Künstler, Architekt und Visionär
Tomás Saraceno wurde in Argentinien geboren, wo er auch Architektur und Kunst studierte. Heute lebt er in Berlin. In zahlreichen Projekten und Installationen beschäftigt er sich mit den verstrickten Beziehungen der Menschen untereinander und ihrer Umwelt. Er kreiert schwimmende und fliegende Skulpturen und interaktive Installationen, deren spinnwebartige Netze in Analogie stehen sollen, für die Art und Weise, wie die Netzwerke unserer Gesellschaften funktionieren. Betritt man die Installationen, werden sie in Schwingungen versetzt, die an anderer Stelle etwas verändern.
In Berlin-Rummelsberg hat der Künstler in einer alten Fabrik ein Studio gegründet, indem multidisziplinäre Mitglieder, unter anderem Architekten, Anthropologen, Biologen, Künstler und Kunsthistoriker, miteinander arbeiten. In einer gemeinsamen Vision versuchen sie, eine neue Art von Sensibilität zu entwickeln für eine ethische Zusammenarbeit mit der Atmosphäre und der Umwelt, frei von Grenzen, frei von fossilen Brennstoffen.
Im Jahre 2015 gründete er die Aerocene-Foundation, die sich mit aerosolaren Skulpturen befasst, die nur durch die Wärme oder Hitze der Sonne und Infrarotstrahlen fliegen. Die entwickelten Aeroskulpturen wurden offiziell bei der UN-Klimakonferenz in Paris 2015 vorgestellt und brachen danach mehrere Weltrekorde für lange nachhaltige Flüge ohne fossile Brennstoffe, Solarpanels, Helium oder Batterien.
Tomás Saraceno beschäftigt sich intensiv mit Spinnen und ihren Netzen, sowie deren Schwingungssignalen. Er gründete die Arachnophilia, eine gemeinnützige, interdisziplinäre Spinnen-Forschungsgemeinschaft, deren Aufgabe es ist, Spinnen, ihre Netze und Vibrationen in Beziehung zum Menschen zu erforschen. Ein drittes langfristiges Forschungsprojekt von Tomás Saraceno sind seine Wolkenstädte, Cloud Cities, mit dem Ziel eine modulare Wolkenstadt zu schaffen, um neue nachhaltige Bauweisen zu entwickeln und das Leben auf der Erde in den Orbit auszudehnen.
Ausstellungen dazu gab es unter anderen im Hamburger Bahnhof (2011), der MET in New York (2012) und in San Francisco im Museum of Modern Art.
Seit 2013 ist in Düsseldorf, im Museum für moderne Kunst die Installation „Im Orbit“ – eine Konstruktion aus fast transparenten Stahlseilen und seifenblasenähnlichen Kugeln – zu bestaunen und zu begehen.
Cloud Cities Barcelona
Am 20. Mai 2022 wird die neueste, diesmal permanente, Installation von Tomás Saraceno in Barcelona eröffnet. In 130 Metern Höhe kann man seine interaktive Wolkenstadtskulptur im Mirador Torre Glories erleben und hat einen ganz neuen Blick auf Barcelona. Es sind geometrische Formen, die die Möglichkeit aufzeigen sollen, die Einschränkung der Schwerkraft aufzuheben und Zukunftsvisionen von neuen Lebensräumen zu erschaffen. Mit seinem Wunsch, die Installation – zumindest für alle in Barcelona lebenden Menschen – kostenlos zugänglich zu machen, hat er sich leider nicht durchsetzen können. So hat man die Wahl zwischen der Möglichkeit für 15 Euro in den Torre Glories hinaufzufahren und dort auf einer Plattform einen Rundumblick auf die Stadt und die Skulptur zu werfen oder, wenn man körperlich fit ist, für 25 Euro die Skulptur zu betreten, sich in ihr zu bewegen und die Schwingungen zu erleben, die ähnlich wohl auch eine Spinne in ihrem Netz bemerkt, wenn sich ein Lebewesen darin verfängt. In der Installation kann man herumklettern und immer wieder andere Perspektiven auf Barcelona, aber auch auf seine Umwelt und die darin lebenden Wesen werfen.
Ich bin gespannt!
Von Birgit Carls-Eisenberg, Mai 2022
Infos
www.miradortorreglories.com
Schlagwörter: Barcelona