Die Zeit- ach so vergänglich
Zeit – so ein kleines Wörtchen und bestimmt doch unser ganzes Leben. Der eine hat sie, dem anderen fehlt sie, zum Beispiel auch dem weißen Kaninchen in Alice im Wunderland: „ich habe keine Zeit, keine Zeit- und viel davon.“ Einige bräuchten an manchen Tagen einfach mehr davon und der lapidare Satz: Dann nimm dir doch einfach mehr Zeit, ist nicht gerade hilfreich.
Man könnte irgendjemand ja auch mal ein bisschen Zeit stehlen, aber das kommt nicht immer gut an. Angeblich heilt Zeit alle Wunden, aber ich finde, damit ist sie heillos überfordert. Es gibt eben auch tiefere Wunden, vor denen selbst die Zeit kapitulieren muss. Und einige stehen sprachlos vor dem Phänomen Zeit und fragen sich: „wo ist sie nur geblieben?“ Natürlich gibt es auch ein paar Glückliche, zu denen kommt laut Goethe Zeit und die hat auch noch einen Rat mit dabei.
Am Ende lässt uns das Wort Zeit unsere ganze Entwicklungszeit über nicht los. Das beginnt mit der Geburtszeit, Stillzeit, Schulzeit, Jugendzeit (mit teilweise wertherischer Leidenszeit), wir gehen durch Jahreszeiten, genießen dabei Ferienzeit und Freizeit. Dann kommt die Ausbildungszeit, Berufszeit, Hochzeit und Elternzeit usw. bis selbst eine lange Lebenszeit irgendwann unserer Aufenthaltszeit auf dieser Erde eine Endzeit setzt. Könnte man sagen, Zeit ist nur eine Folge von Abläufen oder Ereignissen, die uns von Tag zu Tag ein bisschen verändern und unser Leben dabei in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufteilen?
Zeit ist, wie zum Beispiel auch Liebe, ein sehr abstraktes Wort. Für jeden bedeutet sie etwas anderes. Selbst Einstein konnte sie nicht so recht definieren, meinte aber: Zeit ist, was die Uhr anzeigt. Na klar, damit hat er ja auch irgendwie recht. 3600-mal pro Stunde springt der Zeiger im vorgegebenen Takt von Sekunde zu Sekunde und gibt uns damit ein gewisses Zeitgefühl. Aber auch das ist oft trügerisch, denn eine Stunde kann manchmal sehr lange dauern oder bei einer anderen Gelegenheit viel zu kurz sein. Wirklich, eine verzwickte Sache.
Möchten wir die Zeit manchmal anhalten oder zurückdrehen? Oh ja, diesen leider unmöglichen Wunsch haben viele. Frau Merkel bekannte: „Wenn ich könnte, würde ich die Zeit um viele, viele Jahre zurückdrehen, um mich mit der ganzen Bundesregierung und allen Verantwortungsträgern besser vorbereiten zu können, auf die Situation, die uns dann im Spätsommer 2015 eher unvorbereitet traf.“
Und sicher gibt es Worte, Taten, verpasste Gelegenheiten bei uns allen, wo man beim Zurückdrehen der Zeit einiges anders gemacht oder anders gesagt hätte. Und die Zeit anhalten? Auch das wäre schön, bei all den Momenten, die man so gerne länger genossen hätte.
Aber Zeit ist nun mal vergänglich, also machen wir einfach jederzeit das Beste draus.
Von Dixi Greiner, Juli 2021
Dossier Zeit, TS 147
Schlagwörter: Kultur