Loriot, alias Vicco von Bülow
Einer der größten deutschen Humoristen wäre am 12. No-vember 100 Jahre alt geworden. Mit seinem untrüglichen Sinn für das Absurde und Groteske im bürgerlichen Milieu, dem beispiellosen Gebrauch der deutschen Sprache und seinen berühmten Knollennasenmännchen hat sich Loriot in die Köpfe der ganzen Nation gebrannt. Wohl jeder kann einen Ausspruch von Loriot zitieren und viele müssen schon allein bei Namen wie Müller-Lüdenscheid oder Opa Hoppen-stedt schmunzeln. Wer erinnert sich nicht an die Klassiker wie „Die Nudel im Gesicht“, „Das Bild hängt schief“ oder „Ber-ta, das Ei ist hart“.
Loriot besaß das einmalige Talent der Beobachtung. Er analysierte die Menschen und gab ihre Verschrobenheit und Ei-genarten überspitzt wieder, sodass sich jeder oftmals darin erkennen konnte. Sein Humor ging
jedoch niemals unter die Gürtellinie oder verletzte.
Vicco von Bülow oder Loriot (das französische Wort für den Pirol, den Wappenvogel der von Bülows) wurde 1923 in Brandenburg an der Havel geboren. Nach seinem Einsatz im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront studierte er an der Landeskunstschule in Hamburg Malerei und Grafik. Hier lernte er auch seine Frau Romi kennen, mit der er zwei Töchter hatte und bis zu seinem Tod über 60 Jahre verheiratet war. Seine Ehe diente Loriot auch als Inspiration für seine Sket-che, „das hat er natürlich alles aus unserem Alltag“, verriet einmal seine Ehefrau.
In den 1950er Jahren war er als Cartoonist für mehrere Ma-gazine tätig, u.a. auch für den „Stern“. Schon damals waren die knollnasigen Männchen sein Markenzeichen. Seinen ersten Fernsehauftritt hatte er als Moderator der Sendung „Cartoon“. Die größten Erfolge feierte er aber ab den 1970er Jahren mit seinen Sketchsendungen. Seine beiden Filme „Ödipussi“ und „Pappa ante portas“ sind inzwischen echter Kult.
Loriot wies einmal darauf hin, es werde in keinem seiner Filme irgendwo gelacht. Lachen sollen die Zuschauer. Dies ist zugleich das Geheimnis seines Humors: Bei Loriot wird in den besten Momenten darüber gelacht, wie alle Beteiligten trotz widrigster Umstände versuchen, so etwas wie Würde zu bewahren – und diese gerade deshalb auf umso komischere Weise verlieren.
Und worüber lachen die Deutschen, da Loriot bereits 2011 gegangen ist? Natürlich trotzdem über Loriot, einen Unsterblichen, der bis heute unerreicht ist.
Von Gaby Götting, Dezember 2023
Schlagwörter: Familie, Kultur