Elena Medel, Las Maravillas
Las maravillas ist ein Roman über das Geld der Frauen, oder besser: über das Geld, das sie nicht haben und darüber, was es mit ihnen macht, keines zu haben. Die eine zieht Ende der 1960er Jahre vom Süden Spaniens in die Hauptstadt Madrid, um dort als Kindermädchen oder Hausangestellte zu arbeiten, damit die zurückgelassene Tochter es einmal besser hat. Die andere ist diese Tochter, und gut 30 Jahre später geht auch sie den Weg der Mutter in die Stadt.
Las maravillas folgt dem Leben dieser Frauen an die Orte ihrer Armut, in WGs, verspätete Buslinien, ölige Kneipen. Beiden fehlt das Geld, und damit die Zuversicht und das Vertrauen in sich selbst, in ihre Männer und in das Land, in dem sich alles verändert bis auf das eigene Elend. Und plötzlich fordert jede auf ihre Weise die hergebrachte Ordnung heraus: „Deine Mutter hat mir Bücher empfohlen, aus ihrem Studium, und ich habe weitergelesen und gemerkt, je mehr ich auf eigene Faust denke, desto unbehaglicher fühlt sich Pedro.“
Die parallelen Lebenswege von Mutter und Tochter, die beide fast nichts voneinander wissen (wollen), werfen die Fragen auf nach der Existenz eines Familienschicksals über die Generationen hinweg: Welche Rolle spielt die Klasse, in der man groß wird? Ist das Wissen um die eigene Vergangenheit und Herkunft von Bedeutung? Die Frauen haben keine Zeit, darüber nachzudenken, denn sie müssen arbeiten. Aber ihre Körper sprechen.
Nach Meinung der Kritiker von ABC Cultural zählt Las maravillas zu den besten spanischen Bücher des Jahres 2020. Es wurde bis jetzt in neun Sprachen übersetzt. Elena Medel, die Autorin, wurde 1985 in Córdoba geboren und ist Dichterin und Verlegerin. Sie leitet den Lyrikverlag La Bella Varsovia. Ihr erster Roman Las Maravillas wurde mit dem Premio Francisco Umbral als Buch des Jahres ausgezeichnet.
Von Katharina Städtler, Februar 2023
Infos
Anagrama 2020
(deutsch: Die Wunder, Suhrkamp 2022)
Schlagwörter: Biografisches, Kultur, Literatur