Besser atmen in Barcelona
Um die hohe Luftverschmutzung zu reduzieren, hat in Barcelona das neue Jahr mit einem Fahrverbot für ältere Fahrzeuge begonnen. Benziner, die vor 2000 und Diesel-Autos, die vor 2006 zugelassen wurden, dürfen seit dem 1.1.2020 werktags zwischen 7 und 20 Uhr in der Innenstadt nicht mehr fahren.
Wie aus einem Bericht des Gesundheitsamtes der Stadt hervorgeht, wird der EU-Grenzwert für Kohlendioxid in der Luft seit 2002 kontinuierlich stark überschritten und man führt jährlich zirka 400 Todesfälle zum großen Teil auf die hohe Luftverschmutzung zurück.
Die neuen Vorschriften werden voraussichtlich rund 50.000 Fahrzeuge pro Tag betreffen und sollen die Stickstoffdioxid-Emissionen um 15 Prozent senken.
Den spanischen Autobesitzern wurden entsprechend Alter und Fahrzeugtyp vier verschiedene Arten von Umweltplaketten zugesandt. Die Dirección de Trafico (DGT) empfiehlt, diese Plaketten rechts unten an der Windschutzscheibe anzubringen. Es ist jedoch keine Pflicht, aber es vereinfacht erheblich die Arbeit der Stadtpolizei (Guardia Urbana), die für die Kontrolle verantwortlich ist.
Man kann die Aufkleber (Distintivo Ambiental) auch in jeder Postfiliale und autorisierten Werkstattnetzwerken für 5 Euro erwerben.
Die neue Umweltzone (Zona de baixes emissiones) umfasst ein Gebiet von 95 Quadratkilometern und ist damit die größte in ganz Südeuropa. Es betrifft das gesamte Stadtgebiet innerhalb der Ringstraßen Ronda de Dalt (B-20) und Ronda Litoral (B-10) mit der Nachbargemeinde L’Hospitalet de Llobregat und Teile von Cornellà de Llobregat, Esplugues de Llobregat und Sant Adrià del Besòs. Ausgenommen sind die Stadtbereiche Vallvidrera, Tibidabo und Les Planes sowie die Zona Franca Industrial.
Die entsprechenden Umweltzonen sind mit Schildern gekennzeichnet.
Insbesondere an den Ausfallstraßen und den Rondas wurden zirka 150 neue Kameras installiert, um die Verkehrssünder zu enttarnen. An der Matricula (Kennzeichen) ist das Alter des Fahrzeuges leicht zu erkennen. Wer trotzdem in das Gebiet einreist, wird ab April zur Kasse gebeten; mindestens 100 Euro beträgt dann das Bußgeld.
Ausgenommen von dieser Regelung sind Fahrzeuge, die behinderte Menschen transportieren sowie Einsatzfahrzeuge von Rettungs- und Notdiensten, Polizei, Feuerwehr und Militär.
Ab 2021 dürfen auch keine älteren Lieferwagen, Lastwagen und Busse mehr in die Stadt fahren.
Barcelona geht bedeutend entschiedener gegen die Luftverschmutzung vor als die spanische Hauptstadt. In Madrids Altstadt herrscht seit 2019 bereits ein striktes Fahrverbot, in der es nur eine Ausnahmeregelung für die Anwohner gibt. Allerdings ist die Umweltzone nur auf fünf Quadratkilometer beschränkt. Die aktuelle konservative Stadtregierung will die Regelung sogar wieder lockern.
Nun bleibt es abzuwarten, ob die neue Regelung des Fahrverbotes die erwünschte Wirkung zeigt und man in Zukunft in Barcelona wieder entspannt atmen kann.
Von Gaby Götting
Schlagwörter: Europa, Gesundheit, Moderne Welt, Umwelt