Ein Buch entsteht

Auf den Spuren des Großvaters, Kirchemaler Wilhelm Sievers
Dossier Sant Jordi 2025
Der Weg vom Konzept bis zum Druck
Unsereins besitzt nicht im Entferntesten den Einfallsreichtum der weltberühmten Schriftstellerin Donna Leon. Alljährlich schafft sie es, einen neuen Kriminalroman aus der malerischen Lagunenstadt Venedig auf die Bestsellerliste zu setzen. Andere Autoren tun Ähnliches und erreichen entsprechende Quoten.
Aber wie steht es mit einer ziemlich normalen Person, die nach Artikeln, literarischen Beiträgen und Dissertation ein ganz anderes Buch schreiben will? Was treibt sie an, welche Erfahrungen sammelt sie während des Schreibens? Meistens sind es persönliche Erlebnisse oder Familiengeschichten, die für die Öffentlichkeit interessant sein könnten. Erinnert sich noch jemand an den Roman und Film „Herbstmilch“, der die zu Herzen gehende Geschichte einer Bäuerin in Kriegszeiten schilderte? Abgesehen von literarischen Expertisen, Rezensionen, Fach- und Sachbüchern, Touristenführern etc. kann es auch irgendein Einfall sein, der jemanden zum Schreiben animiert. So erging es mir. Es war eine fixe Idee, die in mir eine enorme Kraft entfaltete und mich zum Schreiben eines speziellen Buches buchstäblich antrieb. Begonnen hatte dieser Schreibzwang vor über einem Jahrzehnt, als mir mein älterer Cousin Helmut den Geschäftsbogen und einige Dokumente unseres Groẞvaters – Kirchenmaler Wilhelm Sievers – überreichte mit der Bitte, weiter zu recherchieren und die Ergebnisse schriftlich festzuhalten. Darin bestand die mir auferlegte Aufgabe für die folgenden Jahre.
Es wurde ein beschwerlicher Weg, bis das Buch nach und nach Gestalt annahm. Der Weg war gepflastert mit intensiven Nachforschungen in Stadt-, Gemeinde- und Kirchenarchiven. Im 2. Weltkrieg waren die Werkstatt und das groẞe Stadthaus mit 16 Wohnungen ausgebombt und viele Dokumente nicht mehr aufzutreiben. Zudem musste ich mir Sachkenntnisse über dekorative Kirchenmalerei und die Architektur von Kirchen aus der Zeit des Historismus verschaffen. Mein Ziel war es, die verschüttete Familiengeschichte und das Werk unseres Großvaters aufzudecken und schrittweise die vierzig Orte und Kirchen persönlich aufzusuchen, in denen Großvater im frühen 20. Jahrhundert mit Ausmalungen beschäftigt gewesen war. Mein Buch sollte eine Mischung aus Biographie, Sachkunde, Stadtrundgänge, Kirchenbesuche und Erlebnisberichte werden. Fotos sollten die Fahrten und Funde veranschaulichen.
Mit mehreren Unterbrechungen wurden etliche Reisen – auch während der Corona-Pandemie – unternommen, beschrieben und das gesamte Material für das Buch zusammengestellt. Darüber sind Monate und einige Jahre vergangen. Inzwischen stehen die Nachschlagewerke im Regal. Die Notizen und der Schriftverkehr sind in zwei dicken Aktenordnern abgeheftet. Die Fotos sind im Computer gespeichert, teilweise entwickelt und viele davon im Buch reproduziert. Die zahlreichen menschlichen Kontakte, Begegnungen und künstlerischen Entdeckungen möchte ich nicht missen, denn sie haben mich unendlich bereichert.
Mein Verleger hatte mir die Veröffentlichung des Buches zugesagt, so dass es nur noch darauf ankam, das Buch fertigzustellen. Auf Empfehlung einer Studienfreundin fand ich eine hervorragende Mediengestalterin aus Olèrdola, Provinz Barcelona, die mein Manuskript trotz fehlender Deutschkenntnisse außerordentlich professionell für den Druck vorbereitete. Doch welch‘ nimmer endende Korrekturen, die fast drei Monate dauerten! Üblich sind 5 Korrekturphasen. Der fast 300seitige Buchtext mit Fotomaterial wurde im pdf-Format auf Acrobat Reader jeweils in 5 Teilen an mich geschickt. Jedes Mal waren Seite für Seite zu überprüfen, Berichtigungen zu markieren und im Kommentar zu erläutern. Fünfmal korrigierte ich die fünf Teilpakete und fand immer wieder – oftmals meinerseitige – Fehler wie Satzzeichen, Wortverdrehungen, falsche Formulierungen. Erläuterungen waren hinzuzufügen, Fotos umzustellen und dem jeweiligen Text anzupassen.
Zwischenzeitlich bemühte ich mich um Druckangebote einer passenden Druckerei, die ich in Deutschland fand. Die Mediengestalterin hatte einen schönen Buchdeckel entworfen und übermittelte diesen sowie das korrigierte Manuskript über das Digitalportal der Druckerei. Nach einer nochmaligen Prüfung meinerseits klappte die etwas komplizierte Freigabe des Manuskripts zum Drucken. Ein Zentnergewicht fiel von mir ab! Der Weg in die Öffentlichkeit ist geebnet Das Buch wurde vor zwei Wochen an den Verlag ausgeliefert. Wir dürfen nur noch hoffen, dass das Buch Anklang finden und gelesen wird. Einen solchen Erfolg wünscht sich schließlich jede/r Autor/in und in erster Linie auch der Verlag!
Von Dr. Phil. Evelyn Patz Sievers, April 2025
Infos
Kirchenmaler Wilhelm Sievers – Auf den Spuren einer vergessenen Kunst Lehmweg Verlag, Hamburg, 2025.
ISBN: 9783943537093
Schlagwörter: Biografisches, Geschichte, Kultur, Traditionen