Sail away, dream your dream – America’s Cup in Barcelona
Wer noch nie etwas vom geschichtsträchtigen Americas Cup gehört hat, der mag verwundert sein, wieviel Aufwand Barcelona für eine Segelregatta betreibt. Es ist ja kein Fußball (wie die EM, die wir gerade erleben durf-ten) oder Olympia. Doch tatsächlich ist der Segelwettbewerb nach diesen zwei Kategorien der meistgesehene und hoch dotierteste Wettbewerb der Welt. Und Barcelona ist stolz, als erste Stadt alle drei Kategorien zu vereinigen, das Eröffnungsspiel der Fußball-WM 1982, die Olympischen Spiele 1992 und jetzt den AmCup 2024.
Wenn man diese Regatta googelt, wird man von Informationen erschlagen, deswegen versuchen wir mal Licht ins Dunkel zu bringen oder sollte es besser „Wasser untern Kiel“ heißen?
Der Americas Cup ist der älteste heute noch ausgetragene Segelwettbewerb. Er wird seit 1851 in unregelmäßigen Abständen durchgeführt. Das erste Mal fand die Regatta um die Isle of Wight statt.
Stifter des Pokals, um den gekämpft wird, war Lord Anglesey, der Kommandant der britischen und niederländischen Kavallerie in der Schlacht bei Waterloo. Die knapp 68 cm hohe Trophäe ohne Boden kostete damals 100 Pfund Sterling, deswegen hieß der Cup auch ursprünglich 100 Sovereigns Cup. Nach dem ersten Sieg des New York Yacht Club wurde der Wettstreit umgetauft und nach der siegreichen Yacht America benannt.
Der Wettkampf wird historisch zwischen 2 Yacht Clubs ausgetragen. Der Verteidiger bestimmt das Segelrevier. Mit dem Herau-forderer gemeinsam handelt er gemäß der Stiftungsurkunde, dem Deed of Gift, die Regeln aus. Prestigeträchtig und teuer, wie der Wettstreit ist werden da schonmal die Gerichte bemüht, um über Maße und Art der Boote, Anzahl und Zusammensetzung der Besatzung und die Anzahl der Rennen zu entscheiden.
Das Boot muss immer im Land des Teilnehmers selbst hergestellt worden sein und so manche Herausforderung musste zurückgezogen werden, weil sich das Unterfangen als zu teuer erwies. Dafür kommen hier so verschiedene Marken wie BMW, Red Bull, Prada und Luis Vuitton zusammen.
Bis zur 20. Austragung 1967 gab es immer nur einen Herausforderer und einen Verteidiger. 1970 musste der offizielle Herausforderer erstmals durch einen Vorentscheid unter mehreren Mitbewerbern ermittelt werden. Das wurde für die weiteren Wettbewerbe beibehalten und machte die Regatta interessanter und multinationaler. In den letzten 40 Jahren hat sich der Luis Vuitton Cup als Vorentscheid prädestiniert.
Und jetzt noch ein paar Fun Facts, die Sie beim Public Viewing bei einem Aperölchen einfließen lassen können:
Die Amerikaner waren 132 Jahre lang bei 25 Wettbewerben ungeschlagen. Als 1983 der Wanderpokal erstmals nach Australien „wandern“ durfte, mussten zuvor Handwerker im New York Yacht Club antreten und den sogenannten Auld Mug aus der Vitrine lösen, wo er festgeschraubt war. Lange Zeit stand die Drohung im Raum, dass der erste Skipper des NYYC, der den Pokal verliert, am nächsten Morgen seinen Kopf anstelle der Trophäe in der Vitrine finden würde. Er könnte Glück gehabt haben, dass die mittelalterliche Strenge in über 100 Jahren et-was gemildert wurde…
Der schottische Herausforderer Thomas Lipton von der bekannten Teemarke trat tatsächlich fünfmal an, um zu verlieren. Beim 5. Mal bekam er einen eigenen Verliererpokal. Die Investition musste allerdings nicht als Totalverlust abgeschrieben werden, denn als eine der ersten Marken hatte Lipton durch einen sportlichen Wettbewerb seinen Bekanntheitsgrad (hauptsächlich in den USA) derart gesteigert, dass er wirtschaftliche Gewinne dadurch zu verbuchen hatte.
Im Jahr 1988 gab es ein ungleiches Duell, das sogenannte Mis-match, bei dem erstmalig ein Katamaran zum Einsatz kam und den Einrumpfbooten um Längen davonsegelte.
Beim 31. Cup 2003 siegte zum ersten Mal in der Geschichte ein europäisches Team. Hier stellte sich die Frage nach dem nächsten Austragungsort, denn es gewannen die Schweizer des Teams Alinghi. Die Schweiz hat als Binnenstaat kein Meer zur Verfügung, der Genfer See zählt nicht. Man einigte sich auf Valencia, damit der Cup nach all den Jahren mal wieder in Europa ausgetragen wird. So kam der Cup zum ersten Mal nach Spanien. Es nahm sogar ein deutsches Team teil. Die Freude unter den Europäern war allerdings von kurzer Dauer, denn das BMW Oracle Racing Team holte den Pokal für den Golden Gate Yacht Club in die USA zurück.
Hier verließ die Amerikaner allerdings ihr Glück, denn 2013 kam es im Training in San Francisco zu einem tödlichen Unfall als der schwedische Katamaran Artemis kenterte und einen Briten un-ter sich begrub. Daraufhin wurden endlich auch einmal umfas-sende Sicherheitsbedingungen ausgehandelt.
Letzter Sieger und damit Verteidiger des Pokals ist seit 2021 das Emirates New Zealand Team. Dieses Team konnte sich mit seinem Heimatland nicht auf einen Austragungsort einigen, so dass es quasi eine Ausschreibung gab.
Gewonnen hat Barcelona, weil es bessere Wetterbedingungen hat als der irische Mitbewerber Cork und eine bessere Infra-struktur als das spanische Malaga. Naja, und weil Barcelona mit Barça und Olympia ‘92 eine echte Kultstätte für sportliche Wettbewerbe ist.
Von Kati Niermann, August 2024
Schlagwörter: Barcelona, Moderne Welt, Sehenswert