjahrsreport 2021“
Apropos Forschung, da geht noch was! Der „MINT-Frühjahrsreport 2021“ des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln beziffert ein weiterhin unausgeschöpftes Potenzial: Frauen! Der Anteil an Akademikerinnen in MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) ist im Zeitraum 2011 bis 2018 zwar um 40,6 % gestiegen, der gesamte Frauenanteil lag im September 2020 jedoch bei gerade einmal 15,8% der in der Branche Beschäftigten. Seit 2020 gibt es immerhin das Grete-Hermann-Netzwerk, das erste Internationale Forscherinnen-Netzwerk in der Quantenphysik.
Vielleicht wird hier gerade an der Lösung all unserer Energieprobleme gearbeitet!
Von Kolja Bienert, Dezember2021