Patricia Cancelo, La Princesa de Hierro
Die Eisenprinzessin, so wurde sie von den anderen Lehrlingen genannt, die Wetten darüber abschlossen, wie lange sie es wohl in diesem von Männern dominierten Handwerk aushalten würde.
Inzwischen hat die Bildhauerin und Reporterin Patricia Cancelo (Vigo, 1971) viele Auszeichnungen erhalten, unter anderen 2016 den Primer premi Sant Jordi, Barcelona und 2018 den Premi ciutat Barcelona. Menció honorifica Barcelona.
Im November 2020 eröffnete sie in der Traveseria de Grácia ihre kleine Galerie, in der ich sie, angezogen durch große und kleine Eisenskulpturen, geformt zu ineinander verschlungenen Kreisen oder Quadraten, großen farbigen Gemälden und Schmuck, kennenlernte.
Wie sie mir sagte, träumte sie schon lange von einer eigenen Galerie. Wegen der COVID-Pandemie und den wegfallenden Ausstellungs- und Verkaufsmöglichkeiten (Galerien und Geschäfte mussten in Barcelona über Monate schließen) verwirklichte sie diesen Traum früher als geplant. Bevor Patricia Cancelo begann, mit Eisen zu arbeiten, hatte sie viele andere Materialien ausprobiert: Ton, Gips, Stein, Holz und Keramik. Der große Umbruch kam für sie mit einem Stipendium von La Llotja de arte y diseño in Barcelona, das sie erhielt, um die Kunst, mit Eisen Skulpturen zu erschaffen, zu erlernen. „Gleich am ersten Tag, habe ich mich in dieses Material verliebt, das war im Jahr 2000“, sagt sie.
Eisen- ein Material nur für Männer?
Patricia Cancelo hat häufig Probleme mit Stereotypen. Als Beispiel fügt sie an, wenn Leute in meine Galerie kommen, fragen sie oft, wer die Skulpturen gemacht hat, dann sag ich ihnen: „Sie sind von mir“; dann heißt es oft: „Ja die Bilder und der Schmuck, aber die großen Skulpturen – wer hat die gemacht?“
Eines ihrer Probleme hängt mit der Männerdominanz in dieser Kunstrichtung zusammen: die notwendige Sicherheitskleidung gibt es bisher nur in Männergrößen und nicht für so zierliche Frauen wie Patricia Cancelo. Die Sachen sind alle viel zu groß. „Guck mal“, sagt sie, „dieser Anzug ist der Kleinste, den ich gefunden habe, es ist sehr unbequem, so zu arbeiten. Jetzt habe ich mir einen Anzug nähen lassen.“ Noch schlimmer ist es mit den Handschuhen und Schuhen. Zum Glück hat sie nach 10-jähriger Suche zumindest die passenden Sicherheitsschuhe gefunden.
Ein schwieriger Start
Für die Karriere von Patricia Cancelo war der Künstler Josep Maria Parés von großer Bedeutung. In Olot sah sie seine Arbeiten zum ersten Mal und interessierte sich für deren Machart. Sie wollte unbedingt bei ihm eine Ausbildung beginnen und suchte ihn in seiner Werkstatt auf. Seine Reaktion, „In meiner Werkstatt war noch nie eine Frau und du wirst nicht die erste sein“, war ein Schock. Sie ging dennoch jeden Tag zu ihm und fragte immer wieder nach. Eines Tages ließ er sie dann doch in die Werkstatt, nur die Maschinen durfte sie zunächst nicht anfassen. Die Zusammenarbeit mit Josep Maria Parés, einem sehr strengen und anspruchsvollen Meister, dauerte dann 10 Jahre. „Ich habe dort oft geweint, aber ich habe auch viel gelernt“, berichtet sie.
Der größte Erfolg und große Ziele
Als ihren derzeit größten Erfolg bezeichnet die Künstlerin die aktuelle Ausstellung Art Solidari in der modernistischen Anlage von Sant Pau (Recinto modernista de Sant Pau), bei der sie gemeinsam mit Marc Lotorre auch als Kuratorin aktiv ist.
An der von ihr initiierten Ausstellung sind zehn weitere Künstlerinnen und Künstlern beteiligt. Ein Teil des Erlöses aus dem Verkauf der Kunstwerke geht an das Forschungsinstitut Hospital de Sant Pau zur Unterstützung der Forschungen über die Auswirkungen von COVID 19.
Ihr Ziel ist es, einmal im Guggenheim Museum in New York auszustellen. Berührung mit dem Guggenheim Museum in Bilbao gibt es bereits, sie darf im Museumsladen kleine Werke verkaufen.
Von Elisa Heinrich, März 2021
Infos
GALERIA D´ART – TALLER
Patricia Cancelo, Traveseria de Grácia 315, 08025 Barcelona
Schlagwörter: Kultur