Mutig bekennen – Erinnerung an Dietrich Bonhoeffer

Der evangelische Pastor Dietrich Bonhoeffer wurde noch im April 1945 hingerichtet.
Dossier Besondere Tage
Was ist mir im Leben heilig? Worauf lasse ich nichts kommen? Und wofür stehe ich ein oder unter Umständen sogar auf?
Diese Fragen stellten sich sieben Jugendliche, die am Sonntag nach Pfingsten in der evangelischen Martin Luther Kirche in der C/Brusi ihre Konfirmation feierten. Sie wissen aus Erfah-rung, zu den eigenen Überzeugungen und Hoffnungen zu stehen, fällt nicht immer leicht. Zuzugeben, „ja, ich bin Christ“, kostet manchmal sogar Überwindung. Und doch kann es Mo-mente geben, in denen so ein Bekenntnis alternativlos ist. Zei-ten und Umstände, die ein Aufstehen erfordern. Der Pfarrer Dietrich Bonhoeffer lebte in solchen Zeiten. Er war evangeli-scher Pastor in Nazideutschland und einer der wenigen, die den Mut hatten gegen Hitler und seine barbarische Herrschaft anzugehen. Sonntags in der Kirche, bei Rundfunkpredigten, als Lehrer im Predigerseminar der Pfarrerausbildung und schließlich als Mitglied des Kreises der Militärs, die ein Attentat auf den Diktator versuchten, bekannte sich Dietrich Bonhoeffer zu Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Frieden. In diesem Jahr jährt sich der Tag seiner Hinrichtung durch die Nazis zum 80. Mal. Die jungen Konfirmierten aus der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde in Barcelona kennen Bonhoeffers Geschichte nicht nur aus dem Schulunterricht, sondern weil er in ihrer Gemeinde, hier in Barcelona, 1928/29 als Vikar gewirkt hat. Sie wissen, wenn sie heute zum Glaubensbekenntnis und zu den biblischen Lesungen in der Kirche
aufstehen, dann, weil die Mitglieder der Bekennenden Kirche, die Bonhoeffer mitgründete, allein für Jesus Christus und nicht für Adolf Hitler aufstanden. Und sie wissen, auch Dietrich Bon-hoeffer hatte Angst und Skrupel.
In der C/Brusi hängt ein großes Plakat mit seinem Gedicht „Wer bin ich?“, das davon erzählt.
Wer bin ich?
Sie sagen mir oft, ich träte aus meiner Zelle
gelassen und heiter und feste
wie ein Gutsherr aus seinem Schloss.
Bin ich das wirklich, was andre von mir sagen?
Oder bin ich nur, was ich selbst von mir weiß:
Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig,
ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle
…
Wer bin ich?
Einsames Fragen treibt mit mir Spott.
Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott.
Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, Gütersloh (Gütersloher Verlagshaus) 2010, S. 188
Manche sagen heute, Dietrich Bonhoeffer war ein Heiliger, ein Prophet, ein Held. Er selbst hätte solche Titel abgelehnt. Er war ein gebildeter Mann und ein mutiger Christ, der wusste, was ihm an seinem Glauben heilig war, und dass er dafür einstehen und aufstehen musste: Barmherzigkeit. Nächstenliebe. Frieden. Vielleicht kann das Gedenken an seinen Todestag uns erinnern, das auch zu tun, wenn die Umstände in unserer Zeit es erfor-dern sollten.
Von Pfarrerin Antje Grambow, August 2025
Schlagwörter: Geschichte