Drum singe, wer gut atmen kann
Wir atmen ein, wir atmen aus, Gedanken machen wir uns darüber eigentlich nicht.
Aber schon zu meiner Schulzeit versuchte unsere Musiklehrerin, uns vor dem Singen erst mal das richtige Atmen beizubrin-gen, was bei uns zu Kicheranfällen führte. Die Klasse musste aufstehen, die Arme ausbreiten, einatmen und mit sch – s – sch – s wieder ausatmen. Und das 8 mal hintereinander. Wir fanden das extrem albern, da uns auch der Sinn des ganzen verborgen blieb. Inzwischen ist klar, dass selbst große Sänger ohne das Einüben einer richtigen Atemtechnik, nie ihre Stimme zur vollen Entfaltung bringen können. Der wichtigste Muskel für die Atmung ist das Zwerchfell. Es zieht sich beim Einatmen zusammen und bewegt sich nach unten, beim Ausatmen entspannt es sich und wandert wieder nach oben. Wichtig ist es daher, das Zwerchfell zu stärken und das bezwecken auch die Atemübungen für die Singstimme. Wer Gesang studiert, darf deshalb erstmal Atemtechnik lernen.
Und genau wie alle unsere anderen Muskeln durch unter-schiedliche Übungen angeregt werden, gibt es auch verschiedene Möglichkeiten, das Zwerchfell zu aktivieren. So bewirken die Laute F, S, Sch zum Beispiel jeweils eine unter-schiedliche Anspannung des Zwerchfells. Ebenso ist das der Fall bei der unterschiedlichen Lautstärke von Konsonanten. Beim Gesangsunterricht wird gehechelt, es werden erstaunte Ohs etappenweise ausgeatmet, der Mund weit aufgerissen, gegähnt und die Tonleiter auf A rauf und runter gesungen, was das Zeug hält. Der zum Glück nur kurze Aufenthalt eines Sängers in der Wohnung neben uns brachte mich damit schier zur Verzweiflung. Doch all diese Übungen sind wichtig, um die Atmung durch ein gut trainiertes Zwerchfell zu unterstützen.
Auch wer nur in der Dusche oder beim Abwasch in der Küche vor sich hinträllert, tut sich Gutes an, denn beim Singen atmen wir öfter als sonst und der Körper nimmt dadurch mehr Sauerstoff auf. Das wiederum führt zu einer besseren Durchblutung von Gehirn und Organen und steigert die Kon-zentration. Auch wird ein sogenanntes Kuschelhormon aus-geschüttet, was beim gemeinschaftlichen Singen alle so herzerfrischend verbindet. Studien bestätigen auch, dass Singen lebensverlängernd wirkt.
Aber nicht nur beim Singen ist das Atmen wichtig. Bei Stress sind Blutdruck und Herzfrequenz erhöht, die sich aus medizinischer Sicht durch gewisse Atemübungen senken lassen. Richtige Atemtechnik hilft auch beim Joggen oder zur Entspannung.
Eine Übung verwende ich selber, wenn ich nicht einschlafen kann: die 4-7-8 Technik. Das heisst 4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden die Luft anhalten und 8 Sekunden lang durch den Mund ausatmen. Man macht das viermal hintereinander und kann dann eigentlich ganz gut einschlafen. Bitte nicht gleich ausprobieren, solange Sie den TaschenSpiegel noch nicht ausgelesen haben!
Von Dixi Greiner, April 2023
Schlagwörter: Kultur, Musik