Über das eigenartige Hobby der sogenannten Colombicultura…
Machos in der Luft, Machos am Boden
Bei meinen Spaziergängen auf der Carretera de los Aigües oberhalb von Esplugues sind mir immer wieder Vogelzüchter begegnet mit großen Holzkisten.
Kaum geöffnet erhoben sich zahllose farbige Vögel in die Luft. Zunächst dachte ich, es handelt sich um farbenprächtige tropische Vögel bis ich realisierte, dass es sich um bunt bemalte Tauben handelte, jede noch dazu mit einem eigenen Muster. Es war schön anzusehen, auch wenn ich mich wunderte, wozu dieser Aufwand diente. Meine Bewunderung über die farbige Schar endete allerdings abrupt als mich meine katalanische Freundin über Sinn und Zweck dieses Treibens aufklärte. Eine einzige Taube ist nämlich nicht bemalt, das Taubenweibchen. Dieses ist lediglich markiert durch zwei weiße Federn und einen Sender. Besagtes Weibchen wird als erste in den Himmel entlassen. Man ahnt vielleicht schon wie es weitergeht. Die Kästen werden geöffnet und hektisch flattert die farbige Armada von rein männlichen Tauben heraus. Ihre Rasse, die buchona española, besitzt ein ausgeprägtes Balzverhalten als Ergebnis bewusster jahrhunderteralter Züchtung und ist somit darauf getrimmt, das Weibchen zu begatten. Was sich also zunächst als harmloses Farbenspiel präsentierte, ist nichts anderes als ein knallharter Wettbewerb. Sieger ist, wer – um es harmlos zu formulieren- am meisten Zeit in der Nähe des Weibchens verbringt.
Das mutet alles doch etwas archaisch an und tatsächlich brachten wohl die Mauren seinerzeit diesen Freizeitvertreib mit nach Spanien, wo er sich bis zum heutigen Tag insbesondere entlang der spanischen Mittelmeerküste erhalten hat. Man mag davon halten, was man will. Mein Fall ist das nicht!
Von Uta Illing, Mai 2024
Schlagwörter: Barcelona, Katalonien, Sport