Editorial Ausgabe 167: Träumen
Lasst uns zusammen träumen für unsere verschiedenen Träume
Als wir uns für das Dossier “Träumen” in dieser Ausgabe entschieden haben, wussten wir noch nicht, was auf uns zukommt. Dixi Greiner beleuchtet die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Träumen, einem faszinierenden Phänomen des Schlafs. Träume lösen immer wieder Überzeugungen, Ängste und Vermutungen aus, weil sie so schwer greifbar sind. Wir träumen von vielem im Leben, besonders aber vom Frieden. Sara Oró stellt uns den vietnamesischen, buddhistischen Lehrer Thich Nhat Hanh vor, der sein Leben lang für den Frieden gekämpft hat und sogar für den Friedensnobelpreis nominiert war. Er gilt als einer der Väter der Achtsamkeitsbewegung. Doch allein für den Frieden zu werben, reicht nicht aus. Es braucht eine Kultur des Friedens, die weltweit aktiv ist. Kolja Bienert schreibt über die aktuellen Turbulenzen in der EU und zeigt uns, dass es nicht ausreicht, nur zu träumen. Wir müssen aktiv werden und daran arbeiten, dass das europäische Projekt gelingt. Uta Illing, Biologin, dachte, sie träumt, als sie eines Morgens einen Gänsegeier am Strand entdeckte – ein ungewöhnlicher Anblick, da dies nicht sein natürliches Lebensumfeld ist. Wie kam er dorthin? Das erinnert mich an Rachel Carsons Buch „Silent Spring“, das in den 60ern auf das Umweltphänomen aufmerksam machte, dass durch Pestizidnutzung ganze Landstriche vogelfrei geworden waren. Wollte der Gänsegeier vielleicht einfach mal seine Lungen durchpusten?
Es gibt auch Träume, die Wirklichkeit werden. Yasmina Abd Elrahman berichtet über die Galerie BienCuadrado: ein wahr gewordener Traum. Manchmal muss man einfach eine Chance ergreifen, um einen unbewussten Traum zu realisieren. Zufällig sah ich diese Woche den katalanischen Film „El 47“, in dem eine Gemeinschaft von Anwohnern in Torre Baró, einem Viertel etwas außerhalb von Barcelona, in den 60er und 70er Jahren davon träumt, endlich durch Verkehrsmittel gut an die Stadt angebunden zu werden. Eine wahre Geschichte um den Busfahrer Manolo Vital, der sich unbeirrt mit der Stadtverwaltung auseinandersetzte. Die Freude, die sie erleben, als sie den Traum unerwartet verwirklichen, ist riesengroß und überträgt sich auf die Zuschauer und Zuschauerinnen. Geht doch! Gerade hat die Stadtverwaltung übrigens mitgeteilt, dass sie einen neuen öffentlichen Raum im Stadtviertel Torre Baró anlegen wird. Es geht also weiter.
Aber nach diesen schönen Träumen müssen wir kurz innehalten und an den Albtraum von Valencia denken. Wie viel Energie werden die Menschen dort brauchen, um neue Träume zu schaffen, um ihre Familien, Häuser und ihr Leben wieder aufzubauen? Ein afrikanisches Sprichwort sagt: „Allein geht man schnell, aber zusammen kommt man weiter.“
Auch der TaschenSpiegel war der Traum einen kleinen Teams, der Wirklichkeit wurde. In diesem Sinne wünscht das ganze Redaktionsteam eine frohe Weihnachtszeit von ganzem Herzen und einen guten Rutsch ins neue Jahr, damit sich viele Träume erfüllen mögen.
Von Ina Laiadhi, Chefredakteurin, Dezember 2024
Schlagwörter: Barcelona, Kultur, Moderne Welt, Traditionen