Mode, der Spiegel unserer Gesellschaft
Mode begegnet uns tagtäglich, ob in der Kleidung, in der Kunst oder Literatur, in der Musik, im Film, Theater oder Fernsehen. Das Wort “Mode” kommt aus dem Lateinischen “modus” und bedeutet ”Maß” bzw. Art und Weise. Nicht nur im Französischen “la mode” auch im Deutschen ist “Mode” ein gebräuchliches Fremdwort, z.B. Spielmodus, Modus Vivendi (Lebensweise), Modus operandi (Vorgehensweise).
Mode drückt den allgemein vorherrschenden Geschmack in einem bestimmten Bereich und Zeitraum aus, der heute “in” und morgen schon wieder “out” ist. Mode bewertet auch unser gesellschaftliches Verhalten. In den 50er Jahren waren Petticoat und Rock ‘n Roll, in den 68er Jahren der Minirock und die “Flower Power”-Bewegung Abbilder ihrer Zeit. So waren die Hippies Anhänger einer antibürgerlichen und pazifistischen Lebensform, während in den Jahren 1976 und 1977 die “Punk”-Bewegung der Jugendlichen entstand, aus Protest gegen Unzufriedenheit und Arbeitslosigkeit, die in England und den USA ihren Ursprung hatte.
In Bezug auf Architektur und Kunst waren eklatante tiefgreifende Stilrichtungen die Renaissance, der Jugendstil oder das Bauhaus. Nicht nur in der Malerei mit der Erfindung der Zentralperspektive (Leonardo da Vinci) war die Renaissance “modern”, auch in der Musik spiegelt sich besonders das Natur- und Schönheitsideal der Epoche wider. Die Gesangsform des Madrigals mit seinen erstmals weltlichen Inhalten blühte in dieser Epoche auf.
Das Wesentliche im Jugendstil -im katalanischen Raum wird von “Modernisme” gesprochen- ist der Versuch, die Natur in der Kunst durch schwungvolle und florale Ornamente abzubilden.
Die kubische Form, würfelförmig mit Flachdach und Glas findet ihr Abbild im Bauhaus-Stil. Im Wohnbereich dominieren die Farben rot, gelb und blau und geometrische Formen. Neue Materialien wie Chrom und Aluminium anstelle von Holz kommen zum Einsatz.
Der Minimalismus brachte uns in den 70er Jahren eine neue Lebensphilosophie “Weniger ist mehr”. Komplett konträr dazu war in den späten 80er Jahren der “Cocooning-Trend”, der Rückzug ins kuschelige Private. Einrichten im Vintage-Stil ist heute angesagt, wie nie, wobei sich Designklassiker zu wertvollen Sammlerstücken entwickelt haben.
Mode macht aber weder vor Namen noch Hunden oder Tänzen halt. Nachdem mit der Reformation die Tradition, die Kinder nach dem Heiligenkalender zu benennen endete, setzten sich im Laufe der Jahrzehnte die persönlichen Vorlieben der Eltern durch. Um 1900 standen Gertrud und Hans ganz hoch im Kurs. Dann kamen in den 30er Jahren Helga und Ursula und später dann Karin, Renate und bei den Jungen Peter, Wolfgang und Jürgen hinzu.
Erst in den 70er Jahren wurden die beliebtesten Vornamen internationaler. Nicole und Christian, Tanja und Anja oder Stefanie und Stefan führten die Hitlisten an. Die zahlreichen Gastarbeiter und die liberale Kultur der 60er Jahre hinterließen eindeutige Spuren.
Prominente, Werbung und Filme sind die häufigsten Gründe, warum auch eine Hunderasse zum Modehund wird. “BO”, ein portugiesischer Wasserhund von Barack Obama wurde seit 2009 zum “first dog” und schlichtweg zum Modehund des Jahrzehnts. Die Karriere des Modehundes “Lassie”, des Collie der gleichnamigen Fernsehserie in den Jahren 1954 – 1973, wurde darüber hinaus mit einem Stern auf dem “Hollwood Walk of Fame” gekrönt. In den 1960er Jahren war der Dackel Liebling nicht nur von Brigitte Bardot und Andy Warhol sondern er schaffte es sogar als “Waldi” zum Maskottchen der Olympischen Spiele 1972. Auch Filmhund “Beethoven” gelang der Bernhardiner-Sprung in den 1990er Jahren zu Weltruhm, abgelöst von 101 Dalmatinern auf den Gabentischen der kleinen Trickfilmliebhaber, was zu nicht unerheblichen Problemen führte, denn sie sind recht groß und haben einen nicht unerheblichen Bewegungsdrang. Ab dem Jahre 2000 wusste nicht nur Loriot, dass “ein Leben ohne Mops zwar möglich, aber sinnlos ist”.
Von Petra Eissenbeiss, März 2021
2.Folge
Schlagwörter: Kultur, Moderne Welt