Lesetipp: Internationaler Booker-Preis 2024: „Kairos“
Im Mai wurden die deutsche Schriftstellerin Jenny Erpenbeck und der Übersetzer Michael Hofmann mit dem International Booker Prize ausgezeichnet, der mit 50.000 Pfund dotiert ist.
Mit den Booker-Preisen wird die weltweit beste Belletristik ausgezeichnet, die im Original auf Englisch verfasst (Booker Prize) oder ins Englische übersetzt wurde (International Booker Prize).
Erpenbecks Roman Kairos handelt von der Liebesbeziehung zwischen einer 19-jährigen Studentin und einem wesentlich älteren, verheirateten Mann, die sich 1986 in Ost-Berlin begegnen. Kairos, eine scheinbar gute Gelegenheit, etwas Neues zu starten. Aber ihre Beziehung ist nicht nur romantisch, sondern wird zum Sinnbild für den „zerbrochenen Idealismus“ der DDR und die letztendliche „Auflösung eines ganzen politischen Systems“. Die Juroren wählten Kairos aus einer Liste von sechs Büchern aus und lobten die „leuchtende Prosa“ und die hohe Qualität der Übersetzung. „Es beginnt mit Liebe und Leidenschaft, aber es geht mindestens genauso sehr um Macht, Kunst und Kultur“, sagte Eleanor Wachtel, die Vorsitzende der Jury. Kritiker loben den Roman für seine Überlegungen zum Zusammenspiel von Freiheit, Loyalität, Liebe und Macht. „Die Selbstversunkenheit der Liebenden, ihr Abstieg in einen zerstörerischen Strudel, bleibt mit der größeren Geschichte Ostdeutschlands in dieser Zeit verbunden und trifft die Geschichte oft in seltsamen Winkeln.“
Erpenbeck, 57, wurde in Berlin geboren und arbeitete als Opernregisseurin, bevor sie eine preisgekrönte Romanautorin wurde. Zu ihren Werken gehören Heimsuchung (2013) und Gehen, ging, gegangen (2017).
Hofmann, 66, wird als „der wohl weltweit einflussreichste Übersetzer des Deutschen ins Englische“ bezeichnet. Neben Lyrik unterrichtet er Literaturkritik an der University of Florida.
Von Ina Laiadhi, Mai 2024
Schlagwörter: Europa, Kultur, Literatur, Moderne Welt