Für immer in unserem Gedächtnis

Einblick in die Sagrada Familia, Ausblick auf 2026 , das Gaudi-Jahr in Barcelona., Foto: Uta Illing
Dossier Besondere Tage
Unser Dossier der Asugabe 171 besteht dieses Mal aus vielen besonderen Tagen und Jahren. Unsere Redaktionsmitglieder haben sich etwas herausgesucht aus den vielen Tagen, die dieses Jahr herausragen wie Montserrat, die UPF, der Tramp von Chaplin, Bonhoeffer, Demokratisierungsprozess in Spanien oder Schengen. Stöbern Sie durch. Unser Platz ist begrenzt, so mussten wir eine Auswahl treffen und konnten vieles nicht bedachten wie den 100. Geburtstag von Hildegard Knef oder den 250. von Jane Austen. Auch Isabel Coixet wird dieses Jahr 65 und Irmgard Keun wäre schon 115 geworden. Jeder – Leserin und Leser- mag auch im eigenen Gedächtnis nach besonderen Tagen suchen, Geburtstage, Hochzeiten, Umzüge oder Verluste von lieben Menschen. Wir werden schnell fündig und schwelgen in Erinnerungen. Im Sommer haben wir Zeit und Gelassenheit dafür. Während ich noch das Dossier vorbereitete, erhielt ich eine Einladung ins Liceu zur katalanischen Oper „Benjamin a Portbou“. Die Grenzstadt Portbou ehrte Walter Benjamin 1994 mit der Gedenkstätte „Passagen“, ein begehbarer Eisentunnel, der symbolisch zum Meer hinabführt und der Walter-Benjamin-Gedenkroute. Diese Ehrungen machen Portbou zu einem wichtigen Ort des Gedenkens an Benjamin und sein geistiges Erbe. Das Thema der Oper drehte sich um das Leben des deutschen Philosophen, Kulturkritikers und Literaturtheoretikers Walter Benjamin, der mit Werken wie “Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit” das Denken des 20. Jahrhunderts prägte. Nach einer Irrfahrt durch halb Europa wollte er sich vor den Nazis über Frankreich in die USA retten. In einem kleinen Hotel in Portbou gestrandet, sah er keinen anderen Ausweg, als sich aus Angst vor der Gestapo das Leben zu nehmen. Ich will keine musikalische Kritik der Oper machen. Sein Lebensweg wurde in kurzen Szenen dargestellt, auf der Bühne traten u.a. seine wichtigsten, intellektuellen Weggefährten wie Brecht, Arendt, Fittko, Scholem und Dora Pollack auf. Was mir am meisten gefiel, war wie das Liceu augenzwinkernd auf das Thema der Migration aufmerksam machte. Gerade jetzt im Sommer, wo wieder die vielen Boote übers Meer kommen, randgefüllt mit Träumen, mit Menschen, die vor Diktaturen, Elend, Hunger, Gewalt, Trockenheit fliehen und hoffen, in ein Paradies zu kommen. Aber für die meisten endet die Reise wie für Benjamin in Aufenthalten in desolaten Lagern und oft auch im Tod. Niemand setzt ihnen ein Denkmal wie es Portbou für Benjamin getan hat.
Von Ina Laiadhi, Chefredakteurin, August 2025
Schlagwörter: Moderne Welt