Raubkunst – Beutekunst – Kunstzerstörung

Gustav Klimt, Adele Bloch-Bauer I, auch „Goldene Adele“ genannt, The Yorck Project 2002- 10.000 Meisterwerke der Malerei
Diese Begriffe umfassen die dunkle, die kriminelle, korrupte und negative Seite der Kunst. Mit ihnen verbindet man Krieg, Machtmissbrauch, religiösen Fanatismus, Geldgier und dumme Ignoranz.
Die Annahme, dass Kunst allein um ihrer selbst geachtet und bewundert wird und Raubkunst, Beutekunst und gezielte Kunstzerstörung Relikte der Vergangenheit sind, ist heute bei zunehmendem Populismus und religiösem Fanatismus, leider sehr naiv. Wenn Staaten und Regierungen die Kunst beeinflus-sen, oder gar verbieten, dann ist es auch schlecht um die Demokratie eines Landes bestellt. Vom Ansatz her, verfolgen Raubkunst, Beutekunst und Kunstzerstörung ähnliche Ziele. Bei genauer Betrachtung, sind die Methoden doch unterschiedlich.
Raubkunst steht als Synonym für die unrechtmäßige Anei-nung von Kunstwerken durch die Nationalsozialisten. Der wohl größte Teil der unrechtmäßig erworbenen und beschlagnahmten Werke, stammt aus der Zeit von 1933-1945. Damals wur-den Kunstwerke von den Nazis willkürlich enteignet, wenn sie Personen gehörten, die rassisch, politisch oder religiös verfolgt wurden. Der allergrößte Teil dieser Werke stammte aus oft hochkarätigen jüdischen Sammlungen. Ein großer Teil von Kunstwerken, die dem privaten Besitz von NS-Größen, wie Hermann Göring, entstammten, kam nach 1945 in Museen. Aber auch Werke, die nach 1945, sei es durch Schenkungen oder Ankäufe in öffentliche Sammlungen kamen, hatten oft eine ‚dunkle‘ Vergangenheit. Um dieses Unrecht wieder gut zu machen, sollen die Werke der Raubkunst restituiert werden. Die Restitution von Raubkunst der NS-Zeit ist die versuchte Wiederherstellung von Eigentumsverhältnissen an Kunstwerken, und zwar durch Rückgabe der Werke oder Entschädigung der Eigentümer oder deren Erben. Seit 1998 gibt es die ‚Washingtoner Prinzipien‘, eine Selbstverpflichtung von 44 Staaten, den Kunstraub der Nationalsozialisten aufzuklären und für ‚faire und gerechte Lösungen‘ zu sorgen, in der Regel die Rückgabe. Die Beweislast bei einem begründeten Raubkunstverdacht liegt aber bei den Museen und nicht bei den Antragstellern. Dies führt leider immer noch zu Problemen, da es zum einen noch keine gesetzlichen Regelungen gibt und zum anderen Museen sich nicht gerne von Kunstwerken trennen und das ‚Problem‘ lieber nicht beachten.
Bei der Beutekunst ist wohl jedes Land betroffen, als ‚Täter‘ oder ‚Opfer‘. Beutekunst umfasst alle Kulturgüter, die sich eine Kriegspartei außerhalb ihres Territoriums als Kriegsbeute an-eignet. Dies geschieht gewöhnlich, um sich persönlich oder den eigenen Staat zu bereichern. Oft aber auch um den Gegner zu demütigen, oder dessen nationale Geschichte und Kultur zu vernichten.
Immer noch am Anfang ist die Aufarbeitung der kolonialen Beutekunst, die alle Kulturgüter umfasst, die in der Kolonialzeit geraubt wurden. Spanien, Portugal, Frankreich, Niederlande und vor allem England gehören zu den großen Kolonisatoren. Deutschland zählte eher zu den kleineren Kolonialländern – es hatte zwischen 1884 und 1919 fünf Kolonien – deren Geschichte aber sehr leidvoll war. In den Kolonien wurden unzählige Statuen, rituelle Objekte, Masken und Schmuck geraubt und in die Heimatländer gebracht, um diese zu erforschen, auszustellen und die Depots der Museen damit zu füllen. Die Kolonien gibt es nicht mehr und die ehemals Kolonisierten fordern zu Recht ihre Kunst, die ein Teil ihres kulturellen Erbes ist, zurück. Tatsächlich besteht nicht nur eine moralische, sondern auch eine rechtliche Pflicht, die geraubten Objekte und Kunstschätze zu restituieren.
Wer dachte, dass Raub- und Beutekunst Relikte der Vergangenheit sind, hat sich stark getäuscht. Kunstzerstörung ist im-mer noch ein bestimmender Teil der Kriegsführung und Unte-drückung, in zahlreichen Konflikten weltweit. Vor den Augen der Weltöffentlichkeit findet der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine statt. Russland zerstört auch gezielt die Kunst und Kultur der Ukraine, wie deren Museen, Denkmäler, Opernhäu-ser, Theater und vieles mehr. Damit soll die Geschichte und Identität der Ukraine ausgelöscht werden.
Von Gabi Jahreiß, Kunsthistorikerin, April 2025
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Leuchtendes Beispiel für Raubkunst
Das Bildnis Adele Bloch-Bauer I, auch „Goldene Adele“ genannt, von Gemälde von Gustav Klimt (1862–1918) gilt als eines der bedeutendsten Werke Klimts wie auch des österreichischen Jugendstils (Wiener Secession) insgesamt. Rund um die Rückgabe des Gemäldes an die Erben durch die Republik Österreich wurde es als „Ikone“ der kulturellen Identität des Landes bezeichnet. 2006 wurde es zu kordpreis von 135 Mio. Dollar vom US-amerikanischen Unternehmer Ronald Lauder für die von ihm gegründete Neue Galerie in Manhattan (New York) erworben.
The Yorck Project 2002- 10.000 Meisterwerke der Malerei
Schlagwörter: Europa, Geschichte, Kultur, Kunst, Malerei