La Moños -eine liebenswerte Verrückte
Die Rambla in Barcelona waren schon immer die Geburtsstätte der unterschiedlichsten und skurrilsten Charaktere, egal ob es sich um Künstler, Gauner oder Leute mit zweifelhaftem Ruf handelte.
Eines der berühmtesten Originale war Dolors Bonella i Alcázar, sie wird als „La Moños“ unvergesslich bleiben.
Über ihre Herkunft ist nicht viel bekannt. Sie wurde 1851 in der Gegend der heutigen Rambla del Raval geboren und arbeitete bei einer wohlhabenden Familie, wo sie für den Haushalt und Näharbeiten zuständig war.
Ihr Trauma begann, als ihre vierjährige Tochter von einer Kutsche überfahren wurde. Es gibt darüber unterschiedliche Legenden. Die eine besagt, dass der Tod des Kindes von der wohlhabenden Familie vorsätzlich herbeigeführt wurde, da der Vater ihres Kindes der Sohn ihrer Arbeitgeber war. Andere Quellen behaupten, dass ihr die uneheliche Tochter weggenommen wurde.
Nach dem Verlust ihres Kindes litt sie unter tiefen Schmerzen und Depressionen, die dazu führten, dass sie ihren Verstand und auch ihr Gedächtnis verlor.
Sie wurde zu einer kindlichen Frau, kleidete sich in grelle Blusen und lange skurrile Röcke und schminkte sich übermäßig mit viel Puder und knalligem Rot auf den Wangen. Ihre Haare flocht sie zu einem Dutt (daher La Moños) und verzierte ihn mit bunten Schleifen und Blumen.
Mit einem großen Fächer in der Hand verbrachte La Moños fortan die Tage damit, die Rambla entlangzugehen. Die Floristen, die von ihrem Unglück wussten, schenkten ihr Blumen, die sie dann in ihr Haar steckte oder den ganzen Tag mit sich trug.
Auch andere Geschäftsleute und Passanten steckten ihr was zu. La Moños hatte für jeden ein Lächeln übrig und für einen kleinen Obolus dankte sie mit einem Lied, einem kleinen Gedicht oder einem Tänzchen. Obwohl sie den Spitznamen „La Moños“ trug, sprachen die meisten sie mit Lola an. Niemand konnte sagen, dass sie jemals unfreundlich, missmutig oder bösartig war.
Ihr Morgenritual begann damit, dass sie sich an einem der öffentlichen Brunnen, gerne auch am Canaletas-Brunnen, das Gesicht wusch und dann kam dick Schminke darauf.
Sie fuhr auch gerne mit der Straßenbahn Linie 52 von der Rambla nach Bordeta. Diese Route (heute Buslinie 91) ist immer noch unter den Namen La Moños bekannt.
Diese kleine Frau mit dem großen Herzen starb am 15. September 1940 im Alter von 89 Jahren im Hospital del Mar, nachdem sie am Ende ihres Lebens in der Casa de la Caridad (Hospiz) aufgenommen wurde.
Es gab eine große feierliche Beerdigung, zu der zahlreiche Menschen erschienen waren. Niemand wusste, wer die Kosten übernommen hatte, was die Gerüchte über das Schicksal ihrer Tochter und die Beziehung zu der wohlhabenden Familie wieder anheizte.
Schon zu ihren Lebzeiten seit den 20er Jahren wurden über La Moños Lieder und Komödien geschrieben.
1967 wurde ihr Leben mit Julieta Serrano verfilmt und 2014 wurde im Teatre Del Raval ein Musical über La Moños aufgeführt, das ihre Kindheit bis zu ihrem Tod mit Originalliedern Revue passieren lässt.
Auf dem Tibidabo im Automatenmuseum und im Wachsfigurenkabinett am Ende der Rambla kann man einer Nachbildung dieser Ikone Barcelonas sehen.
Die Popularität von Dolors Bonella i Alcázar ist ungebrochen, so dass man noch heute zu jemandem, der bekannt oder beliebt ist, sagt: “Más famosa que La Moños”
Von Gaby Götting, August 2024
Schlagwörter: Biografisches, Frauen, Geschichte