Selbstverteidigung, ein spannendes Thema?
Daniela Pohle war Gast im Klub Hannah im März 2019. Sie erzählte uns von ihren Erfahrungen mit verschiedenen Kampfsportarten. Sie praktizierte verschiedene Arten von Kampfkunst bis sie Pekiti Tirsia Kali fand. Besonders wichtig ist für sie die Arbeit mit Frauen. Dafür bildete sie sich im feministischen Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungssystem „Jede Frau und jedes Mädchen kann sich wehren!“ weiter.
Daniela Pohle ist schon als Kind selbstbewusst und probiert sich gern aus, auch im Kämpfen. So zum Beispiel spielerisch gegen ihren Cousin oder im Streit gegen ihre kleine Schwester. Da diese sich körperlich noch nicht wehren kann, nutzt sie das Spucken als Waffe. Das ist so ekelhaft für Daniela, dass sie den Kampf beendet. Ihre Schwester erreicht durch einfaches Spucken, dass Daniela aufhört, sie zu belästigen. Eine wichtige Erkenntnis für Daniela. Im Alter von 17 Jahren beginnt Daniela, sich mit Kampfkunst ernsthafter zu beschäftigen. Der Weg führte sie zu Pekiti Tirsia Kali, einem klingenorientierten Kampf- und Bewegungssystem der Philippinen. Es basiert auf einfachen Prinzipien und Bewegungen, welche lehren, Angriffe egal in welcher Form strategisch abzuwenden oder ihnen auszuweichen. Ist eine körperliche Auseinandersetzung unvermeidbar, wird der Gegenangriff zum Selbstschutz gewählt. Vor und nach jedem Kalitraining gibt es ein Ritual, welches zur Suche nach Wissen und respektvollem Handeln aufruft.
Während Danielas Weiterbildung im Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungssystem „Jede kann sich wehren!“ bei Regina Speulta in Deutschland wird ihr nochmals deutlich, wie stark die eigene Einstellung eine Situation prägt. Das Konzept des Systems beruht auf Sunny Graff, die auch die Bücher „Mit mir nicht“ und „Mädchen sind unschlagbar“ geschrieben hat. Mit Regina Speulta arbeitete Daniela später anderthalb Jahre zusammen.
Frauen lernen schon von Kindesbeinen an, Angst vor Vergewaltigung zu haben. Das macht sie verwundbar und lässt sie Vermeidungsstrategien entwickeln. Unwissenheit und das Ungleichgewicht der Macht zwischen Männern und Frauen spielen dabei eine wesentliche Rolle. In ihren Kursen zur Selbstbehauptung und Selbstverteidigung klärt Daniela auf und gibt Mädchen und Frauen Werkzeuge in die Hand, die ihnen helfen, sich vor verbalen oder körperlichen Übergriffen zu schützen. 65% unserer Kommunikation sind Körpersprache, 25% unsere Tonlage (Stimme), und nur 10% machen die gesprochenen Worte aus. Daher ist entscheidend, dass Frau nicht nur lernt, „NEIN“ zu sagen, sondern auch wie sie „NEIN“ zu sagen hat. Vor allem vor dem Hintergrund, dass in den meisten Fällen sexueller Gewalt der Täter den Frauen bekannt ist, und es bei Gegenwehr meistens zum Tatabbruch kommt, wie Polizeistudien belegen.
Daniela erzählte von verschiedenen Gewaltsituationen und ging auch auf das Muster eines sexuellen Missbrauchstäters ein: erst wird die Tat geplant, dann das Opfer ausgewählt und isoliert, um anschließend die Gewalttat zu auszuführen.
Sunny Graff sagt: „Gewalt beginnt dort, wo sich die andere Person beginnt unwohl zu fühlen.“
Von Cristina Cano
Schlagwörter: Frauen, Klub Hannah in Barcelona, Moderne Welt