Editorial 165 – Europa (er)finden
Als ich Anfang Juli als Vorstandsmitglied als Gast bei der Abschlussfeier fedaEDU Barcelona den Festrednerinnen und Festrednern Dr. Dirk Rotenberg, Deutscher Generalkonsul Barcelona, Kirsten Sánchez, Vorstandsvorsitzende, Jan-Peter Klemke, Schulleiter und Almudena Sánchez von der Deutschen Handelskammer zuhörte, sah ich das Leuchten in den Augen der Absolventinnen und Absolventen des Jahrgangs 2024. Eine wichtige Etappe in ihrem Leben war vollendet. Durch solche länderübergreifenden Ausbildungen wird der Geist von Europa gestärkt. Das ist wichtiger denn je, denn die EU steckt in einer Krise mit vielen Facetten durch Nationalismus, Rassismus, aber auch Abwehr oder Gleichgültigkeit. Meine Gedanken schweiften zu dem europäischen Bildungsprogramm Eramus+ ab, das den innereuropäischen Dialog hervorragend in den letzten Jahrzehnten gefördert hat! Europa hat sich die Freizügigkeit der Berufswahl und der Ortswahl auf die Fahne geschrieben unter gleichzeitiger Bewahrung der Vielfalt. Kein leichter Anspruch. Wie kann Europa dialogfähig sein, sich dieser Verantwortung stellen und keine Vereinheitlichung anstreben? Bildungseinrichtungen sind immer auch öffentliche Räume, die Verantwortung lehren, um selbstbewusste und kritikfähige Bürger und Bürgerinnen für ihre Gesellschaft hervorzubringen. Um europäische Werte und Wissen zu vermitteln, wurden mit Eramus+ Strukturen geschaffen, um den innereuropäischen Bildungsaustausch zu erleichtern. Es haben sich 33 Staaten dieser Idee angeschlossen, also mehr noch als in der EU sind. Die Bologna-Reform hat dazu Meilensteine gesetzt, um Abschlüsse überall gleichzustellen. Die fedaEDU Barcelona, neben der FEDA Madrid einzige Auslandsberufsschule mit dualer Ausbildung, setzt nicht nur auf diese Ausbildung, sondern in besonderem Maße auf Fremdspracherwerb und natürlich Erasmus+ . Die Studierenden und Auszubildenden werden in diesem Sinne auch zu Botschafterinnen und Botschaftern der europäischen Idee mit Verständnis füreinander ausgebildet. Denn wie Prof. Dr. Klaus-Dieter Lehmann* in einem Interview 2014 dem Taschenspiegel sagte: „Sprache ist nicht nur sprechen, sondern auch denken.“ Daraus lässt sich sicher folgern, dass je mehr Sprachen wir sprechen, je desto mehr können wir uns den Kulturen und Denkweisen der anderen europäischen Länder annähern. Ein französischer Schriftsteller sagte einmal: „Europa ist ein Strauß von Kulturen, eine große Bibliothek des Wissens und die Schmiede der Jugend.“ Genießen Sie Ihren Urlaub und lesen Sie viel über Europa.
*Präsident des Goethe-Instituts von 2008-2014
Von Ina Laiadhi, Chefredakteurin, August 2024
Schlagwörter: Ausbildung, Europa, Moderne Welt