Parc Güell – Park Problem
Parc Güell gehört zu den touristischen Hauptattraktionen in Barcelona. Er ist der größte Park der Stadt und das Werk von Antonio Gaudi (1852-1926). 1900 hatte der Industrielle Eusebio Güell (1846-1918) das steile und hügelige Land am Rande von Gracia, in den Carmel Hügeln gekauft. Er wollte dort eine Siedlung mit 60 Häusern für wohlhabende Bürger der Stadt bauen.
Die Häuser sollten im modernistischen Stil und nach den neusten technischen Errungenschaften gebaut werden. Die Idee, parkähnliche Siedlungen außerhalb der Stadt zu bauen, kam ursprünglich aus England. Auch hier waren die Lebensbedingungen in den Städten durch Industrialisierung und Luftverschmutzung schwer geworden. In Barcelona stieß dieses Projekt aber auf wenig Resonanz. Den wohlhabenden Bürgern war das Gelände zu weit außerhalb der Stadt gelegen. Auf dem Areal stand schon ein großes Haus, die Larrad Villa auch Muntaner de Dalt Haus genannt, in das Güell 1907 mit seiner Familie zog. 1904 hatte der Architekt Francesc Berenguer ein Schauhaus fertig gestellt, das keinen Interessenten fand. Güell konnte seinen Freund, den Architekten Gaudi überreden, das Haus für sich und seine Familie zu erwerben. Gaudi lebte dort von 1906 bis zu seinem Tod 1926. Bis 1914 gestaltete Gaudi die Parkanlage. 1923 übergab die Familie Güell den Park der Stadt Barcelona. 1926 wurde der Park offiziell der Bevölkerung übergeben. 1963 eröffnete ein Museum in Gaudis Haus. 1984 wurde der Park UNESCO Weltkulturerbe. Seit 2013 muss man für den abgetrennten, ca. 1,7 ha umfassenden Eingangsbereich Eintritt bezahlen.
Gaudi hatte in einem ersten Schritt schon ab 1900 die Anlage in verschiedene terrassenartige Ebenen unterteilt, Wege und Viadukte angelegt und für eine sinnvolle, die einheimische Fauna berücksichtigende Bepflanzung gesorgt. 1903 waren der Eingangsbereich mit den Pavillons und 1907 die Eingangshalle, die als Platz für wöchentliche Märkte gedacht war, beendet. Die darüber liegende Aussichtsterrasse mit der sie umrundenden Serpentinenbank war dann 1914 fertig. Die architektonischen Hauptmerkmale des Parks liegen im Eingangsbereich und umfassen ca. 9% der Gesamtfläche des Parks. Neben den oben erwähnten Bauten, Plätzen, Wegen und Viadukten gehört die sogenannte Drachentreppe – eigentlich ein Salamander – zu den am meisten fotografierten Elementen des Parks. 2013 wurde genau dieser Bereich eingezäunt, zur nicht öffentlich zugänglichen Zone erklärt und ein nicht zu knapper Eintritt verlangt. Mit den Eintrittsgeldern soll der Park renoviert und erhalten werden.
Genau hier scheint das Problem für die Bürger Barcelonas zu liegen. Seit die Hauptattraktionen des Parks kostenpflichtig geworden sind, ist das Interesse der Bewohner Barcelonas an ihrem Park dramatisch gesunken. Auf der anderen Seite steigen die Touristenzahlen rapide an. Jährlich kommen mehr als 3 Millionen Besucher aus aller Welt, die dicht gedrängt die abgegrenzte Zone besuchen. Die Stadt Barcelona musste handeln. Durch die steigende Zahl der Touristen waren die einheimischen Besucher weggeblieben. 2018 wurde eine Art Taskforce gegründet, die das Ziel hat, den Park der Stadt und ihren Bewohnern zurück zu geben. Es wurde ein strategischer Plan erstellt, der eine Balance zwischen touristischen Aktivitäten und sozialer Nutzung finden soll.
Eine Umfrage unter der einheimischen Bevölkerung bestätigt genau dieses Dilemma. Die wenigsten Bewohner waren seit 2013 im Park Güell, aber fast alle Befragten fühlen sich ihres Parks durch die Touristen beraubt. Ein Parkbesuch hat sich heute im Vergleich zu 2013 stark verändert. Dies liegt an der überfüllten Enge durch die Scharen von Touristen im zahlungspflichtigen Teil, aber auch an den Zäunen und Sperren im kostenfreien Teil des Parks. „Overtourism“ ist das neue Wort für Städte, die von Touristen überschwemmt werden und dadurch das Leben der Bevölkerung erschweren. Leider ist der Park Güell ein gutes Beispiel dafür. Es wird nicht einfach sein, eine Lösung zu finden, die allen gerecht wird.
Von Gabriele Jahreiß
Infos
Parque Güell
10€, Vergünst. Kinder, Rentner, incl. Bus Güell ab Alfons X (L4)
Öffnungszeiten: sind ans Tageslicht angepasst https://parkguell.barcelona/es
Schlagwörter: Ausflüge, Barcelona, Europa, Familie, Katalonien, Kultur, Sehenswert, Unterwegs