Paulus in den Feldern

San Pau del Camp, Foto: laiadina
Üblicherweise zieht es Fans romanischer Kirchen in die Pyrenäen. Doch auch im heutigen Herzen der Stadt gibt es ein architektonisches Prachtstück jenes Baustils, das man gesehen haben sollte. Sant Pau del Camp…
Liegt heute im Raval. Der Name des Viertels kommt aus dem arabischen und bedeutet etwa „vor-der-Mauer“ und daher kann man schon erahnen, warum das Kloster, welches dem heiligen Paulus geweiht ist, den Beinamen „in den Feldern“ trägt. Bis zum 14. Jahrhundert war das Benediktinerkloster noch außerhalb der Stadt gelegen. Erst der von Peter dem Zeremoniellen in Auftrag gegebene zweite Mauerring sollte das Kloster in die Stadt holen.
Das mag den Mönchen ganz recht gewesen sein. Wusste man doch, dass das Kloster 985 bei dem Angriff des muslimischen Heerführers Almansor zerstört worden war. Erst 1096 ließen sich wieder Mönche nieder, nur um Zeuge zu sein, wie das Kloster 1114 erneut zerstört wurde. Doch ließ man sich nicht ermutigen und mit der Hilfe des Klosters Sant Cugat wurde Sant Pau wieder hergerichtet und einem Prior unterstellt. Waren im 14. Jahrhundert noch acht Mönche dort wohnhaft, waren es Ende des 15. Jahrhunderts nur noch drei Brüder.
Die sogenannte Desamortisation, also die Überführung des Kirchengutes in private Hände sorgte dafür, dass 1842 eine Schule einzog. Doch leider blieb es nicht dabei, sondern das Kloster musste wie viele andere Kirchengebäude in dieser Zeit von 1855-1890 als Kaserne herhalten. Der Dichter, Politiker und Romantiker Víctor Balaguer schaffte es jedoch, dass das Kloster zum Nationaldenkmal erklärt wurde und die Herren abziehen mussten. Einer der Gründe für das Engagement Balaguers war wohl die Bewunderung des von Mythen umwobenen Stammherrn der Grafendynastie Barcelonas, Wilfried des Haarigen (sein Lehnsherr, wie könnte es anders sein war Karl der Kahle: nicht wegen fehlendem Haupthaar, sondern weil er beim Erbe nichts abbekommen hatte.)
Balaguer hatte bereits 1849 ein Theaterstück mit dem bezeichenden Titel “Vifredo el Velloso” entworfen. Man hatte 1596 eine Funeralinschrift entdeckt, die von dessen Sohn Wilfried II. stammt, dem man auch nachsagt, das Kloster gegründet zu haben.
Die einschiffige Kirche ist wie der Glockenturm einfach gehalten. Der Zentralbau hat die Form eines griechischen Kreuzes mit drei Apsiden. Wenig Licht dringt in den Innenraum, doch umso besser ist die Akustik. Wer sich traut, sollte hier einen Kanon anstimmen und sich überraschen lassen. Der Kreuzgang ist aus kunsthistorischer Sicht am interessantesten. Im 13. Jahrhundert entstanden, kann man einen klaren muslimischen Einfluss erkennen. Die Kapitelle kontrastieren die einfache Struktur der Säulen mit aufwendigen floralen Motiven, mit Löwen, kämpfenden Kriegern, oder etwa der Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies.
Um manche Perle zu entdecken, muss man sich manchmal ein wenig abseits der üblichen Routen wagen. Doch dieser kleine Aufwand lohnt sich hier auf jeden Fall.
Von Cornel-Peter Rodenbusch
Adresse: Carrer Sant Pau, 101, 08001 Barcelona
Besuchszeiten: Montag bis Samstag, 10 h bis 13 h und 16 h bis 19 h, am besten die katalanische Gratis-Tour am Sonntag um 12:45 h mitmachen.
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