Mir reichts, sagt die Erde
In unserem Interview in der Ausgabe 157, April Mai 2023 stellten wir Miguel A. Torres die Frage: „Die Winzer und Winzerinnen sagen, dass die Erde zu ihnen spricht. Spricht sie auch zu Ihnen? und wenn ja, was sagt sie Ihnen?“ Spontan und ohne lange nachzudenken antwortete er uns ehrlich: „Mir reicht‘s! Das kann doch nicht sein“. Diese Antwort betrifft uns natürlich alle, denn sie verdeutlicht die Verantwortung, die wir gegenüber unserer Erde haben. Darum haben wir es dieses Mal zum Thema des Editorials genommen. Auch aus Treue zu der Erde, die uns seit so vielen Jahren uneigennützig beherbergt. Wir muten ihr jedoch gerade in letzten 100 Jahren viel zu viel zu. Die Konsequenzen kommen immer mehr ans Licht. Der aktuelle IPCC-Bericht (Sixth Assessment Report) zeigt es auch. Wir verschleudern die vorhandenen Ressourcen so schnell, dass wir nach sieben Monaten eines Jahres bereits alles verbraucht haben, was die Erde jährlich produzieren kann. Es geht also „ans Eingemachte“ wie der Volksmund sagt, an die Reserven. Hier nur einige der uns geläufigen Schlagworte über die Auswirkungen des Klimawandels: Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen, Stürme, geringere Ernteerträge und der Anstieg des Meeresspiegels sind nur einige der sichtbaren Konsequenzen.Nicht lustig. Die Abholzung ist eine der dramatischen Ursachen des Klimawandels, auch für den Sauerstoffmangel in der Atmosphäre und die Verdrängung von Wildtieren. Die Weltgesundheitsorganisation erklärt zudem: „Die Luftverschmutzung stellt mittlerweile das größte umweltbedingte Gesundheitsrisiko der Welt dar.” Der Verlust der Artenvielfalt durch Überfischung, Abholzung und Zerstörung von Lebensräumen. Absterbende Ozeangebiete an dicht besiedelten Küsten, wo viele Chemikalien ins Wasser gelangen. Durch schlechtes Management der ansteigenden Weltbevölkerung wird die Umwelt immer stärker belastet und immer mehr Ressourcen gehen verloren. Nein, ich meine nicht die Lebensmittel – davon hätten wir mehr als genug, um alle Menschen zu ernähren. Aber je schneller die Bevölkerung wächst, desto mehr Wildnisgebiete für Infrastrukturen werden geopfert, mehr „Dinge” werden produziert und das führt folglich zu mehr Umweltverschmutzung. Zuletzt noch die Überfischung der Ozeane und die als Mülltonne genutzt: wir entsorgen unerwünschten Müll auf einfache Art und ohne Rücksicht. Fische werden so stark abgefischt, dass viele Fischarten kurz vor dem Aussterben stehen. Das alles macht Angst. Wir könnten jede und jeder für sich mit dem Ohr horchen, was uns die Erde mitteilen will. Mal sehen, ob wir das Gleiche wie Miguel A. Torres hören. Wer von uns würde nicht gerne seinen Kindern und Enkelkindern eine angenehme, bewohnbare Erde hinterlassen!
Von Ina Laiadhi, Chefredakteurin, April 2023
Schlagwörter: Moderne Welt, Umwelt